Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Der Ausverkauf bei Technologieaktien dürfte sich nach der Schwäche in Asien und Europa fortsetzen. Nach Anzeichen für eine sich abzeichnende Inflation in China notieren die Aktienmärkte schwächer - aber eine Vielzahl von Fed-Rednern kann die Nerven vor dem morgigen Inflationsbericht in den USA beruhigen. Auch Kryptowährungen wurden verkauft, nachdem die Cyberattacke auf Colonial Pipeline die zentrale Rolle von Kryptowährungen in einem globalen Ransomware-Geschäft, das sich systemischen Ausmaßen nähert, verdeutlicht hat. Und die OPEC und das American Petroleum Institute veröffentlichen aktuelle Daten zur Ölversorgung. Das müssen Sie zu den Geschehnissen an den Finanzmärkten am Dienstag, den 11. Mai, wissen.
1. Tech-Ausverkauf setzt sich fort
Der Ausverkauf bei den Technologiewerten dürfte sich zu Beginn des regulären Handels an der Wall Street fortsetzen. Der Nasdaq 100 Futures liegt vorbörslich bereits um mehr als 1% im Minus.
Für die anderen US-Indizes lief es etwas besser, aber auch sie waren deutlich niedriger: der Dow Jones Futures fiel um 0,4%, während der S&P 500 Futures um 0,7% nachgab.
Der Anstieg der Rohstoffpreise und die aufkommenden Befürchtungen vor einer strafferen Geldpolitik scheinen der Auslöser für die Kursverluste am Montag gewesen zu sein, aber es sind auch eine Reihe anderer Faktoren am Werk, vom steigenden regulatorischen Risiko bis zum wachsenden Bewusstsein für die atemberaubende Höhe der Bewertungen und die daraus resultierende Umschichtung von Geldern in Substanzaktien.
Chinas Technologiewerte schlugen sich in der Nacht recht gut, aber der südkoreanische KOSPI fiel um 1,2%. Aus den Depots flogen vor allem Chip-Aktien. Taiwan Semiconductor Manufacturing (NYSE:TSM) fiel in Taiwan ebenfalls um 3,1%. In Europa sank der Stoxx Technology Index um 2,2%.
2. China mit gemischten Inflationszahlen
Diejenigen, die nach Anzeichen von Inflation suchten, sahen neue Beweise in Chinas aktuellen Erzeugerpreisdaten, die im April so schnell wie seit dreieinhalb Jahren nicht mehr gestiegen sind. Die Inflation der Erzeugerpreise stieg von 4,4% im März auf 6,8%, was hauptsächlich auf erwartete Auftragseingänge für inländische Infrastrukturvorhaben zurückzuführen ist.
Chinas Verbraucherpreise stiegen jedoch mit 0,9% weniger als erwartet, obwohl es Anzeichen dafür gibt, dass die weltweite Chipknappheit zu höheren Preisen für Haushaltsgeräte führt.
Unabhängig davon zeigten Chinas Volkszählungsdaten, dass die Bevölkerung in den zehn Jahren bis 2020 so langsam wie seit über 100 Jahren nicht mehr gewachsen ist. Der Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in China und die wachsende Zahl von Rentnern, die sie unterstützen muss, könnten auf lange Sicht einen erheblichen Aufwärtsdruck auf die Löhne ausüben.
3. Kryptos folgen der Nasdaq nach unten
Krypto-Vermögenswerte folgten dem Ausverkauf, da die Ransomware-Attacke auf Colonial Pipeline Befürchtungen aufkommen ließ, dass die Regulierungsbehörden die Verwendung solcher Währungen einschränken könnten.
Die Forderung der Hackergruppe DarkSide nach einer Zahlung in Bitcoin machte erneut deutlich, wie die von Kryptowährungen gebotene Anonymität und mangelnde Rückverfolgbarkeit kriminelle Handlungen weltweit erleichtern.
Gegen 12.30 Uhr sank Bitcoin um 4,7% auf 55.625 Dollar, während Ethereum um 3,5% auf 3.962 Dollar fiel. Dagegen erholte sich der DogeCoin um 1,8%. Elon Musk wollte den Schaden durch seinen Saturday Night Live-Auftritt ungeschehen machen, indem er auf Twitter seine Follower fragte, ob Tesla (NASDAQ:TSLA) die Parodiewährung als Zahlungsmittel akzeptieren sollte.
Tesla hat dringendere Probleme, um die man sich kümmern muss: Der ARK Innovation Fund (NYSE:ARKK) von Cathie Wood, einer der größten Unterstützer des Unternehmens, fiel am Montag unter seinen gleitenden 200-Tage-Durchschnitt, was weitere Auszahlungen und Zwangsverkäufe von Tesla-Aktien auslösen könnte.
4. JOLTS und Fed-Redner
Vier Tage nach einem alarmierend schwachen Arbeitsmarktbericht veröffentlicht das Arbeitsministerium um 16 Uhr die JOLTS-Stellenangebote per März. Die Zahl der offenen Stellen soll auf 7,50 Millionen steigen und sich damit dem Rekordhoch nähern, das mit 7,50 Millionen im Jahr 2019 erreicht wurde.
Die Zahlen werden Aufschluss darüber geben, in welchem Ausmaß das enttäuschende Stellenplus im April auf ein Missverhältnis von Qualifikationen und offenen Stellen in der Erwerbsbevölkerung zurückzuführen ist, da die Unternehmen wieder uneingeschränkt wirtschaften können. Ökonomen argumentieren, dass ein Arbeitskräftemangel sowohl das Tempo der Erholung bremsen als auch die Löhne schneller nach oben drücken könnte, als es sonst der Fall wäre.
Der Rest des Tages steht im Zeichen von Redebeiträgen einiger Fed-Vertreter, die die Möglichkeit haben, den für Mittwoch erwarteten Anstieg der Inflation im April herunterzuspielen. Der Präsident der New Yorker Fed John Williams macht den Anfang um 16.30 Uhr, danach äußern sich noch Lael Brainard, Raphael Bostic, Mary Daly und Patrick Harker.
5. Colonial sieht Pipeline bis zum Wochenende weitgehend wieder am Netz
Die Colonial Pipeline Company erwartet, dass die Versorgung durch ihre Treibstoffpipelines zur Ostküste bis zum Wochenende im Wesentlichen wiederhergestellt sein wird. Damit wird sichergestellt, dass die Störung auf dem Ölmarkt durch den Cyberangriff der letzten Woche relativ begrenzt bleibt.
Präsident Joe Biden sagte, es sei wahrscheinlich, dass Russland "eine gewisse Verantwortung" für den Angriff trage, da es Hinweise darauf gebe, dass die Hackergruppe DarkSide in Osteuropa ansässig sei. Es wurden jedoch keine Beweise vorgelegt, die sie mit der russischen Regierung in Verbindung bringen, was die Wahrscheinlichkeit von Vergeltungsmaßnahmen, die den russischen Finanzmärkten schaden könnten, begrenzt.
Der Ölmarkt kehrt somit wieder zur Normalität zurück, die die Veröffentlichung des Monatsberichts der OPEC und der wöchentlichen Lagerbestandsschätzungen des American Petroleum Institute beinhaltet.