Investing.com - Während die Aktienmärkte weiterhin mit negativer Stimmung zu kämpfen haben und die großen Börsenbarometer im Schnitt um 1 % fallen, hält ein bestimmtes Thema die Anleger weltweit in Atem. Es ist das Drama um die Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA, das die Finanzmärkte in Aufregung versetzt.
Die japanische Investmentbank Nomura (TYO:9716) bleibt bei ihrer alarmierenden Prognose und hält daran fest, dass das US-Finanzministerium seine Finanzierungsmittel bereits in der ersten Junihälfte aufgebraucht haben wird. Eine solche Entwicklung würde zweifellos zu erheblichen Turbulenzen auf den globalen Märkten führen und weitreichende Auswirkungen auf Unternehmen und Anleger haben.
"Unsere tägliche Schätzung des Haushaltsdefizits, ein grober Näherungswert für den Finanzbedarf eines jeden Monats, deutet darauf hin, dass der Gesamtfinanzierungsbedarf der Regierung bis zum 15. Juni, wenn durch die vierteljährliche Steuerzahlung zusätzliche Mittel bereitgestellt werden, wahrscheinlich die dem US-Finanzministerium zur Verfügung stehenden Cash-Mittel und außerordentlichen Maßnahmen übersteigen wird", erklärte Nomura in seinem Bericht.
Der dem Finanzministerium zur Verfügung stehende Betrag belief sich Ende April auf 357 Milliarden Dollar und am 17. Mai auf 160 Milliarden Dollar. Das Congressional Budget Office (CBO) schätzte kürzlich den Finanzierungsbedarf der Regierung für Mai und Juni auf 200 bis 300 Milliarden Dollar bzw. 75 bis 100 Milliarden Dollar. Das Defizit im Mai dürfte sich auf 250 Milliarden Dollar oder mehr belaufen.
In ihrer letzten Rede vor dem Kongress wies Finanzministerin Janet Yellen darauf hin, dass dem Ministerium die Erfüllung aller seiner Verpflichtungen zum 1. Juni wahrscheinlich nicht möglich sein wird. "Wir gehen jedoch davon aus, dass das Finanzministerium seine Projektion für das Datum X aktualisieren wird, je näher der Termin rückt. Wir glauben, dass die Definition des Finanzministeriums für den Termin X anders ausfallen könnte, als die meisten Marktteilnehmer glauben", erklärte die japanische Bank.
Auswirkungen eines Zahlungsausfalls
"Im Falle eines kurzfristigen Zahlungsausfalls erwarten wir, dass das Finanzministerium der Begleichung der Schulden Vorrang vor seinen anderen Verpflichtungen einräumen wird", so die Nomura-Experten. "Das Council of Economic Analysis (CEA) schätzt, dass ein 'kurzfristiger Zahlungsausfall' eine halbe Million Arbeitsplätze vernichten, das reale BIP-Wachstum auf Jahresbasis um 0,6 Prozentpunkte abschwächen und die Arbeitslosenquote um 0,3 Prozentpunkte erhöhen würde. Im Falle eines 'langwierigen Zahlungsausfalls' rechnet das CEA mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote um 5 Prozentpunkte und einem Rückgang des annualisierten realen BIP-Wachstums um 6,1 Prozentpunkte", heißt es weiter.
Dem Bericht von Nomura zufolge simulierte die Fed im Jahr 2013 die Auswirkungen eines kurzfristigen Zahlungsausfalls auf die Wirtschaft. Ihre Annahmen beinhalten einen Anstieg der Renditen für 10-jährige Staatsanleihen und BBB-Unternehmensanleihen um 0,8 bzw. 2,2 Prozentpunkte, einen Rückgang der Aktienkurse um 30 %, eine 10-prozentige Abwertung des US-Dollar sowie Vertrauensverluste bei Haushalten und Unternehmen.
Die Ratingagenturen könnten die Kreditwürdigkeit der USA herabstufen, selbst wenn das Finanzministerium die Schuldentilgung priorisiert, um einen sofortigen Zahlungsausfall zu vermeiden.