Von Peter Nurse
Investing.com - Tesla hat mit seinem Ergebnis für das 1. Quartal enttäuscht, weil dem E-Autohersteller das Wachstum wichtiger war als die Gewinne. Das Management von HSBC versucht, die Bank zusammenzuhalten. Weitere Quartalszahlen stehen an. Und der Ölpreis sinkt aufgrund von Befürchtungen über eine Abkühlung der US-Wirtschaft.
1. Tesla stellt Umsatzwachstum über Gewinn
Tesla (NASDAQ:TSLA) hat gestern nach US-Börsenschluss sein Ergebnis für das 1. Quartal veröffentlicht. Viele Anleger zeigten sich davon enttäuscht, weil der Elektroautobauer die Schätzungen der Wall Street verfehlte und aufgrund von Preissenkungen die niedrigste Bruttomarge in einem Quartal seit zwei Jahren erzielte.
CEO Elon Musk machte in der begleitenden Telefonkonferenz deutlich, dass der von ihm Ende letzten Jahres begonnene Preiskrieg weitergehen wird. Das Unternehmen räumt in einem schwachen wirtschaftlichen Umfeld dem Umsatzwachstum Vorrang vor dem Gewinn ein.
"Es ist besser, eine große Anzahl von Autos mit einer niedrigeren Marge zu verkaufen und von dieser Marge in der Zukunft zu profitieren, wenn wir die Autonomie perfektioniert haben", sagte Musk.
Das Unternehmen meldete eine Gesamtbruttomarge von 19,3 %, die unter den Markterwartungen von 22,4 % lag. Das Management hielt an seinem offiziellen Ziel von 1,8 Millionen Fahrzeugauslieferungen in diesem Jahr fest.
Tesla hat vor Kurzem weltweit die Preise für seine Elektroautos gesenkt. Auch in den USA, wo das Unternehmen kürzlich zum sechsten Mal in diesem Jahr Preissenkungen angekündigt hatte. Dabei fielen die Preissenkungen mitunter dramatisch aus: Der Grundpreis für das Model 3 fiel in den USA zum ersten Mal seit Jahren unter 40.000 USD, was einem Rückgang von rund 7.000 USD seit Jahresbeginn entspricht.
Die Tesla-Aktie brach im vorbörslichen Handel um über 7 % ein.
2. Weitere Quartalszahlen stehen an
Auch heute stehen wieder Quartalszahlen einiger wichtiger Unternehmen an. Etwas mehr als ein Zehntel der Unternehmen im S&P 500 haben bis gestern ihre Quartalszahlen veröffentlicht.
Der Telekommunikationsriese AT&T (NYSE:T), der Finanzdienstleister American Express (NYSE:AXP), die Fluggesellschaft Alaska Air (NYSE:ALK) und die private Investmentfirma Blackstone Group (NYSE:BX) gehören zu den Unternehmen, die heute ihre Zahlen vorstellen werden.
Darüber hinaus stieg die Aktie von IBM (NYSE:IBM) vorbörslich um 2 %, nachdem Big Blue nach Börsenschluss am Mittwoch die Erwartungen für den Gewinn des 1. Quartals übertraf und signalisierte, dass die Nachfrage nach IT-Dienstleistungen besser ausfiel als zunächst befürchtet.
Taiwan Semiconductor Manufacturing (NYSE:TSM) meldete einen etwas höher als erwarteten Nettogewinn im 1. Quartal, da eine gewisse Widerstandsfähigkeit in der globalen Chipnachfrage zu einem stärkeren Umsatz beitrug. Bei Nokia (NYSE:NOK) fiel der Gewinn im 1. Quartal dagegen schlechter aus als prognostiziert. Der Telekommunikationsausrüster sagte, es gebe Anzeichen für eine Verlangsamung bei den Kundenausgaben.
3. Futures niedriger; Sorgen über Konjunkturabschwächung im Vordergrund
Die US-Futures tendieren gut zwei Stunden vor Handelsbeginn in den USA niedriger. Im Vordergrund stehen heute neben der Vorlage einiger Firmenbilanzen auch die Veröffentlichung wichtiger Wirtschaftsdaten. Entsprechend halten sich die Anleger mit größeren Positionen zurück. Zudem wird weiterhin eine Konjunkturabschwächung befürchtet.
Der Dow Future verliert aktuell 0,5 %, der S&P 500 Future fällt um 0,8 % und der Nasdaq 100 Future gibt um 1,2 % nach.
Die Berichtssaison fiel bisher durchwachsen aus, aber es war klar, dass die Ergebnisse der im S&P 500 gelisteten Unternehmen schwächer ausfallen würden als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Heute stehen zudem wichtige Wirtschaftsdaten in Form der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA sowie die Zahlen zu den Verkäufen bestehender Immobilien an. Der Gouverneur der Fed, Christopher Waller, der Leiter der Fed in Atlanta, Raphael Bostic, und die Leiterin der Fed in Cleveland, Loretta Mester, werden sich heute zudem zur Lage der US-Wirtschaft äußern.
4. Umstrukturierung der HSBC
Das Management der HSBC (LON:HSBA) (NYSE:HSBC) steht derzeit unter Druck, ihr Geschäftsmodell zu rechtfertigen, nachdem ein Großaktionär Anfang der Woche seine Forderung nach einer Abspaltung des Asiengeschäfts der Bank erneuert hat.
Die Ping An Asset Management Company schrieb in einer Erklärung, HSBC habe seiner Asieneinheit Dividenden und Wachstumskapital entzogen, um ihre relativ ertragsschwachen nicht asiatischen Geschäftsbereiche zu unterstützen.
Es gilt als wahrscheinlich, dass der größte Aktionär auf der jährlichen Hauptversammlung der Bank am 5. Mai für eine Zerschlagung der Bank stimmen wird.
HSBC reagierte am späten Mittwoch und schrieb in einer Mitteilung, dass die Abspaltung des Asiengeschäfts "zu einem erheblichen Wertverlust für die HSBC-Aktionäre führen würde".
Mit einem Anteil von etwa 8 % an HSBC ist Ping An nicht in der Lage, die Abspaltung allein zu erzwingen. Für das 4. Quartal hatte der Kreditgeber nach Jahren der Umstrukturierung und Kostensenkung einen deutlichen Gewinnsprung gemeldet.
5. Ölpreise fallen auf niedrigsten Stand seit OPEC-Ankündigung
Die Rohölpreise sind im bisherigen Handelsverlauf rückläufig und haben ihre jüngsten Verluste ausgeweitet. Befürchtungen einer sich verschlechternden US-Wirtschaft haben die Stimmung auf den Rohölmärkten gedrückt.
US-Rohöl wird aktuell 1,9 % niedriger bei 77,77 USD pro Barrel gehandelt, während der Brent um 1,7 % auf 81,68 USD pro Barrel fiel.
Beide Benchmarks waren gestern um rund 2 % gefallen und befinden sich nun auf dem niedrigsten Stand seit der Ankündigung der überraschenden Produktionskürzung durch die OPEC+ am 2. April.
Das Beige Book der Fed, das einen regelmäßigen Überblick über die Bedingungen in den einzelnen regionalen Bezirken bietet, deutet darauf hin, dass die US-Wirtschaft in den letzten Wochen ins Stocken geraten ist: Neueinstellungen und Inflation haben sich verlangsamt und der Zugang zu Krediten wurde erschwert, was die Befürchtung verstärkt, dass die Wirtschaft in eine Rezession abgleitet.
Diese Befürchtungen haben die positive Nachricht, dass die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 4,6 Millionen Barrel gesunken sind, egalisiert.