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ROUNDUP 2/Trotz drohender Millionenbelastung bei Gasmangel: K+S bestätigt Ziele

Veröffentlicht am 11.08.2022, 13:07
Aktualisiert 11.08.2022, 13:15
© Reuters.
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(neu: Analystenkommentar, Kurs und weitere Details)

KASSEL (dpa-AFX) - Dank weiter hoher Düngerpreise hält K+S (ETR:SDFGn) trotz drohender millionenschwerer Belastungen durch die Gaskrise am Gewinnziel für das laufende Jahr fest. "Wir bestätigen unsere bisherige Ebitda-Prognose für das Geschäftsjahr 2022, selbst wenn es wie in unserem Szenario unterstellt zu Engpässen bei der Verfügbarkeit von Erdgas und einer Gasumlage im vierten Quartal kommen sollte", sagte Konzernchef Burkhard Lohr laut Mitteilung vom Donnerstag. Anders als bisher geht Lohr dabei von einer Belastung im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich aus. Die Anleger an der Börse reagierten positiv. Die Aktie legte gegen Mittag in einem stabilen Markt um fast vier Prozent zu.

Bis Ende des Jahres sollten trotz der Belastungen weiter 2,3 bis 2,6 Milliarden Euro operatives Ergebnis (Ebitda) erzielt werden. Die durchschnittliche Analystenschätzung liegt laut Daten des Unternehmens zwar am oberen Ende der Spanne, inwieweit die Experten dabei aber bereits Gas-Belastungen berücksichtigen, ist unklar.

Der bereinigte freie Mittelzufluss soll 2022 zwischen 1 und 1,2 Milliarden Euro liegen, wobei weiterhin 230 Millionen Euro für den Kauf von CO2-Zertifikaten sowie eine Rückführung des Factoring, also des Verkaufs von Forderungen gegenüber Kunden, ausgeklammert sind.

Konkret unterstellt der im Index der mittelgroßen Werte MDax gelistete Konzern, im Schlussquartal nur noch drei Viertel des Gasbedarfes zu erhalten, was zumindest teilweise durch Strom und Öl kompensiert werden könnte. Mit Blick auf die Gasumlage kalkuliert Lohr mit 5 Cent je Kilowattstunde. Das wäre das obere Ende der Spanne, die Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) genannt hat.

Die Umlage soll möglicherweise ab Anfang Oktober greifen und Gasversorgern wie Uniper (ETR:UN01) helfen, denn die müssen zu hohen Preisen Ersatz für ausbleibende, günstigere Gasmengen aus Russland kaufen. Sie können diese Mehrkosten aber bisher nicht direkt weitergeben, was durch die Umlage geschehen soll. Die Höhe der Umlage soll Mitte August bekannt gegeben werden.

Der Gaspreis ist in den letzten Monaten stark gestiegen, weil Russland seine Lieferungen nach Europa als Reaktion auf die vom Westen infolge des Ukraine-Krieges verhängten Sanktionen stark gedrosselt hat. Zudem ist ungewiss, wie lange überhaupt noch Gas fließen wird. Gerade die deutsche Wirtschaft hat in den letzten Jahren stark auf Erdgas gesetzt, was zu einer massiven Abhängigkeit von Russland geführt hat.

Mit Blick auf 2023 erwartet Lohr zumindest nicht für das ganze Jahr Gasengpässe, sondern eher im ersten Quartal und eventuell im Schlussviertel, wie er in einer Analystenkonferenz im Zuge der Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal sagte. Zudem arbeite K+S an Alternativen. Er verwies auf den Standort Bernburg in Sachsen-Anhalt als Lagerstätte für die Erdgasalternative Liquified Petroleum Gas (LPG). Von dort aus könne das Werk Zielitz mit Gas versorgt werden. Dafür seien noch einige Arbeiten erforderlich, die aber bis zum nächsten Frühjahr abgeschlossen sein sollten.

