HERZOGENRATH (dpa-AFX) - Geschäftszahlen von Ausrüstern für die Chipindustrie (ETR:VVSM) sorgen für Licht und Schatten. Der Maschinenbauer Aixtron (ETR:AIXGn) will dank einer weiter guten Nachfrage nach effizienter Leistungselektronik seine Jahresziele mit einem starken Schlussquartal noch erreichen. Zudem normalisiert sich die Lage mit Blick auf den Stau bei der Bearbeitung von Exportlizenzen durch die Behörden weiter, wie eine Unternehmenssprecherin sagte. Ganz anders die Lage beim Branchenkollegen Süss Microtec : "Weil die deutschen Zoll- und Ausfuhrkontrollbehörden den Dokumentations- und Prüfungsaufwand für Auslieferungen nach China seit August 2023 deutlich intensiviert haben", ruderte der SDax-Konzern bei seinen Zielen für 2023 erneut zurück.
Fertige Anlagen im Wert von rund 23,5 Millionen Euro, davon überwiegend hochmargige Anlagen aus dem Segment Advanced Backend Solutions, konnten zum 30. September nicht ausgeliefert werden, hatte Süss Microtec am Mittwoch kurz vor Börsenschluss mitgeteilt. Daher sei im dritten Quartal auf Basis vorläufiger Zahlen lediglich ein Umsatz von rund 75 Millionen Euro erzielt worden. Vor einem Jahr waren es 70,5 Millionen.
Das Management stehe im engen Austausch mit den Behörden und gehe davon aus, dass hauptsächlich das zweite Halbjahr 2023 von den Verzögerungen betroffen sein werde. 2023 dürfte der Süss-Konzernumsatz daher nur noch bei 300 bis 340 Millionen Euro liegen, statt bei den bislang angepeilten 320 bis 340 Millionen. Die operative Marge (Ebit-Marge) dürfte nun bei 4 bis 8 Prozent liegen, statt bei 9 bis 11 Prozent.
Nach einem Kursrutsch um elf Prozent am Mittwoch ging es für Süss am Donnerstag mit minus 12,6 Prozent auf 16,60 Euro nochmals deutlich nach unten. Zwar seien die Lieferprobleme vorübergehender Natur, allerdings sei die Revision der Gewinnmargen recht deutlich, schrieb Analyst Armin Kremser von der DZ Bank in einer ersten Einschätzung. Das deute auf anhaltende Margenprobleme hin. Mehr Details dazu könnte es dann am 9. November zur Vorlage der vollständigen Zahlen für das dritte Quartal geben.
Der MDax-Konzern Aixtron steigerte den Umsatz sowie den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) im dritten Quartal deutlich, allerdings war bei ihm der Vorjahreszeitraum von Lieferzögerungen wegen des Fehlens von Exportlizenzen geprägt gewesen.
Für die Aktien ging es im frühen Handel zunächst um mehr als 7 Prozent abwärts - wohl auch weil Umsatz und Betriebsgewinn die Analystenerwartungen verfehlt hatten, bevor sich der Kurs berappelte. Gegen Mittag notierten die Aktien dann rund ein Prozent im Plus bei 28,76 Euro. Damit setzten sie die Stabilisierung der vergangenen Tage doch noch fort, nachdem sie zuvor vom im August erreichten Mehrjahreshoch von gut 37 Euro kräftig gefallen waren. Zuletzt hatten Sorgen über eine mögliche Abkühlung der Nachfrage auf dem Kurs gelastet.
Analystin Olivia Honychurch vom Investmenthaus Jefferies ist indes zuversichtlich, dass es sich im dritten Quartal nur um eine Auftragsdelle bei Aixtron handelt. Vor allem auf 2024 schaut sie optimistisch.
Der Umsatz bei Aixtron wuchs in den drei Monaten von Juli bis Ende September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 86 Prozent auf 165 Millionen Euro. Davon blieben 27 Prozent als Ergebnis vor Zinsen und Steuern hängen. Absolut bedeutet das fast eine Verdreifachung des Betriebsergebnisses auf 45,3 Millionen Euro, trotz hoher Forschungs- und Entwicklungskosten sowie eines fortgesetzt starken Personalaufbaus. Unter dem Strich verdiente der Konzern mit 39,6 Millionen Euro gut doppelt so viel wie vor einem Jahr.
Für das Gesamtjahr kalkuliert Aixtron-Chef Felix Grawert weiter mit einem Umsatz von 600 bis 660 Millionen Euro sowie mit einer Betriebsgewinnmarge von 25 bis 27 Prozent. Dafür braucht es aber einen kleinen Spurt in den verbleibenden Monaten. So stehen nach neun Monaten knapp 416 Millionen Euro Erlöse und eine Marge von 22 Prozent in den Büchern.
Und auch beim Auftragseingangsziel muss sich das Unternehmen strecken. Wegen eines Bestellrückgangs im dritten Quartal liegt der Auftragseingang nach neun Monaten mit gut 436 Millionen Euro nur knapp über dem Niveau von vor einem Jahr sowie ein gutes Stück unter dem Jahresziel von 620 bis 700 Millionen Euro. Analysten rechnen mit rund 660 Millionen.
Mit Blick auf seine Jahresprognosen dürfte Grawert auch auf eine weiter gute Nachfrage nach den noch neuen G10-GaN-Anlagen zur Herstellung von Halbleiterwafern auf Basis Galliumnitrid (GaN) setzen. Die Anlagen arbeiten laut Unternehmensangaben unter anderem effizienter und reduzieren so die Kosten für Chipkonzerne.
Chips aus GaN sowie auf Siliziumcarbid-Basis (SiC) setzen sich immer stärker durch, da sie energieeffizienter und temperaturbeständiger als klassische Siliziumchips sind. Sie leiten Strom schneller, was Voraussetzung etwa für Schnellladetechnik für Heimelektronik und E-Autos, den sparsameren Betrieb von Daten- und Serverzentren und für bestimmte 5G-Mobilfunk-Anwendungen ist. Aixtron beliefert dabei aktuell mehrere Großkunden, die Fabriken auf- und ausbauen, in denen SiC- und GaN-Bauelemente im industriellen Maßstab gefertigt werden.
Bei GaN habe gerade erst die Phase begonnen, in der dieses Material klassisches Silizium in Anwendungen wie Schnellladetechnik für Konsumelektronik, E-Bikes und ähnlichem auf wirklich breiter Basis ersetze, hatte Grawert vor wenigen Monaten in einer Analystenkonferenz gesagt. Daher dürfte die Nachfrage nach GaN-Anlagen längere Zeit hoch bleiben.