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US-Wahl wird zur Zitterpartie für Trump und Biden - Ausgang offen

Veröffentlicht am 04.11.2020, 09:18
Aktualisiert 04.11.2020, 09:19
© Reuters

Washington/Berlin (Reuters) - Die US-Präsidentenwahl bleibt spannend: Amtsinhaber Donald Trump und sein Herausforderer Joe Biden lieferten sich auch Stunden nach Schließung vieler Wahllokale in der Nacht zum Mittwoch ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Zwar zeichnete sich ein Vorsprung von Trump in mehreren umkämpften Schlüsselstaaten ab, allen voran Florida. Ob solche Etappensiege dem Republikaner jedoch reichen, um weitere vier Jahre ein von Coronavirus-Pandemie, Wirtschaftskrise und Anti-Rassismus-Protesten erschüttertes, tief gespaltenes Land zu regieren, war längst nicht klar. Denn auch Herausforderer Joe Biden konnte wichtige Punkte einfahren. Viele Teil-Ergebnisse lagen jedoch noch nicht vor, weil die Auszählung der Stimmen andauerte oder die Kandidaten zu sehr gleichauf lagen, als dass sich ein Gewinner sicher herauslesen ließ.

Für Trump ist ein Sieg in Florida Pflicht. Eine Niederlage würde die Chancen des 74-Jährigen auf eine Wiederwahl dramatisch einbrechen lassen. Nachwahlbefragungen zufolge konnte er allerdings bei der rasant wachsenden und damit immer wichtiger werdenden Wählergruppe der Latinos im Vergleich zu 2016 Boden gutmachen, was ihm zum dringend benötigten Sieg im Sonnenschein-Staat verhelfen könnte. Der Fokus richtete sich deshalb zunehmend auf umkämpfte Staaten wie Michigan, Wisconsin und Pennsylvania - traditionelle Hochburgen der Demokraten, die Trump 2016 knapp eroberte und die ihm damals seinen Sieg sicherten. Doch in Pennsylvania etwa ist nicht ausgeschlossen, dass das Ergebnis Tage auf sich warten lassen könnte. Der Grund ist eine wahre Flut an Stimmzetteln, die Frühwähler bereits im Vorfeld eingereicht oder per Post eingesendet haben, mit deren Auszählung in Pennsylvania aber anders als in Florida erst am Wahltag selbst begonnen werden durfte.

So lange will Trump nicht warten. Er hat bereits gedroht, seine Anwälte ins Spiel zu bringen. Das könnte allerdings zu weiteren Verzögerungen führen. Es ist durchaus denkbar, dass die Wahl sogar vor dem Obersten Gerichtshof landet.

JEDE STIMME ZÄHLT

Wie die Kandidaten in den einzelnen Bundesstaaten abschneiden, ist wichtig, denn bei der Präsidentenwahl entscheidet nicht die Mehrheit der landesweit insgesamt abgegebenen Stimmen über den Sieger, sondern das Wahlkollegium. Dieses setzt sich aus sogenannten Wahlleuten zusammen, die jeder Bundesstaat abhängig von seiner Bevölkerungszahl stellt. In der Regel werden alle Wahlleute eines Bundesstaats dem Kandidaten zugeteilt, der in diesem Bundesstaat am besten abschneidet. So kann es kommen, dass der erfolgreiche Kandidat zwar die meisten Wahlleute hinter sich vereinen kann, aber nicht landesweit die meisten Stimmen erhalten hat. Zuletzt war dies 2016 der Fall, als Trump die Demokratin Hillary Clinton besiegte, obwohl er drei Millionen Wählerstimmen weniger bekam.

Mindestens 270 Wahlleute sind für einen Sieg nötig. Bis Mittwochmorgen konnte keiner der Kandidaten an dieser Marke sicher kratzen, wenngleich Biden leicht in Führung lag.

WAHL IM ZEICHEN VON CORONA UND WIRTSCHAFTSKRISE

Vor der Wahl lag Biden in nationalen Umfragen in Führung, doch in mehreren sogenannten Swing States, in denen die Wähler mal republikanisch, mal demokratisch wählen, bahnte sich bereits ein Kopf-an-Kopf-Rennen an. Nach einer monatelangen erbitterten Wahlschlacht versuchten die Kandidaten daher bis zuletzt, ihre Anhänger zu mobilisieren und unentschiedene Wähler auf ihre Seite zu ziehen.

Die Wahl stand im Zeichen der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Wirtschaftskrise. Es ist eine Abstimmung, wie es sie so in der Geschichte der USA noch nicht gegeben hat. Mehr als 100 Millionen Amerikaner - oder etwa drei Viertel aller Wähler, die 2016 teilnahmen - stimmten schon im Vorfeld ab. Nicht zuletzt um sich vor einer Virus-Ansteckung in den Warteschlangen vor den Wahllokalen zu schützen, nutzten sie die Möglichkeit, ihren Stimmzettel früher abzugeben oder per Brief einzusenden.

Doch auch am Wahltag selbst bildeten sich vor vielen Wahllokalen lange Schlangen. Von New York an der Ostküste bis San Francisco im Westen erschienen viele Wähler mit Mund-Nasen-Schutz. Nicht wenige kamen an Geschäften, Banken und Supermärkten vorbei, deren Schaufenster verbarrikadiert wurden. In einem Land, in dem Wahlen in der Regel friedlich verlaufen, befürchteten viele, dass es diesmal wegen der aufgeheizten Stimmung zu Ausschreitungen kommen könnte. Berichte über gewaltsame Zwischenfälle an Wahllokalen lagen allerdings zunächst nicht vor.

TIEF GESPALTEN

Für Unfrieden sorgen nicht nur das Virus - bislang starben in den USA über 231.000 Menschen, die positiv getestet wurden - sowie die Wirtschaftskrise, in der Millionen Amerikaner ihren Job verloren. Auch die landesweiten Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt, ausgelöst durch den Tod des Schwarzen George Floyd bei einem Polizeieinsatz im Mai und verstärkt durch weitere ähnliche Vorfälle, haben das Land tief erschüttert. Am Rande mehrerer Demonstration kam es in den vergangenen Monaten immer wieder zu Ausschreitungen und Zusammenstößen zwischen Anhängern der Black-Lives-Matter-Bewegung und rechtsradikalen bewaffneten Bürgerwehren.

Durch das Land zieht sich ein tiefer Graben zwischen Trump- und Biden-Anhängern. Der 77-jährige Herausforderer wirft Trump vor allem Versagen bei der Bekämpfung der Pandemie vor. Umfragen zeigen, dass die Amerikaner Biden in der Frage ein besseres Krisenmanagement zutrauen. Trump entgegnet, das Virus werde bald verschwinden und die Wirtschaft sich rasch erholen. Auch verspricht er, dass es bald einen Impfstoff geben werde. Ähnlich wie schon 2016 empfiehlt er sich als Garant für Wohlstand, Recht und Ordnung. Er wettert gegen illegale Einwanderung und warnt vor einem radikalen Linksruck unter Biden.

Seit Wochen stellte Trump zudem das US-Wahlsystem infrage. Vor allem die Briefwahl ist ihm ein Dorn im Auge. Ohne Belege zu liefern, sieht er dadurch möglichen Wahlbetrug. Umfragen zufolge machen vor allem Anhänger der Demokraten von der Briefwahl Gebrauch, während Republikaner bevorzugt klassisch am Wahltag selbst ihre Stimme abgeben. Trump hat signalisiert, dass seine Anwälte schon in Stellung sind. Fragen, ob er einen friedlichen Machtwechsel unterstützen würde, ließ er offen.

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