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine ließ auch die ohnehin schon hohen Düngerpreise noch weiter nach oben schnellen, die zuvor schon wegen einer starken Nachfrage von Landwirten sowie wegen der Sanktionen des Westens gegen Belarus deutlich gestiegen waren. Belarus und Russland sind bedeutende Hersteller von Kalidünger.

K+S-Chef Lohr geht davon aus, dass die Kalipreise im zweiten Halbjahr im Durchschnitt noch etwas höher sein werden als im zweiten Quartal und sich insgesamt auf hohem Niveau einpendeln werden. Das sagte er in einem auf der Unternehmens-Website im Zuge der Quartalszahlen veröffentlichten Interview.

Dabei rechnet Lohr für 2022 mit einem Kali-Absatz von 7,5 Millionen Tonnen, wobei bereits Probleme durch die aktuelle Trockenheit in Deutschland eingerechnet seien. Zwar sei 2022 noch trockener als das Problemjahr 2018, doch habe K+S seither viel getan, etwa durch die Schaffung von mehr Rückhaltemöglichkeiten für Produktionsabwässer an der Werra sowie anderer Lagerkapazitäten, erklärte der Manager. Damals war die Produktion von K+S teils schwer gestört, weil K+S nicht genügend Abwasser in die Werra leiten konnte.

Und die Arbeiten am Verbundwerk Werra gehen weiter. Erst im Juni hatte K+S angekündigt, weiter an der Verbesserung des Produktionsportfolios und am Umweltschutz arbeiten zu wollen. Auch dadurch sollen Kalivorräte, die noch etwa bis zum Jahr 2060 reichen werden, bestmöglich genutzt werden. Über mehrere Jahre hinweg soll dazu insgesamt ein mittlerer dreistelliger Millionen-Euro-Betrag in die Senkung des Gasverbrauchs, eine Verringerung des Abwassers sowie in den Ausbau des Angebots margenstärkerer Spezialdünger investiert werden. Details dazu soll es im Herbst geben.

Experte Chetan Udeshi von der Bank JPMorgan (NYSE:JPM) sprach in einer ersten Reaktion von einem insgesamt starken Quartal und hob den nun inklusive möglicher Gasbelastungen bestätigten Jahresausblick hervor. K+S signalisiere einen höheren Durchschnitts-Preis für Kali im zweiten Halbjahr als er erwartet habe, so Udeshi. Dies sei einer der Faktoren, mit dem man den zu erwartenden Gas-Gegenwind übertrumpfen wolle.

Im abgelaufenen zweiten Quartal erreichte der Konzernumsatz mit 1,5 Milliarden Euro mehr als das Doppelte des Vorjahreswertes. Dabei profitierte der Konzern neben hohen Preisen für Kalidünger auch von einer robusten Nachfrage nach Auftausalz in Nord- und Osteuropa sowie deutlich höheren Umsätzen mit der Chemieindustrie. Das operative Ergebnis vervielfachte sich auf 706 Millionen Euro und übertraf damit ebenso wie der Umsatz die Analystenschätzungen. Dank der hohen Verkaufspreise konnten höhere Kosten von 140 Millionen Euro für Fracht, Energie und Material mehr als aufgewogen werden. Der bereinigte Überschuss aus dem fortgeführten Geschäft sprang auf gut 436 Millionen Euro, nach 157,5 Millionen vor einem Jahr.

Bei den Aktionären kamen die Nachrichten gut an. Die Papiere waren mit plus vier Prozent auf 21,16 Euro unter den Favoriten im MDax. Damit setzten sie ihre Bodenbildung fort, nachdem sie im Juli mit 18,90 Euro auf Februar-Niveau zurückgefallen waren und sich der Kurs damit fast halbiert hatte im Vergleich zum Jahreshoch im April. Für 2022 steht trotz des Rücksetzers immer noch ein Plus von 37 Prozent auf dem Kurszettel.

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