Investing.com -- Die Risikoaversion an den Märkten dürfte auch in der kommenden Woche anhalten, wenn vier der sieben Megacaps ihre Ergebnisse veröffentlichen. Darüber hinaus werden die US-Daten den Märkten weitere Hinweise auf den Zustand der Wirtschaft geben. Die Ölpreise bleiben volatil und die Europäische Zentralbank wird ihre jüngste Zinsentscheidung bekannt geben. Hier finden Sie alles Wissenswerte zum Wochenstart.
1. Risikoaversion
Risikoaversion beherrscht die Märkte. Investoren sorgen sich um mögliche weitere Zinserhöhungen und eine Ausweitung des Konflikts zwischen Israel und der Hamas. Auch der schwächer als erwartet ausgefallene Geschäftsbericht des Elektroautobauers Tesla (NASDAQ:TSLA) drückte in der vergangenen Woche auf die Stimmung.
Der an der Wall Street bevorzugte Indikator für die Nervosität der Anleger, der CBOE Volatility Index, schloss am Freitag auf dem höchsten Stand seit fast sieben Monaten. Im Wochenverlauf verlor der Dow 1,6%, der S&P 500 2,4% und der Nasdaq 3,2%.
Etwas Entspannung machte sich dagegen am Rentenmarkt breit. Die 10-jährige US-Treasury fiel am Freitag, nachdem sie nach Äußerungen des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell (siehe unten) erstmals seit Juli 2007 wieder über 5 % gestiegen war.
Die Marktteilnehmer flüchteten daraufhin in traditionelle sichere Häfen wie den US-Dollar und Gold sowie in kurzfristige Treasuries oder Geldmarktfonds, die seit Beginn des Zinsanstiegs Anfang letzten Jahres attraktivere Renditen bieten.
2. Resultate der Megacaps
Die Berichtssaison für das 3. Quartal ist in vollem Gange und in dieser Woche stehen die Ergebnisse von vier Megacaps auf dem Programm. Nicht nur für die Megacaps selbst, sondern für den gesamten Markt steht damit eine Nagelprobe an.
Microsoft (NASDAQ:MSFT) und Alphabet (NASDAQ:GOOGL) veröffentlichen ihre Ergebnisse am Dienstag, Meta Platforms (NASDAQ:META) am Mittwoch und Amazon (NASDAQ:AMZN) am Donnerstag.
Diese Aktien sind zusammen mit Apple (NASDAQ:AAPL), Nvidia (NASDAQ:NVDA) und Tesla für den Großteil des seit Jahresbeginn um 10 % gestiegenen S&P 500 verantwortlich - enttäuschende Ergebnisse könnten hier weitreichende Folgen haben.
Weitere große Namen, deren Ergebnisse in der kommenden Woche über die Ticker laufen, sind Coca-Cola (NYSE:KO), General Motors (NYSE:GM), Merck (NYSE:MRK) und United Parcel Service (NYSE:UPS). Nach einem eher schwachen ersten Halbjahr setzen die Anleger auf eine generelle Erholung der Unternehmensgewinne.
3. US-Wirtschaftskalender
In dieser Woche werden sich die Marktbeobachter ein neues Bild von der Stärke der US-Wirtschaft machen, basierend auf Daten wie dem BIP-Wachstum im dritten Quartal und dem von der Fed bevorzugten Inflationsmaß, dem Kernpreisindex der persönlichen Konsumausgaben.
Ökonomen erwarten für das 3. Quartal eine auf das Jahr hochgerechnete BIP-Wachstumsrate von 4,1 %, begünstigt durch den starken privaten Konsum.
Der Kernpreisindex für persönliche Konsumausgaben, der die volatilen Nahrungsmittel- und Kraftstoffkosten ausklammert, wird voraussichtlich um 3,7 % (im Jahresvergleich) steigen.
Fed-Chef Jerome Powell sagte am Donnerstag, die unerwartet starke US-Wirtschaft könne eine weitere Straffung der Geldpolitik rechtfertigen, auch wenn steigende Marktzinsen direkte Maßnahmen der Notenbank weniger notwendig machen könnten.
4. Ölpreise
Nach der Freilassung zweier amerikanischer Geiseln im Gazastreifen durch die islamistische Hamas sind die Ölpreise am Freitag leicht gesunken. Damit keimte die Hoffnung auf, dass die israelisch-palästinensische Krise deeskalieren könnte, ohne den Rest des Nahen Ostens in den Konflikt hineinzuziehen und die Ölversorgung zu stören.
Die Futures für Rohöl der Sorte Brent fielen um 22 Cent oder 0,2 % auf 92,16 Dollar pro Barrel.
Der Preis für US-Rohöl zur Lieferung im November verbilligte sich am Freitag um 62 Cent oder 0,7 % auf 88,75 USD pro Barrel. Der aktivere Dezember-Rohölkontrakt schloss 29 Cent niedriger bei 88,08 USD pro Barrel.
Auf Wochensicht legten beide Futures um mehr als 1 % zu und verbuchten damit das zweite Wochenplus in Folge.
"Im Mittelpunkt des Interesses steht weiterhin der Nahe Osten. Der hier drohende regionale Konflikt könnte zu einer Störung der Ölversorgung führen", kommentierte John Kilduff, Partner bei Again Capital in New York, gegenüber Reuters.
5. Zinspause der EZB
Die EZB hält am Donnerstag ihre nächste geldpolitische Sitzung ab. Unter Ökonomen herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass sie die Leitzinsen auf dem aktuellen Niveau belassen wird.
Nachdem die EZB den Einlagensatz auf jeder ihrer letzten zehn Sitzungen auf das aktuelle Rekordniveau angehoben hat, haben die EZB-Entscheider angedeutet, dass es an der Zeit sein könnte, eine Pause einzulegen und die Auswirkungen der bisherigen geldpolitischen Straffung zu bewerten.
Die Marktteilnehmer dürften daher nach Hinweisen auf eine mögliche letzte Zinserhöhung im Dezember Ausschau halten.
Vor der Sitzung am Donnerstag wird die Eurozone am Dienstag die mit Spannung erwarteten Daten zum PMI für Oktober veröffentlichen. Zuletzt hatten sich angesichts nachlassender Verbraucherausgaben und anhaltend hoher Inflation Sorgen über die Wirtschaftsaussichten in der EU breit gemacht.
-- Investing.com/Reuters