Investing.com - Die erste volle Handelswoche im neuen Jahr wird voraussichtlich von einer Fülle von geopolitischen Ereignissen geprägt sein, die nach einem Anstieg der Ölpreise infolge der Ermordung eines iranischen Spitzenkommandanten durch die USA wieder ganz oben auf der Marktagenda stehen werden. Die Anleger werden auch auf die ersten US-Beschäftigungsdaten in diesem Jahrzehnt und auf neue Details zum Phase-1-Handelsabkommen zwischen den USA und China achten. Hier ist, was Sie wissen müssen, um informiert in die Woche zu starten.
1. Öl zurück in der Hexenküche
Die Ölpreise stiegen am Freitag, nachdem die USA einen führenden iranischen Militärbefehlshaber bei einem Luftangriff getötet hatten, was die Befürchtungen vor einem Konflikt im Nahen Osten erhöhte, der zu einem Ausfall von Energielieferungen führen könnte.
US-Rohöl stieg um 3,1%, während der globale Referenzindex Brent um 3,5% auf über 68 USD das Fass zulegte. Das letzte Mal, dass Brent diese Niveaus erreichte, war Mitte September, als ein Angriff auf saudi-arabische Rohölanlagen den größten Preissprung in mehr als 30 Jahren auslöste. Ob die höheren Ölpreise erhalten bleiben, hängt davon ab, ob, wann und wie sich der Iran an der Ermordung von General Qassem Soleimani revanchiert.
Der Ölpreisanstieg im September war von kurzer Dauer gewesen, da Riad nicht auf die Angriffe reagierte, die die USA dem Iran vorwarfen, was der Iran wiederum bestritt. Sollte der Iran jedoch seine Drohung einer "schweren Vergeltung" wahr machen, könnte dies die Marktturbulenzen noch verstärken.
2. Geopolitische Risikoprämie
Die globalen Märkte könnten in den kommenden Tagen unter Druck bleiben. Analysten rechnen mit einer Rallye in defensiven Aktien, Abwärtsdruck auf die Renditen von Staatsanleihen und Gewinnen für Fluchtwährungen.
Die Hauptindizes der Wall Street fielen von ihren Rekordhochs am Freitag. Der S&P 500 rutschte um 0,7% ab und beendete eine fünfwöchige Gewinnsträhne. Neben der Eskalation der Spannungen im Nahen Osten ließ auch eine unerwartet starke Verschlechterung der Lage im verarbeitenden Gewerbes in den USA befürchten, dass sich das Wirtschaftswachstum verlangsamen wird.
"Es gab eine Verschärfung der schwachen Lage im verarbeitenden Gewerbe und dann kam der geopolitische Funken", sagte Michael Antonelli, Marktstratege bei Robert W. Baird in Milwaukee. "Dazu kommt noch, dass der Markt überkauft ist."
3. US-Arbeitsmarktbericht
Eine Schlüsselfrage an den globalen Märkten in den letzten Monaten war, ob die Schwäche des verarbeitenden Gewerbes das Beschäftigungswachstum beeinträchtigt. In den USA blieb der Arbeitsmarkt trotz schwacher Daten aus den Fabriken relativ stabil, was zusammen mit einem soliden Lohnwachstum das Verbrauchervertrauen untermauerte.
Der letzte US-Stellenbericht von 2019 ergab, dass im November 266.000 Stellen hinzukamen, die meisten seit 10 Monaten, während die Arbeitslosenquote mit 3,5% die niedrigste in einem halben Jahrhundert war. Das Beschäftigungswachstum dürfte sich im Dezember auf 160.000 verringert haben.
Das Arbeitsumfeld lässt vermuten, dass der Handelskrieg von Präsident Donald Trump mit China keine großen Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft hatte, die im dritten Quartal mit 2,1% wuchs. Die Neueinstellungen in Industrieunternehmen bröckelten zwar, aber die Hoffnungen auf einen Phase-1-Trade-Deal am 15. Januar sind groß.
4. Handelsabkommen
Knapp zwei Jahren des Spiels mit dem Feuer, Stop-Start-Verhandlungen und gegenseitigen Zöllen könnten am 15. Januar enden, an dem laut Präsident Trump Peking und Washington ein Phase-1-Handelsabkommen unterzeichnen werden. Aber China hat zu diesem Thema geschwiegen, und die Anleger wissen nicht genau, was der Transaktionstext tatsächlich beinhalten wird, was an den globalen Märkten die Nerven weiter blank liegen lässt.
In den letzten Tagen haben die chinesischen Märkte sich im Nachleuchten positiver Einzelhandelsumsätze, solider Indikatoren aus der Industrie und neue Stimulusmaßnahmen wohlgefühlt, als die Zentralbank die Mindestreservesätze der Banken gesenkt hat. Aber wie soll es weitergehen? Die am Montag veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes zum Dienstleistungsgewerbe sind ebenso wichtig wie die Inflationszahlen am Donnerstag. Der Dienstag wird Daten über die Zentralbankreserven liefern, die zeigen werden, ob Pekings Kriegskasse von 3 Billionen Dollar wächst oder schrumpft.
5. Brexit-Gesetz
Das britische Parlament wird am 7. Januar wieder zusammenkommen und über den Scheidungsvertrag diskutieren, den Premierminister Boris Johnson mit Brüssel vereinbart hat. Der Gesetzesentwurf geht am Donnerstag an das Oberhaus des Parlaments und soll es Johnson ermöglichen, seine Zusage zu erfüllen, den Brexit bis zum 31. Januar abzuschließen.
Die Sorgen über die Möglichkeit eines No-Deal-Brexits belastet jedoch weiterhin das Pfund, das nach Dezember-Hochs über 1,35 USD wieder unter 1,31 USD liegt. Sobald das Parlament dem Abkommen zugestimmt hat, beginnt die Frist zu laufen, in der die künftigen Handelsbeziehungen Großbritanniens mit der EU ausgehandelt werden soll. Sollte bis Ende 2020 keine Einigung stehen, könnte das Ergebnis sein, dass Großbritannien die EU ohne Handelsvereinbarungen verlässt.
Mit einem möglichen Brexit-Schritt zum Monatsende könnte das Pfund jedoch stärker als im Vorjahr auf Wirtschaftsdaten reagieren. Der letzte Einkaufsmanagerindex zum Dienstleistungsgewerbe vom Dezember, der am Montag erscheint, wird voraussichtlich einen leichten Aufwärtstrend aufweisen, wenn auch weiterhin im Kontraktionsgebiet unter 50 bleiben. Die Daten zu den Immobilienpreisen am Mittwoch könnten auch Hinweise auf die Stärke des Immobilienmarktes liefern, da der Brexit nun etwas klarer ist .
-- Dieser Report entstand unter Mitwirkung von Reuters.