Investing.com – Die US-Bankenkrise, die seit März einige Opfer forderte, ist die unmittelbare Folge des Kampfes der Fed gegen die hohe Inflation. Die Unsicherheit über die Gesundheit der Regionalbanken und die steigenden Renditen am Geldmarkt führten zu einem kontinuierlichen Abfluss von Einlagen, was die Bilanzen der Banken in die Knie zwang.
Nutznießer dieser Situation sind primär Großbanken wie JPMorgan (NYSE:JPM), denn ihnen wird mehr Vertrauen entgegengebracht.
Der CEO Jamie Dimon weis um diesen Umstand und warnte auf dem JPM-Investorentag am Montag nicht ganz uneigennützig, dass mit weiteren Verwerfungen im Bankensektor zu rechnen ist. Obwohl JPM als Urgestein in der US-Bankengeschichte bereits viel erlebt hat, konnte Dimon die Investoren nicht beruhigen, denn selbst er kann nicht sagen, welche Auswirkungen die derzeitige Fed-Geldpolitik haben wird:
"Wir hatten noch nie ein QT (Quantitative Tightening). Es hat gerade erst begonnen, richtig? Und bereits jetzt gibt es enorme Marktverwerfungen. Mit dem von Jeremy [Powell] begonnen RRP-Programm hat die Fed noch nie so in den Markt eingegriffen wie jetzt. Die Fed hat im Grunde 2,3 Billionen Dollar an Geldfonds verliehen. Und ich weiß nicht, wie sich das in vollem Umfang auswirkt. Das ist natürlich ein direkter Abzug von Bankeinlagen, was auch sinnvoll ist."
Der JPM CEO verwies während seiner Präsentation darauf, dass die Übernahme der First Republic Bank (OTC:FRCB) für die Investoren ein Glückstreffer war. Denn JPM übernahm nicht alle Geschäftsbereiche, sondern nur die profitabelsten, von denen man auch in Zeiten weiter steigender Zinsen profitiert.
Deshalb konnte Dimon auf dem Investorentag auch verkünden, dass der Nettozinsertrag in diesem Jahr nicht mehr wie bisher bei 81 Milliarden Dollar, sondern bei 84 Milliarden Dollar liegen werde.
Die aktuelle Situation wird laut Dimon zwangsläufig dazu führen, dass Banken die Messlatte für die Vergabe von Krediten immer höher legen. Vor allem im Bereich der Gewerbeimmobilien sieht es zunehmend düster aus. Denn diese werden laut den Goldman Sachs (NYSE:GS) Ökonomen zu 80 Prozent von Regionalbanken vergeben. Also von jenen Instituten, die unter der Geldpolitik der Fed und dem Abfluss von Kapital am meisten zu leiden haben. Wie CNN berichtete, sagte Dimon:
"Die Kreditvergabe wird bereits eingeschränkt, denn der einfachste Weg für eine Bank, ihr Kapital zu erhalten, ist es, keinen weiteren Kredit zu vergeben".
Der JPM CEO ist überzeugt, dass sich die Lage noch weiter zuspitzt, denn entgegen der Markterwartung, dass die Fed das obere Ende ihrer Zinsen erreicht hat, rechnet er mit höheren Zinsen, wie er erklärte:
"Ich denke, jeder sollte darauf vorbereitet sein, dass die Zinssätze künftig steigen werden. Sie sollten auf Zinssätze von 6 oder 7 Prozent vorbereitet sein".