🧐 ProPicks KI Oktober-Update: Welche Aktien haben es geschafft?Jetzt reinschauen

EQS-News: La Française Group: SVB: Kann das Verhalten eines Einzelnen über das Schicksal aller entscheiden? (deutsch)

Veröffentlicht am 28.03.2023, 08:46
CSGN
-
FRCB
-
UBSG
-

La Française Group: SVB: Kann das Verhalten eines Einzelnen über das Schicksal aller entscheiden?

^

EQS-News: La Française Group / Schlagwort(e): Nachhaltigkeit/Marktbericht

La Française Group: SVB: Kann das Verhalten eines Einzelnen über das

Schicksal aller entscheiden?

28.03.2023 / 08:46 CET/CEST

Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.

---------------------------------------------------------------------------

SVB: Kann das Verhalten eines Einzelnen über das Schicksal aller

entscheiden?

von Deepshikha Singh, Deputy Head of La Française Sustainable Investment

Research & Head of Stewardship, La Française AM

Die letzten Wochen wurden von mehreren Panikanfällen im Bankensektor

überschattet, die zunächst in den USA auftraten und dann auf Europa

übergriffen. Zunächst war es Silvergate, die am 8. März ihre freiwillige

Liquidation ankündigte. Dies hatte einen Ansturm auf die SVB zur Folge,

woraufhin die Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) am 10. März alle

Einlagen der Bank übernahm. Anschließend griff die Bankenpanik auf die

Signature über, die am 12. März von den Aufsichtsbehörden stillgelegt wurde.

Am vergangenen Wochenende (18./19. März) kam es zu weiteren Auswirkungen,

als die Credit Suisse (SIX:CSGN) im Rahmen einer von der Regierung vermittelten

Transaktion an die UBS (SIX:UBSG) veräußert wurde und die Aktie der First Republic Bank (NYSE:FRC)

aufgrund der Parallelen zur SVB schwere Verluste erlitt.

Nach dem Zusammenbruch der SVB und dem Beginn der Überlegungen über das

Warum und Wie nutzten viele ESG-Kritiker (Environmental, Social and

Governance) die Gelegenheit, den Zusammenbruch der Bank auf ihre

ESG-Ausrichtung und "Wokenomics" zurückzuführen. Dem Board der SVB wurde

vorgeworfen, er habe sich auf seine Diversitäts- und Inklusionspolitik (DEI)

konzentriert und nicht auf das Risikomanagement.

Hat die SVB zu viel Energie und Aufmerksamkeit auf ESG und DEI verwendet?

Die ursprüngliche Idee von ESG ist es, Gewinn und Zweck zu verbinden. Was

den Zweck betrifft, so spielte die SVB eine entscheidende Rolle bei der

Unterstützung des weltweiten Start-up-Ökosystems und betreute vor allem

Start-ups und Pre-IPO-Unternehmen als Kunden. Die Bank ermöglichte jungen

Unternehmen, von denen die meisten an Lösungen für dringend benötigte

soziale und ökologische Probleme arbeiteten, ungehindert zu agieren.

Hinsichtlich der ESG-Strategie legte die SVB zwar einen Schwerpunkt auf DEI,

dieser ging jedoch über Geschlecht oder Rasse hinaus und wurde bei

Mitarbeitern und Kunden umgesetzt. Laut Corporate-Responsibility-Bericht

verfolgte das Board der SVB einen mehrdimensionalen Ansatz zur Diversität

und berücksichtigte eine Vielzahl von Fähigkeiten und Eigenschaften:

* Branchenerfahrung, insbesondere im Banken- und Kundengeschäft

* Funktionales, technisches oder sonstiges Fachwissen

* Geschlecht, Alter oder ethnische Diversität

* Andere wichtige Attribute, wie Veteranenstatus und geografische Vielfalt

Banken, Technologieunternehmen und insbesondere die Start-up-Szene, für die

die SVB tätig war, sind bekanntermaßen nicht sehr diversifiziert und haben

eine lange Geschichte von "Redlining" und systemischer Diskriminierung. Laut

dem Proxy-Filing von 2022 waren in der obersten Führungsebene der SVB 38 %

Frauen (weltweit) und 38 % Nicht-Weiße (USA) vertreten. Im Board of

Directors waren fünf von elf Mitgliedern Frauen (45 %). Allerdings waren

zehn dieser elf Direktoren weiß und sieben waren 60 Jahre und älter.

Außerdem waren elf von zwölf Board-Mitgliedern, darunter der CEO, der CFO

und der COO, männlich und alle zwölf waren weiß. Zwar hat sich die Bank

vorgenommen, die Diversität zu verbessern, aber zum damaligen Zeitpunkt war

sie sicherlich nicht so divers.

Hätten strengere Regularien geholfen?

