ESSEN (dpa-AFX) - Der Chemikalienhändler Brenntag (ETR:BNRGn) ist nach dem guten Jahresstart weiter in der Erfolgsspur und hebt seine Erwartungen an den operativen Gewinn an. Die Geschäfte laufen weiter rund - bereits im ersten Quartal hatte Brenntag Rekordergebnisse präsentiert. Jetzt sah sich das Management um Unternehmenschef Christian Kohlpaintner dazu in der Lage, ein deutlich höheres Ergebnis für dieses Jahr in Aussicht zu stellen. Die Brenntag-Aktie legte am Montag in einem sehr schwachen Marktumfeld zu.
Das im Dax notierte Papier zog an der Indexspitze zwischenzeitlich um mehr als 6 Prozent an. Zuletzt lag der Kurs 1,7 Prozent im Plus bei 69,66 Euro und wies damit als einziger Titel im Leitindex Kursgewinne auf. Ihre in den vergangenen Tagen angefallenen Kursverluste konnte die Aktie damit aber nur teilweise wieder wettmachen. Mit der Unsicherheit um rekordhohe Inflation und voraussichtlich deutlich steigende Zinsen sind die Aktienmärkte zuletzt wieder deutlich unter Druck geraten. Allerdings lag der Brenntag-Kurs im März dieses Jahres auch schon tiefer bei knapp unter 65 Euro.
Nach dem starken ersten Vierteljahr und dank der bis dato anhaltenden positiven Entwicklung erwartet das Management im Gesamtjahr nun ein um Sondereffekte bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 1,75 bis 1,85 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Montag überraschend mitteilte. Bisher hatte Brenntag ein operatives Ergebnis von 1,45 bis 1,55 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Analysten hatten im Schnitt zuvor knapp 1,7 Milliarden Euro operativen Gewinn auf dem Zettel. In der Prognose seien erwartete Effizienzsteigerungen aus dem laufenden Sparprogramm und die Effekte bereits abgeschlossener Zukäufe enthalten.
Konkrete neue Zahlen zum aktuellen Geschäftsverlauf nannte Brenntag nicht, den Zwischenbericht zum ersten Halbjahr legt das Unternehmen am 10. August vor. Bereits in den ersten drei Monaten des Jahres hatte Brenntag sprunghaft zugelegt - der Umsatz war um 45 Prozent nach oben gesprungen, das bereinigte operative Ergebnis gar um mehr als die Hälfte.
Der seit 2020 amtierende Brenntag-Chef Kohlpaintner hat dem Unternehmen einen Großumbau verordnet, um es profitabler zu machen. Abläufe und Strukturen sollten verbessert werden, auch rund 1300 Stellen will Brenntag bis Ende 2022 streichen. Im Mai hieß es, 960 seien bereits weggefallen, von den geplanten rund 100 Standortschließungen waren gut drei Viertel vollzogen.
Brenntag ist ein international tätiger Händler von Industrie- und Spezialchemikalien sowie Inhaltsstoffen, der seine mehr als 10 000 Produkte bei den Chemiekonzernen in größeren Mengen einkauft, diese lagert und sie dann in kleineren Mengen verkauft. In den vergangenen Jahren ist das Unternehmen über kleinere Übernahmen gewachsen. Konjunkturabschwünge treffen Brenntag in der Regel weniger stark als Chemiekonzerne, weil Kunden dann geringere Mengen an Chemikalien benötigen und diese vermehrt beim Händler statt beim Produzenten kaufen.