Investing.com - Die Erwartung der Investoren für ein großes Paket zur Lockerung der Geldpolitik hat den Euro im Verhältnis zum US-Dollar am Mittwoch aus seiner jüngsten Seitwärtsrange von 1,1020 auf der Unter- und 1,1069 Dollar auf der Oberseite nach unten ausbrechen lassen.
Vor der mit Spannung erwarteten EZB-Sitzung am Donnerstag wurde der EUR/USD zuletzt mit einem Minus von 0,34 Prozent auf 1,1005 Dollar gehandelt.
Schon im Juni hatte EZB-Präsident Mario Draghi gesagt, dass eine zusätzliche Lockerung der Geldpolitik erforderlich sein werde, sollte sich der Wirtschaftsausblick nicht aufhellen und die Inflation im Euroraum nicht anziehen.
Auf der geldpolitischen Sitzung der Europäischen Zentralbank Ende Juli hieß es, der EZB-Rat sei "bereit, all seine Instrumente gegebenenfalls anzupassen, um sicherzustellen, dass sich die Inflation auf nachhaltige Weise auf sein Ziel zubewegt."
Die Inflationserwartungen, die an der so genannten 5-Year, 5-Year Forward Inflation Expectation gemessen werden, lagen zuletzt bei 1,20 Prozent und bleiben damit weiterhin ohne Elan, während die Verbraucherpreise mit 1 Prozent die gedämpfte Inflation in der Euro-Zone unterstreichen. Inflation ist für das Wirtschaftswachstum essentiell, zumindest sagen das die Zentralbanken, deren vorrangiges Ziel die Gewährleistung von Preisstabilität ist.
Auf der Grundlage dessen "hat der EZB-Rat die entsprechenden Ausschüsse des Eurosystems mit der Überprüfung von Optionen beauftragt, darunter Möglichkeiten zur Stärkung seiner Forward Guidance zu den Leitzinsen, Ausgleichsmaßnahmen wie die Entwicklung eines gestaffelten Systems bei der Verzinsung der Reserveguthaben und Optionen hinsichtlich des Umfangs und der Zusammensetzung möglicher neuer Nettoankäufe von Vermögenswerten."
In jüngster Vergangenheit haben sich jedoch einige Zentralbanker, wie Frankreichs Notenbankchef Villeroy de Galhau und Estlands Zentralbankchef Madis Müller zurückhaltender mit Blick auf ein großes Lockerungspaket gegeben, was die Hoffnung auf für eine Bondkauf-Wiederauflage gedämpft hat.
Die Zahl der Mitglieder, die gegen eine quantitativen Lockerung sind, beläuft sich allerdings nur auf insgesamt 6 Mitglieder (Lautenschlaeger, Weidmann, de Galhau, Knot, Holzmann und Müller), der Rat besteht aber aus 25, so dass der kleine Teil der Falken, der überwiegend aus Nordländern besteht, einem großen Konjunkturpaket der EZB nicht im Wege stehen dürfte, zumal die Währungshüter sich bei der letzten geldpolitischen Sitzung darauf geeinigt hatten, "entschlossen zu handeln", sollten die mittelfristigen Inflationsaussichten weiterhin hinter dem Ziel des EZB-Rats zurückbleiben.
"Jetzt einen Rückzieher zu machen, wäre eine Kommunikationskatastrophe", sagte Katharina Utermöhl, Senior Economist für Europa bei der Allianz (DE:ALVG), gegenüber der Financial Times. "Die falkenhaften Aussagen einiger Zentralbankgouverneure bestätigen mir nur, dass ein großes Paket kommt."
In die gleiche Kerbe schlägt Piotr Matys von der Rabobank: "Unsere EZB-Watcher Bas van Geffen und Elwin de Groot erwarten eine Vielzahl von Lockerungsmaßnahmen, darunter eine Senkung der Einlagenzinsen um 10 Basispunkte, eine an die Dauer der Anlagenkäufe gebundene Forward Guidance (d.h. die Zinsen bleiben auf dem derzeitigen oder niedrigeren Niveau, bis weit über das Ende der Nettoanlagekäufe hinaus) und ein Asset Purchase Program von 40 Mrd. EUR pro Monat, das ab Oktober für 12 Monate läuft."
Auf den Euro selbst könnte eine Neuauflage des Kaufprogramms nur geringe Auswirkung haben, glaubt Shweta Singh, Managing Director of Global Macro bei TS Lombard. "Entscheidend ist, dass der Spielraum für eine Euro-Abwertung und damit einer Ankurbelung der Inflationserwartungen deutlich geringer sein könnte, da der Pool der refinanzierungsfähigen Vermögenswerte, aus dem die EZB kaufen kann, seit Beginn von QE1 zurückgegangen ist."
von Robert Zach