Die Situation der SVB ist zwar komplizierter, aber einer der wichtigsten

Faktoren scheint die Lockerung verschiedener Regularien zu sein, die nach

der globalen Finanzkrise eingeführt wurden, um die Banken vor einem

Zusammenbruch zu bewahren. Die Regularien seit der Finanzkrise haben die

Banken gezwungen, mehr Kapital als zuvor zu halten und den Verschuldungsgrad

deutlich zu senken. Gleichzeitig wurden sie verpflichtet, große Mengen an

"High Quality Liquid Assets" zu halten, um die strengen

Liquiditätsanforderungen zu erfüllen.

Diese regulatorischen Anforderungen richten sich jedoch eher an globale und

systemrelevante Banken als an regionale Akteure. 2018 lockerte der

US-Kongress die nach der Finanzkrise eingeführten Dodd-Frank-Vorschriften,

die eine Bank wie die SVB zu häufigeren Stresstests verpflichtet hätten.

Dies könnte dazu führen, dass die Regulierung der Banken verschärft werden

muss. Einige Senatoren in den USA fordern bereits ein Gesetz zur Aufhebung

der Finanzderegulierung aus der Trump-Ära. Ähnliche Forderungen werden auch

in Großbritannien laut, wo die City of London ihre Bankenrichtlinien

überarbeiten will. Der Gesetzgeber könnte auch die

Mindestkapitalanforderungen auf kleinere, regionale Banken und

Schattenbanken ausweiten und durch eine Reform der Vergütungsregelungen für

Banker von riskantem Handeln abhalten.

Aber selbst wenn sie erfolgt wären, hätten diese Stresstests nur exotische

oder extreme Risiken erfasst. Was in diesem Fall hätte helfen können, wäre

eine bessere systematische Überwachung. Die Bank hatte eindeutige Mängel bei

der Risikokontrolle und wies in ihren SEC-Berichten Verluste aus, die jedoch

nicht realisiert wurden. Die Fed von San Francisco, die die

Muttergesellschaft beaufsichtigte, und die kalifornischen Aufsichtsbehörden,

die die Bank selbst beaufsichtigten, hätten letztes Jahr eine

Kapitalerhöhung von der SVB einfordern können, als sie weniger anfällig war.

Sie hätten auch eine Erhöhung der Zinssätze für Sparkonten verlangen können.

Das hätte zwar die Erträge geschmälert, aber die Liquidität und das

Vertrauen hätten erhalten werden können.

Hätten Portfoliomanager und ESG-Analysten dies vorhersehen können?

Die SVB wurde für ihr nachhaltiges Handeln gewürdigt und erhielt

Auszeichnungen und Anerkennung für Gleichberechtigung am Arbeitsplatz,

Philanthropie und verantwortungsbewusstes Investment. Laut Morningstar-Daten

waren von ca. 900 Fonds 3,3 % der Artikel 9-SFDR-Fonds und 2,6 % der Artikel

8-SFDR-Fonds in SVB investiert.

Als nachhaltige Investoren erwarten wir von den Unternehmen, in die wir

investieren, in erster Linie, dass sie ihren wesentlichsten ESG-Risiken

Priorität einräumen. Im Falle von Banken bezieht sich dies auf das

Management des "G" in ihrer Organisation durch ein effektives

Risikomanagement und gute Governance-Praktiken. Dadurch könnten sie ihre

Kernaufgabe der Bereitstellung von Finanzmitteln im jeweiligen

Geschäftsumfeld erfüllen. Bei Ausbruch der Krise war La Française AM

beispielsweise nicht in Crédit Suisse investiert, da die Bank eine schlechte

Unternehmensführung und ein schlechtes Risikomanagement aufwies, was in

unseren ESG-Bewertungen deutlich wurde. Die Bank berichtete nur begrenzt und

selektiv über Klima-, Strategie- und allgemeine Governance-Themen. Die

wiederholte Verwicklung in kleinere und grössere Kontroversen deutete auf

ein schlechtes Risikomanagement und fragwürdiges Geschäftsgebaren hin

(Geldwäscherei, Steuerbetrug und Bestechungsskandale). Der häufige

Führungswechsel machte Veränderungen in der Unternehmensführung schwer

durchsetzbar, was wiederum zu einer erheblichen Rufschädigung führte.

Wenn wir genau hinsehen, gab es einige Warnsignale bezüglich der

Unternehmensführung der SVB, die Anleger und Aufsichtsbehörden gleichermaßen

hätten alarmieren müssen. Die SVB hatte mehr als 30 Jahre lang dieselben

Wirtschaftsprüfer, die es offensichtlich versäumten, während des Wandels

eine neue Perspektive auf die Probleme einzunehmen. Die Zahl der

Board-Mitglieder mit Erfahrung im Risikomanagement verringerte sich 2022 von

elf auf acht. Außerdem ergriff das Management keine Maßnahmen, nachdem ein

von der Blackrock-Beratungsfirma Anfang 2022 in Auftrag gegebener Bericht

die Risikomanagement-Praktiken der SVB als unterdurchschnittlich bewertet

hatte.

