FRANKFURT (dpa-AFX) - Auch in der neuen Woche dürften die Zinserwartungen und die Renditen an den Anleihemärkten über das Wohl und Weh an den Aktienbörsen entscheiden. Die Renditen gingen jüngst etwas zurück, die Verzinsung zehnjähriger US-Staatsanleihen sank von in der Spitze 4,37 Prozent auf nahe 4 Prozent. Das stützte die Aktienkurse, der Dax schaffte es jüngst erstmals seit drei Wochen wieder über die Hürde von 16 000 Punkten.
Sollten die Kapitalmarktzinsen aber wieder anziehen, dann könnte der Dax rasch wieder das jüngste Tief bei etwas unter 15 500 Zählern ansteuern. Zwischen dieser Marke und gut 16 000 Punkten pendelte der deutsche Leitindex fast den ganzen Monat August hindurch. "Mit einem Ausbruch nach oben rechnen wir kurzfristig nicht", prognostizieren die Strategen der Commerzbank (ETR:CBKG). Die Erwartungen an die Gewinne der Unternehmen seien aber stabil, das spreche gegen größere Kursrückschläge.
An den Finanzmärkten herrscht derzeit Unklarheit über das weitere Vorgehen der Notenbanken gegen die Inflation. Auch wichtige Arbeitsmarktdaten aus den USA im August konnten mit Blick auf das weitere Vorgehen der Federal Reserve keinen klaren Akzent setzen. Investoren dürften sich deshalb weiterhin an den Kapitalmarktzinsen orientieren. Viel "Futter" für klarere Zinsperspektiven gibt es in der kommenden Woche aber wohl nicht. "Für die Finanzmärkte stehen in der neuen Woche wenige Daten und nur indirekte Hinweise zum wichtigen Überthema Inflationsentwicklung an", schreibt die Commerzbank.
In Deutschland seien dies die Juli-Daten zu Auftragseingängen und Produktion am Mittwoch. Sie sollten zeigen, dass die deutsche Industrie zunehmend unter der weltweiten massiven geldpolitischen Wende leidet. Hier dürfte die schwache Nachfrage mehr und mehr auf die Produktion durchschlagen und die Auftragseingänge nach zwei guten Monaten wieder schrumpfen. Die Commerzbank nennt hier vor allem die deutsche Automobilbranche.
Mit der 70. Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA), die am Dienstag in München beginnt, dürfte zudem erneut die Autobranche in den Fokus rücken. "Die einstige Vorzeigebranche Deutschlands hat zu kämpfen", stellt die Commerzbank fest. Gewaltige Auftragspolster seien mittlerweile aufgezehrt, die Auftragslage werde schlechter. Das spiegele sich auch an den Börsen wider. So sei zwar der europäische Autosektor seit Jahresbeginn deutlich gestiegen; im internationalen Vergleich führen deutsche und europäische Automobilaktien aber hinterher.
Der Auftakt der neuen Börsenwoche könnte aber zunächst recht geräuschlos verlaufen. Denn in den USA wird wegen des Feiertags "Labor Day" am Montag nicht gehandelt. Am Dienstag überprüft außerdem die Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) die Zusammensetzung der Aktienindizes. Im Dax und MDax als den beiden wichtigsten deutschen Börsenbarometern dürfte sich aber nichts ändern.