Investing.com - Goldman Sachs (NYSE:GS) erwartet nun, dass die Federal Reserve (Fed) die Leitzinsen in diesem Jahr sieben Mal anheben muss, um die steigende Inflation in den USA einzudämmen. Vorher hatten die Experten lediglich fünf Anhebungen vorausgesehen.
Das Umdenken folgte auf die Bekanntgabe der Verbraucherpreise in den USA im Januar, die mit 7,5 Prozent den höchsten jährlichen Anstieg seit 1982 verzeichneten. Der Preisanstieg war breit gefächert und erstreckte sich nicht nur auf Lebensmittel und Energie, sondern auch auf Kategorien wie Einrichtungsgegenstände und Krankenversicherungen, wie Bloomberg berichtete.
Die Goldman-Ökonomen gehen davon aus, dass die Fed in sieben aufeinanderfolgenden Sitzungen des Offenmarktausschusses die Zinsen um je 25 Basispunkte erhöhen wird.
Angesichts des Zusammenspiels aus sehr hoher Inflation, starkem Lohnwachstum und hohen Inflationserwartungen auf kurze Sicht spricht zwar einiges für eine Anhebung um 50 Basispunkte im März, doch deuten die bisherigen Aussagen der Geldpolitiker eher auf graduelle Schritte hin, so die Goldman-Analysten.
"Die meisten Fed-Vertreter, die sich zu diesem Thema geäußert haben, haben sich bisher gegen eine Anhebung um 50 Basispunkte im März ausgesprochen", schrieben die Goldman-Analysten in einer Notiz. "Daher glauben wir, dass der wahrscheinlichere Ansatz stattdessen eine längere Serie von Erhöhungen à 25 Basispunkte ist."
Der Chef der Federal Reserve Bank of St. Louis, James Bullard, sagte gestern in einem Bloomberg-Interview, er befürworte eine Anhebung der Zinsen um einen vollen Prozentpunkt bis Anfang Juli als Antwort auf die höchste Inflation seit vier Jahrzehnten. Das letzte Mal, dass das Leitzinsniveau auf einen Schlag um einen halben Prozentpunkt angehoben wurde, war im Jahr 2000.
"Wir würden unsere Prognose anpassen, falls andere Mitglieder sich ihm anschließen, insbesondere wenn der Markt weiterhin eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine Anhebung um 50 Basispunkte im März einpreist", so die Goldman-Analysten.
Die Marktakteure preisen derzeit etwas mehr als sechs Zinserhöhungen bis zum Jahresende ein, aber was noch erstaunlicher ist, sie rechnen jetzt sogar mit einer Anhebung um 5 bis 6 Basispunkte im Februar, was eine nicht zu vernachlässigende Wahrscheinlichkeit für eine sofortige Notfall-Zinserhöhung impliziert.
Laut dem CME FedWatch-Tool liegt die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung um 50 Basispunkte im März bei über 90 Prozent. "Die Katze ist aus dem Sack", schrieben die Analysten der Danske Bank (CSE:DANSKE) in einer Notiz. "Für eine graduelle Anhebung ist es jetzt wohl zu spät. Denn um die Inflationserwartungen zu bremsen, muss die Fed die finanziellen Bedingungen deutlich verschärfen."
"Wir gehen davon aus, dass der Zielkorridor der Fed Funds im März um mindestens 50 Basispunkte angehoben wird, mit der Möglichkeit einer Notfallsitzung in Form einer Zinserhöhung oder einer vorzeitigen Beendigung des QE", hieß es in dem Kurzkommentar weiter.
In Reaktion auf die Inflationsdaten waren die Renditen in den USA kräftig gestiegen. Der Zins zehnjähriger US-Staatsanleihen stieg erstmals seit Sommer 2019 über die 2 Prozent-Marke, die zweijährigen Titel warfen mit 1,6287 Prozent die höchste Rendite seit Dezember 2019 ab.
Der S&P 500 verlor 1,8 Prozent, der Nasdaq 2,1 Prozent, der Dow Jones -1,5 Prozent und der Russell 2000 1,6 Prozent. Value- (NYSE:VOOV) und defensive Werte erwiesen sich als Zufluchtsort, während Immobilien- (NYSE:XLRE) und Technologiewerte (NYSE:XLK) zwei Prozentpunkte schlechter abschnitten als Finanzwerte (NYSE:XLF).
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