FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Euro hat sich am Donnerstag in einem schwankungsanfälligen Handel erholt. Nach deutlichen Verlusten in den vergangenen Tagen kostete die Gemeinschaftswährung gegen Mittag 1,1985 US-Dollar und damit etwas mehr als im asiatischen Handel. Zeitweise war der Euro über die Marke von 1,20 Dollar gestiegen, konnte die Gewinne aber nicht halten. Die türkische Lira setzte ihren Sinkflug der vergangenen Monate fort.
Marktbeobachter erklärten die Euro-Erholung mit einer Gegenbewegung zu den deutlichen Verlusten in den Wochen zuvor. Seit Mitte April hatte der Euro zum Dollar etwa vier Cent oder dreieinhalb Prozent an Wert verloren. Auslöser des Sinkfluges waren vor allem schwache Konjunkturdaten aus dem Währungsraum, die auch die EZB aufhorchen ließ. Rasche Änderungen an der vorsichtigen Haltung und der ultralockeren Geldpolitik der EZB sind damit noch unwahrscheinlicher geworden.
Bestätigt wurde diese Erwartung am Donnerstag durch neue Inflationsdaten. Die Inflationsrate im Euroraum fiel im April von 1,3 auf 1,2 Prozent, die weniger schwankungsanfällige Kernrate gab sogar um 0,3 Prozentpunkte auf 0,7 Prozent nach. Die Daten bringen die EZB in die Bredouille, weil sie plant, ihre Anleihekäufe in absehbarer Zeit zu beenden. Begründet wird dies mit der Zuversicht, dass sich die Inflationsrate wieder dem EZB-Ziel von mittelfristig knapp zwei Prozent nähert. EZB-Präsident Mario Draghi werde deshalb sein ganzes rhetorisches Geschick zum Besten geben müssen, um den Kaufstopp zu begründen, kommentierte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank.
Ganz anders dagegen der amerikanische Dollar, der seit Wochen durch steigende Kapitalmarktzinsen und die Aussicht auf weiter steigende Leitzinsen beflügelt wird. Am Mittwochabend signalisierte die US-Notenbank Fed, ihren behutsamen Straffungskurs fortzuführen. Zudem zeigte sie sich zuversichtlich, dass ihr Inflationsziel von zwei Prozent in der mittleren Frist weiter erreicht wird. Am Montag war das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß PCE erstmals seit langem wieder auf den Zielwert der Notenbank von zwei Prozent gestiegen.
Auf ein neues Rekordtief zum Dollar fiel unterdessen die türkische Lira. Auslöser waren neue Inflationsdaten, die eine weiter steigende Teuerung belegten. Fachleute sehen die Reaktion der türkischen Notenbank als nicht ausreichend an. Der wichtige einwöchige Leitzins liegt ihrer Meinung nach seit langem viel zu niedrig. Mit derzeit acht Prozent bewegt er sich deutlich unterhalb der zweistelligen Inflationsrate. Ein Grund für die vorsichtige Reaktion der Notenbank wird in der Haltung von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan gesehen, der höhere Zinsen ablehnt.