von Geoffrey Smith
Investing.com - Die USA nähern sich einem wichtigen Meilenstein bei ihrer wirtschaftlichen Wiedereröffnung an. Großbritannien ebenfalls. Konjunkturseitig rücken die Industrieaufträge und die Handelsdaten für März in den Fokus. Pfizer (NYSE:PFE), CVS, T-Mobile und Under Armour (NYSE:UA) äußern sich allesamt über die Impffortschritte und die Wiedereröffnung. Und die CO2-Emissions-Futures erreichen als jüngster Rohstoff ein Allzeithoch.
1. Allgemeine Wiedereröffnung
Die US-Bundesstaaten New York, New Jersey und Connecticut gaben bekannt, dass sie die meisten Einschränkungen im Zusammenhang mit Corona im geschäftlichen und sozialen Leben in den nächsten zwei Wochen aufheben werden. Dies ist ein weiterer Meilenstein für die vollständige Wiedereröffnung der US-Wirtschaft.
Der Gouverneur des Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, sagte am Montag auf einer Pressekonferenz, dass die Kapazitätsbeschränkungen für Büros, Theater und Museen ab dem 19. Mai aufgehoben werden. Geschäfte, Fitnessstudios und Bars können dann ebenfalls zum Normalbetrieb zurückkehren. Die U-Bahn von NYC wird ab demselben Tag ebenfalls wieder rund um die Uhr fahren.
In Großbritannien werden ab dem 17. Mai auch die Innenräume von Gaststätten wieder öffnen, sagte Premierminister Boris Johnson, am gleichen Tag, an dem die internationalen Reisebeschränkungen gelockert werden sollen. Alle verbleibenden Anordnungen zur sozialen Distanzierung dürften ab dem 21. Juni aufgehoben werden, fügte er hinzu. Wie Cuomo steht Johnson unter Druck, die Aufmerksamkeit von anderen Skandalen abzulenken, die mehr Schlagzeilen machen als die Pandemie.
Am Montag hatte die Europäische Union ebenfalls Pläne zur Lockerung der Einreiseverbote aus dem nicht-europäischen Ausland vorgestellt.
2. Fabriken ringen um Vorprodukte
Wer die Erholung eher in Zahlen als in Beschränkungen verfolgen möchte, kann sich auf die Veröffentlichung der Daten zu den Werksbestellungen im März um 15:00 MEZ freuen. Davor gibt es noch die Zahlen der US-Handelsbilanz im März, die um 13:30 MEZ hereinkommen werden.
Die Auftragseingänge folgen einen Tag nach der Umfrage unter Einkaufsmanagern des Institute for Supply Management (ISM), in der der Subindex Auftragseingänge ein Allzeithoch erreichte. Wie das ISM mitteilte, spiegelt dies die aufgestaute Nachfrage nach einer Vielzahl von Waren wider. Die Lagerbestände erreichten unterdessen ein Allzeittief.
Die Fortschritte bei der Wiederauffüllung werden in hohem Maße von der Beseitigung von Störungen in den Lieferketten abhängen: Der Preisindex der ISM-Umfrage stieg auf ein 13-Jahres-Hoch von 89,4, was Verzweiflung seitens der Käufer andeutet. Halbleiter sind nach wie vor am stärksten betroffen. Das deutsche Unternehmen Infineon (OTC:IFNNY) warnte über Nacht davor, dass der langsame Neustart seines Werks in Texas nach dem Kälteeinbruch im Februar den Umsatz im laufenden Quartal belasten wird.
3. Wall Street etwas tiefer erwartet
Die US-Aktienmärkte dürften größtenteils schwächer eröffnen, wobei das sich beschleunigende Tempo des wirtschaftlichen Aufschwungs erneut zyklische Aktien und damit auch den Dow Jones Futures begünstigt.
Gegen 12.30 Uhr MEZ notierte der Dow Jones Future unverändert, während der S&P 500 Future um 0,1% fiel und der Nasdaq 100 Future um 0,3% sank.
Der Bilanzkalender ist wieder einmal prall gefüllt mit Zahlen von Pfizer, T-Mobile (NASDAQ:TMUS), CVS Health (NYSE:CVS), Global Payments (NYSE: GPN), Activision Blizzard (NASDAQ:ATVI), DuPont de Nemours (NYSE:DD), Match Group (NASDAQ:MTCH), Verisk (NASDAQ:VRSK) und Under Armour.
Die Aktien von Under Armour stiegen am Montag im nachbörslichen Handel um knapp 1%, nachdem der US-Sportartikelhersteller zugestimmt hatte, 9 Millionen Dollar zur Beilegung einer SEC-Untersuchung seiner Bilanzierungspraktiken zu zahlen.
4. CO2-Futures springen auf Rekordhochs
In einer Zeit, in der die meisten Rohstoffe kräftig anziehen, erreicht einer fast täglich neue Rekorde.
Die Futures auf CO2-Emissionsrechte im Rahmen des EU-Emissionshandels haben am Dienstag erstmals die Marke von 50 Euro pro Tonne geknackt. Grund für die dynamische Preisentwicklung bei den Preisen für Verschmutzungsrechte ist eine Kombination aus Spekulationsgeschäften und der Neigung der Unternehmen mit hohem Schadstoffausstoß, Maßnahmen zur Reduzierung überschüssiger Emissionen bis zur letzten Minute aufzuschieben.
Die Preise haben sich seit Dezember mehr als verdoppelt. Die industrielle Erholung von der Pandemie beschleunigte sich und zwang die Unternehmen, einen unerwartet starken Anstieg ihrer Emissionen abzuschwächen. Die EU wird am 23. Mai über die Ausweitung ihres Emissionshandels diskutieren. Dabei sollen weitere Industriesektoren als Teil ihrer allgemeinen Strategie zur Erreichung der Kohlenstoffneutralität einbezogen werden.
5. Aramco-Zahlen und API-Rohöllagerbestände
In der alten Energiewelt verzeichnete Saudi Aramco (SE:2222) im ersten Quartal 2021 einen starken Gewinnanstieg. Dabei unterstützte die Drosselung der Fördermenge einen starken Anstieg der Rohölpreise.
Der weltgrößte Ölkonzern meldete einen Gewinn von 21,7 Mrd. Dollar und einen freien Cashflow von 18,2 Mrd. Dollar. Letzterer reichte nicht ganz aus, um die weltweit größte Dividendenzahlung von 18,7 Mrd. Dollar zu stemmen.
Die Rohölpreise legten am Dienstag zu. Unterstützt wurden sie durch die jüngsten Meldungen über die Wiedereröffnung in den USA und Europa, die den Markt für Flugzeugtreibstoff wahrscheinlich wieder beleben werden. Die US-Rohöl-Futures stiegen um 1,7% auf 65,61 Dollar pro Barrel, während der Preis für die Nordseesorte Brent um 1,9% auf 68,81 Dollar pro Barrel kletterte. Das American Petroleum Institute veröffentlicht seine wöchentlichen Bestandsdaten wie üblich um 22:30 Uhr MEZ.