Investing.com - Die Finanzmärkte haben die Corona-Krise erfolgreich gemeistert. S&P 500, Dow Jones und Nasdaq befinden sich allesamt auf Allzeithochs. Gleichwohl vermuten einige Anleger, dass schon alles und mehr in die aktuellen Bewertungen eingepreist wurde, was in den kommenden Monaten an guten Nachrichten zu erwarten ist. Damit nimmt zwar das Risiko einer Korrektur zu, aber die Federal Reserve (Fed) wird wohl auch weiterhin aktiv intervenieren, um heftige Rückschläge zu verhindern.
Laut dem Milliardär und Investor Stanley Druckenmiller haben die beispiellosen Stimulus-Maßnahmen der Regierung und der Zentralbank die US-Investoren im verrücktesten Marktumfeld seit Jahrzehnten zurückgelassen. Er rät auf der Suche nach Wachstum in Übersee Ausschau zu halten.
Nach leichten Turbulenzen Ende Januar kehrte die Risikofreude an die Finanzmärkte recht schnell zurück. Sowohl die Firmenbilanzen als auch die Konjunkturdaten setzen zumeist positive Akzente. Gleichzeitig flacht sich die Covid-Kurve in den USA zunehmend ab. Darüber hinaus winkt den USA ein weiteres größeres Konjunkturpaket von 1,9 Billionen Dollar.
"Schnallt euch an", meinte Druckenmiller am Mittwoch in einem Videoclip mit Goldman Sachs (NYSE:GS) auf YouTube, wie CNBC berichtete. "Ich mache das jetzt seit 1978 als eine Art Chief Investment Officer und das ist so ziemlich der wildeste Cocktail, den ich je gesehen habe, wenn es darum geht, einen Fahrplan auszuarbeiten."
Der Chef des Duquesne Family Office meinte, dass die durch die Pandemie ausgelöste Rezession im Jahr 2020 fünfmal schlimmer war als der durchschnittliche wirtschaftliche Abschwung seit dem Zweiten Weltkrieg. Und obwohl 11 Millionen Menschen im vergangenen Jahr ohne Arbeit waren, sahen die USA den größten Anstieg der persönlichen Einkommen in zwanzig Jahren. Der Grund: die entschlossene und massive politische Reaktion auf die Krise, so Druckenmiller.
"In drei Monaten haben wir das Defizit mehr erhöht, als in den letzten fünf Rezessionen zusammen", so Druckenmiller.
Im Moment hält der Milliardär nach eigenen Angaben eine große Position in Rohstoffen. Durch die niedrigen Zinsen, die die Inflation ankurbeln, und die steigende Nachfrage nach sicheren Anlagen haben Rohstoffe ein erfolgreiches Jahr 2020 hinter sich: Gold, Silber und Kupfer sind alle um mindestens 20 Prozent gestiegen.
"Je länger die Fed versucht, die Zinsen niedrig zu halten, um die Konjunktur anzukurbeln, desto mehr hole ich aus meinen Rohstoffpositionen raus", sagte Druckenmiller.
Laut den Dot Plots der Federal Reserve dürften die Zinsen bis mindestens 2023 unverändert bleiben. Jerome Powell hatte jüngst noch einmal klargestellt, dass es ein baldiges Tapering der monatlichen Fed-Anleihekäufe nicht geben werde. Zum einen gäbe es keine Inflation und auch der Arbeitsmarkt sei noch weit vom Ziel entfernt. Jetzt sei es nicht an der Zeit, um über einen Exit aus der lockeren Geldpolitik zu sprechen, so Powell. Der am Freitag veröffentlichte US-Arbeitsmarktbericht, wo weniger als die erwarteten 50.000 Stellen geschaffen wurden, beweist, wie weit der Weg noch ist.
Das Umfeld für Rohstoffe bleibt demnach wohl noch für einige Zeit günstig.
Mit Blick auf Asien ist der ehemalige Hedgefonds-Manager bullisch eingestellt. Für die asiatischen Märkte könnte das Makro-Umfeld nicht besser sein, sagte Druckenmiller. Viele Länder hätten es geschafft, die Pandemie in den Griff zu bekommen, ohne ihre Defizite drastisch zu erhöhen, so der milliardenschwere Investor.
China, Taiwan und Hongkong hätten das Virus so gut wie besiegt und "haben sich kein Geld aus der Zukunft geliehen", meinte Druckenmiller. "Wenn ich mir anschaue, wie viel sich die Vereinigten Staaten geliehen haben, und dann Asien anschaue und wie sie damit umgegangen sind, dann denke ich, dass wir einen großen, großen Corona-Gewinner haben." Er fügte hinzu, dass Asien den USA auch in Sachen Technologie voraus ist, speziell in den Bereichen Speicher und Robotik.
Druckenmiller äußerte sich "recht konstruktiv" zu einer Reihe von Namen aus Taiwan, Korea und China, und nannte als Beispiel die digitale Zahlungsplattform Sea Limited (NYSE:SE) aus Singapur.
Obwohl Druckenmiller davon ausgeht, dass eine höhere Inflation und steigende Zinsen den wachstumsstarken Tech-Sektor (NYSE:XLK) unter Druck setzen dürften, bleibt er bullisch gegenüber der Cloud-Industrie und den Megacap-Aktien.
Der Global X Cloud Computing (NASDAQ:CLOU), der Cloud-Unternehmen wie Fastly (NYSE:FSLY), Zscaler (NASDAQ:ZS), Anaplan (NYSE:PLAN), Proofpoint (NASDAQ:PFPT) und Twilio (NYSE:TWLO) umfasst, ist im vergangenen Jahr um mehr als 77 Prozent gestiegen. Für den Vanguard Mega Cap Growth Index Fund ETF Shares (NYSE:MGK), der in Werte wie Apple (NASDAQ:AAPL), Microsoft (NASDAQ:MSFT), Amazon (NASDAQ:AMZN).com, Alphabet (NASDAQ:GOOGL), Facebook (NASDAQ:FB) und Tesla (NASDAQ:TSLA) investiert, legte dagegen "nur" um knapp 40 Prozent zu.
Immer mehr Unternehmen beschleunigen dem Investor zufolge die digitale Transformation, "weil sie sonst im Wettbewerb untergehen".
Auch zu den wachstumsstarken FANG-Aktien, also Facebook, Amazon, Netflix (NASDAQ:NFLX) und Google, äußerte sich Druckenmiller. Die Aktien dieser Unternehmen seien zwar im Corona-Jahr bereits kräftig gestiegen, aber die Gruppe habe seiner Meinung nach weiteren Spielraum auf der Oberseite. Eine Überbewertung bei diesen Titeln liege ihm zufolge nicht vor.
"Wenn man sich die Amazons, Googles und Microsofts dieser Welt so anschaut, dann sind sie nicht überbewertet. Es sind Schnäppchen, die derzeit nicht in der Gunst der Anleger", sagte Druckenmiller. "Wenn die US-Notenbank weiterhin so marktfreundlich agiert, mache ich mir keine allzu großen Sorgen um diese Aktien; ich glaube eher, dass sie noch etwas steigen können."