Investing.com -- Im Anschluss an die deutliche Zinssenkung in der vergangenen Woche richten die Anleger nun ihre Aufmerksamkeit auf einen der wichtigsten Inflationsindikatoren sowie auf die Kommentare mehrerer Vertreter der Federal Reserve. Die bevorstehenden PMI-Daten könnten entscheidende Hinweise auf die Widerstandsfähigkeit der globalen Wirtschaft liefern, während die Goldpreise aufgrund ihrer Rolle als sicherer Hafen weiter ansteigen dürften. Nachfolgend bieten wir einen Überblick über die Schlüsseldaten, die in der kommenden Woche von besonderer Bedeutung für die Märkte sein werden.
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1. Inflationsdaten
Der für Freitag anstehende und von der Fed bevorzugte Inflationsindikator wird zeigen, ob der Preisdruck weiter nachgelassen hat, während die Fed nun endlich beginnt, ihre restriktive Geldpolitik, die das Ziel einer Abkühlung der Wirtschaft hatte, zu lockern.
Ökonomen erwarten, dass der Preisindex für die persönlichen Konsumausgaben (PCE) im August im Jahresvergleich um 2,5 % gestiegen ist.
Nach den jüngsten Wirtschaftsprognosen der Fed wird die Jahresrate des Preisindex bis zum Jahresende auf 2,3 % und bis Ende 2025 auf 2,1 % fallen.
Außerdem stehen in der kommenden Woche die endgültigen Zahlen zum BIP des zweiten Quartals sowie Berichte zum Verbrauchervertrauen, zu den Bestellungen langlebiger Güter, zu den neuen und zu den noch nicht abgeschlossenen Hausverkäufen sowie die wöchentlichen Daten zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung auf dem Wirtschaftskalender.
2. Fed-Reden
Die Äußerungen der Vertreter der Federal Reserve in den kommenden Tagen dürften weitere Einblicke in die jüngste kräftige Zinssenkung geben und stehen daher im Mittelpunkt des Marktinteresses.
Den Auftakt macht Raphael Bostic, Präsident der Atlanta Fed, der am Montag als Erster öffentlich Stellung beziehen wird. Ihm folgt Austan Goolsbee, Präsident der Chicago Fed, der ebenfalls wesentliche Impulse für die Markteinschätzungen liefern könnte.
Besondere Aufmerksamkeit wird den Aussagen der Fed-Gouverneurin Michelle Bowman zuteil, die sowohl am Dienstag als auch am Donnerstag sprechen wird. Bowman erlangte kürzlich besondere Beachtung, da sie als erste Gouverneurin seit 2005 eine abweichende Meinung innerhalb der Fed äußerte. Ihre bevorstehenden Kommentare werden voraussichtlich eine tiefere Begründung für ihre Warnungen vor einer zu raschen Senkung der Zinssätze liefern.
Am Donnerstag wird schließlich der Vorsitzende der Fed, Jerome Powell, anlässlich der 10. jährlichen US-Treasurymarktkonferenz sprechen. Auf derselben Veranstaltung werden auch John Williams, Präsident der New York Fed, sowie Michael Barr, der stellvertretende Vorsitzende der Bankenaufsicht, ihre Perspektiven darlegen. Die Märkte werden besonders darauf achten, wie die Fed den Fortschritt bei der Bilanzreduzierung einschätzt und welche Implikationen dies für die künftige Zinspolitik haben könnte.
3. Marktvolatilität
Der S&P 500 erreichte vergangene Woche sein erstes Rekordhoch seit zwei Monaten, nachdem die US-Notenbank eine deutliche Zinssenkung um 50 Basispunkte angekündigt hatte. Diese Maßnahme markiert den Beginn des ersten geldpolitischen Lockerungszyklus in den USA seit 2020.
Im traditionell schwachen Börsenmonat September konnte der Index bisher um 0,8 % zulegen und weist seit Jahresbeginn eine Steigerung von 19 % auf.
