EZB-Zinsentscheidung: Banken-Crash ändert alles – wie reagiert die Zentralbank?

Veröffentlicht am 16.03.2023, 10:21
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Von Laura Sanchez

Investing.com – Die europäischen Märkte befinden sich im grünen Bereich – DAX, Ibex 35, CAC 40 … – bevor um 14:15 Uhr die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) bekannt gegeben wird.

Der von zwei US-Banken – SVB Financial Group (NASDAQ:SIVB) und Signature Bank (NASDAQ:SBNY) – ausgelöste Absturz der Aktienmärkte sowie die Krise bei der Schweizer Credit Suisse (SIX:CSGN) haben die Debatte darüber eröffnet, ob die Zentralbanken an ihrem bisherigen geldpolitischen Kurs festhalten sollten.

"Die Bankenkrise hat Panik unter den Anlegern ausgelöst. Sie befürchten, dass die großen Industrieländer auf eine Rezession zusteuern, wenn sich diese wie ein Strohfeuer ausbreitet. Grundsätzlich sind wir nicht der Meinung, dass dies der Fall sein wird. Was passieren wird, ist, dass die Banken künftig sehr viel selektiver bei der Anlage ihrer Verbindlichkeiten vorgehen werden. Das führt zu einer Verknappung des Kreditangebots sowohl in Europa als auch in den USA, was das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen kann. Aber genau das ist eines der Ziele, welche die Zentralbanken mit der Straffung der Geldpolitik anstreben, um die hohe Inflation zu bekämpfen", erklärt Link Securities.

"Wir erwarten, dass die Ankündigung der Schweizerischen Nationalbank und das Hilfegesuch der Credit Suisse die Anleger in Europa beruhigen werden. Wir sind allerdings der Ansicht, dass die heutige Sitzung des EZB-Rates viele Anleger nervös machen dürfte. Die Institution wird sich zu den Ereignissen der letzten Tage auf den Märkten äußern und versuchen, die Anleger und Kunden zu beruhigen. Hinweise auf die hohe Solvenz des europäischen Bankensektors, die nach den regulatorischen Änderungen sehr hoch ist, werden genutzt werden", so die Analysten weiter.

In diesem Sinne hält Link Securities daran fest, "dass die EZB heute eine Erhöhung ihrer Leitzinsen um 50 Basispunkte vornehmen wird – wenn sie dies nicht täte, könnte sie die Märkte erneut in Panik versetzen –, obwohl wir davon ausgehen, dass sie in Bezug auf neue Zinsmaßnahmen nicht allzu transparent sein wird. Stattdessen dürfte sie sich auf Hinweise beschränken, dass diese in Abhängigkeit von den vorliegenden makroökonomischen Daten vorgenommen werden".

"Die finanzielle Instabilität, die auch auf andere Banken übergegriffen hat, veranlasste die Märkte, einen Großteil der geplanten Zinserhöhungen auszupreisen. Für die Fed erwartet der Markt jetzt nur noch eine weitere Anhebung um 25 Basispunkte auf 4,75 Prozent und eine Senkung um 75 Basispunkte auf 3,75 Prozent bis Ende des Jahres. Im Falle der EZB werden nur noch zwei oder drei weitere Zinserhöhungen um 25 Basispunkte auf 3 bis 3,25 Prozent in Betracht gezogen", heißt es bei Renta 4 (BME:RTA4).

Achten Sie auf Lagarde

Die Pressekonferenz von EZB-Präsidentin Christine Lagarde wird um 14:45 Uhr von entscheidender Bedeutung sein.

"Obwohl die Präsidentin bei all ihren Auftritten seit der letzten Sitzung im Februar eine Anhebung um 50 Basispunkte auf 3 % (Einlagenzins) angekündigt hat, um der unangenehm hohen Inflation zu begegnen (Gesamtinflation 8,5 Prozent und Kerninflation 5,6 Prozent gegenüber dem Zielwert von 2 Prozent), haben die durch den Konkurs der SVB in den USA ausgelöste finanzielle Instabilität und die Nervosität im Zusammenhang mit der Credit Suisse dazu geführt, dass der Markt seine Erwartungen zurückgeschraubt hat und heute nur 25 Basispunkte erwartet. Wir erinnern in diesem Zusammenhang daran, dass das Ziel der EZB eine Inflationsrate von 2 Prozent ist. Sie darf dabei jedoch die Finanzstabilität nicht aus den Augen verlieren. Eine schwierige Situation für die EZB", so Renta 4.

"Obwohl die EZB ihr makroökonomisches Bild von Wachstum und Inflation aktualisieren wird, was mehr Aufschluss über die nächsten geldpolitischen Schritte geben könnte, wird all dies wahrscheinlich durch die derzeitige Unsicherheit getrübt werden. Es wird sich zeigen müssen, ob es einen Hinweis auf den Zielzins (Obergrenze) gibt, der vor der aktuellen Situation bei 3,75 Prozent lag und jetzt auf 3 bis 3,25 Prozent gesunken ist. Wir bezweifeln aber, dass die EZB viel Klarheit schaffen wird (ihre Entscheidungen sind jetzt nicht nur von den Daten, sondern auch von der Finanzstabilität abhängig)", fügen die Experten hinzu.

"Es gibt Situationen, in denen Flexibilität besser ist als Vorhersehbarkeit, und dies ist eine davon. Die jüngsten Ereignisse sprechen dafür, das Tempo zu drosseln. Die letzten Tage haben gezeigt, dass schnelle und starke Zinserhöhungen Konsequenzen haben. Es ist sinnvoll, dass die EZB die Zinssätze um 25 Basispunkte (auf 2,75/3,25 Prozent) anhebt, ohne zu sagen, wie es auf ihrer nächsten Sitzung (am 4. Mai) weitergeht. Das wäre eine Botschaft, die keinen hawkishen Ton erkennen ließe", so Bankinter (BME:BKT).

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