Die SVB hatte 2022 größtenteils keinen Chief Risk Officer. Sie hatte jedoch

ein Risikomanagement-Team, ein Enterprise Risk Management Framework, einen

Risikoausschuss unter dem Vorsitz des Board-Vorsitzenden, einen

Kreditausschuss und einen Finanzausschuss. Laut Bloomberg trat der

siebenköpfige Risikoausschuss 2022 18 Mal zusammen, mehr als doppelt so oft

wie die sieben Sitzungen im Jahr 2021. Warum das Risikomanagementteam und

die Board-Ausschüsse der Bank das wachsende Liquiditätsrisiko nicht

vorhergesehen und abgesichert haben, lässt sich nicht sagen.

Seit der globalen Finanzkrise hat die SVB Berichten zufolge mehr als 2 Mio.

US-Dollar für Lobbyarbeit auf Bundesebene zur Deregulierung des

Bankensektors ausgegeben. 2015 sagte Greg Becker, Vorstandsvorsitzender der

SVB, vor dem Kongress aus, dass die SVB "wie unsere mittelgroßen

Konkurrenten keine systemischen Risiken birgt" und daher nicht den damals

geforderten strengeren Regularien, Stresstests und Kapitalanforderungen

unterworfen werden sollte. Die SVB ist in den letzten Jahren exponentiell

gewachsen und wurde 2022 mit einer Bilanzsumme von über 200 Mrd. US-Dollar

zur 14. größten Bank in den USA. Die Lobbyarbeit für eine Deregulierung

stand im Widerspruch zum Wachstum und den zunehmenden Risiken, denen die

Bank ausgesetzt war.

Dennoch ist die Behauptung, dass die Krise aufgrund der Fokussierung der

Bank auf DEI-Ziele entstanden ist oder dass jeder

ESG-Analyst/Portfoliomanager sie hätte vorhersehen können, ziemlich weit

hergeholt. Unserer Meinung nach hätte kein anderes Finanzinstitut einen

solchen Bankenansturm, wie ihn die SVB erlebt hat, verkraften können. Der

Kundenstamm war begrenzt, und das Risikomanagement der Bank war

offensichtlich nicht auf das beispiellose Zinsrisiko vorbereitet. Regularien

hätten helfen können, aber nur, wenn sie auf die breiteren Bereiche des

Bankensystems angewandt und wirksam umgesetzt worden wären.

ESG ist keine Nische in der Vermögensverwaltung mehr, sondern ein integraler

Bestandteil des Investierens. Die außerfinanzielle Analyse muss mit der

traditionellen Finanzanalyse Hand in Hand gehen. Die SVB ist ein

interessantes Fallbeispiel: Die Probleme in der Bilanz und die Entwicklung

der Corporate-Governance-Praktiken waren schon lange vor dem Verlust des

Marktvertrauens vorhanden. Sie hätten erkannt werden können, aber nur, wenn

Analysten und Portfoliomanager sowohl finanzielle als auch nicht-finanzielle

Faktoren gemeinsam betrachtet hätten, ohne einem der beiden Faktoren Vorrang

vor dem anderen einzuräumen. Als auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Investoren

müssen wir sicherstellen, dass die quantitative Analyse beider Aspekte durch

qualitative Bewertungen und die Zusammenarbeit mit den Unternehmen gestärkt

wird, um die damit verbundenen Risiken besser und früher zu erkennen und

einzudämmen.

La Française Pressekontakt

La Française Systematic Asset Management GmbH

Bianca Tomlinson

Neue Mainzer Straße 80

60311 Frankfurt

Tel. +49 (0)40 300929 174

btomlinson@la-francaise.com

www.la-francaise-systematic-am.com

Heidi Rauen +49 69 339978 13 | hrauen@dolphinvest.eu

Disclaimer

Dieser Kommentar dient ausschließlich zu Informations- und Bildungszwecken.

Die von der La Française Gruppe geäußerten Meinungen beruhen auf den

aktuellen Marktbedingungen und können sich ohne vorherige Ankündigung

ändern. Diese Meinungen können von denen anderer Anlageexperten abweichen.

Herausgegeben von La Française AM Finance Services mit Hauptsitz in 128

boulevard Raspail, 75006 Paris, Frankreich, einem von der Autorité de

Contrôle Prudentiel als Wertpapierdienstleistungsunternehmen regulierten

Unternehmen, Nr. 18673 X, einer Tochtergesellschaft von La Française. La

Française Asset Management wurde von der AMF unter der Nr. GP97076 am 1.

Juli 1997 zugelassen.

---------------------------------------------------------------------------

28.03.2023 CET/CEST Veröffentlichung einer Corporate News/Finanznachricht,

übermittelt durch EQS News - ein Service der EQS Group AG.

Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.

Die EQS Distributionsservices umfassen gesetzliche Meldepflichten, Corporate

News/Finanznachrichten und Pressemitteilungen.

Medienarchiv unter https://eqs-news.com

---------------------------------------------------------------------------

1593763 28.03.

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.