Die Hausse könnte jedoch unter Druck geraten, wenn die Wirtschaftsdaten nicht die Erwartungen einer "sanften Landung" erfüllen – also einem Szenario, in dem die Inflation ohne merklichen Schaden für das Wirtschaftswachstum zurückgeht.
Historisch gesehen schneiden Aktien in einem Umfeld, in dem Zinssenkungen als präventive Maßnahme eingeleitet werden, deutlich besser ab als in einem Umfeld, in dem die Federal Reserve die Zinsen aufgrund einer Rezession senken muss.
Darüber hinaus könnte der Markt empfindlich auf die bevorstehende Präsidentschaftswahl reagieren, die sich laut jüngsten Umfragen zu einem knappen Rennen zwischen dem Republikaner Donald Trump und der Demokratin Kamala Harris entwickelt. Ein solch ungewisser Wahlausgang könnte zu erhöhter Marktvolatilität führen.
"Solange sich die Wirtschaftsdaten nicht signifikant verschlechtern, erwarten wir, dass die US-Wahlen zunehmend in den Fokus der Märkte rücken werden", schrieben die UBS-Strategen für Aktienderivate in einer Mitteilung Ende letzter Woche.
4. PMI-Einkaufsmanagerindex
Die ab Montag veröffentlichten Flash-PMI-Daten geben einen aktuellen Einblick in den Zustand der globalen Wirtschaft.
Der Composite Purchasing Managers Index (PMI) für den Euroraum befindet sich seit sechs Monaten, und der des Vereinigten Königreichs bereits seit zehn Monaten, im Expansionsbereich, was zur Stabilität des widerstandsfähigen Pfund Sterling beiträgt.
Die Märkte scheinen vorerst zuversichtlich, dass die kürzliche Zinssenkung der Federal Reserve um einen halben Prozentpunkt ausreichend sein könnte, um eine Rezession in den USA und damit auch eine weltweite Konjunkturabschwächung zu verhindern. Doch trotz dieser Entlastung bleiben bestimmte Sektoren Anlass zur Besorgnis.
In Deutschland, der größten Volkswirtschaft der Eurozone, setzt sich der Rückgang der Wirtschaftstätigkeit auch im August fort, während die Stimmung gedämpft bleibt. Auch in China kämpft die Wirtschaft nach wie vor mit Herausforderungen – die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt läuft Gefahr, ihr angestrebtes jährliches Wachstumsziel von etwa 5 % nicht zu erreichen.
5. Gold auf Rekordhoch
Die Bullen am Goldmarkt sehen derzeit eine dynamische Rallye der Edelmetallpreise, mit neuen Höchstständen und dem möglichen Erreichen eines Meilensteins von 3.000 USD pro Unze. Diese Entwicklung wird durch die geldpolitischen Lockerungen der großen Zentralbanken sowie die Unsicherheiten rund um die US-Präsidentschaftswahlen angetrieben.
Der Spotpreis für Gold erreichte am Freitag mit 2.572,81 USD pro Unze einen historischen Höchststand und bewegt sich mit einem Zuwachs von über 24 % in Richtung der besten Jahresperformance seit 2020. Dieser Höhenflug spiegelt die gestiegene Nachfrage nach sicheren Anlagehäfen angesichts geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten wider, verstärkt durch umfangreiche Käufe von Zentralbanken.
In einem Umfeld niedriger Zinssätze, das den Goldpreis in der Regel begünstigt, bleibt Gold eine attraktive Option, da es im Gegensatz zu anderen Anlagen keine Zinsen abwirft und daher in Phasen niedrigerer Zinsen relativ an Wert gewinnt.
Die Analysten von Citi wiesen in einer kürzlich veröffentlichten Anlegernotiz darauf hin, dass der Goldpreis bis Mitte 2025 3.000 USD pro Unze und bis Ende 2024 2.600 USD erreichen könnte. Diese Prognose basiert auf Zinssenkungen in den USA, einer anhaltend starken Nachfrage durch ETFs und einer robusten physischen Nachfrage abseits der Börsen.
-- Investing.com/Reuters