Investing.com - Nachdem der EUR/USD Anfang letzter Woche bis auf ein Hoch von 1,1965 Dollar gestiegen war, verzeichnete das Devisenpaar eine deutliche Korrektur und erreichte am Freitag bei 1,1755 ihren Tiefststand.
Am Montagmittag steht der Euro-Dollar wieder oberhalb des psychologisch bedeutenden Widerstands bei 1,18 Dollar. Sofern sich das Währungspaar nicht oberhalb dieser Marke stabilisieren kann, unterstreicht das die Tatsache, dass der jüngste Verkaufsdruck noch keinesfalls ausgestanden ist. Zunächst geht es also darum, die Bastion bei 1,18 Dollar Punkten zu verteidigen. Um den EUR/USD zu stabilisieren, ist aber zumindest ein Spurt über den horizontalen Widerstand bei 1,1863/1,1888 Dollar notwendig.
Fundamental blicken die Anleger in dieser Woche gespannt auf die Notenbanker-Konferenz in Jackson Hole, wo sich Fed-Chef Jerome Powell am Donnerstag zur Strategieüberprüfung der US-Notenbank äußern dürfte. Seine Äußerungen dürften einen größeren Effekt auf den US-Dollar und damit auch auf den EUR/USD haben.
Die Meinungen der Analysten zum EUR/USD können unterschiedlicher kaum sein.
BANK OF AMERICA SIEHT ABWÄRTSRISIKEN FÜR DEN EUR/USD
Die Experten der Bank of America (NYSE:BAC) weisen im Rahmen einer Notiz zum EUR/USD auf Abwärtsrisiken hin.
"Nach dem starken Anstieg des EUR/USD im Sommer, der hauptsächlich auf einen Einbruch des USD zurückzuführen war, sehen wir für den Rest des Jahres Abwärtsrisiken für den EURUSD, hauptsächlich aufgrund einer möglichen Aufwärtskorrektur des USD".
Die europäische Gemeinschaftswährung hat seit Mitte Mai um etwas mehr als 9,5 Prozent gegenüber dem US-Dollar an Wert hinzugewonnen. Zur gleichen Zeit ist der US-Dollar-Index, der den Wert des US-Dollars gegenüber einem ausgewählten Währungskorb aus sechs Währungen vergleicht, um 7,5 Prozent gefallen.
Die US-amerikanische Großbank rechtfertigt ihre Prognose mit der Abschwächung der allgemeinen Risikostimmung, die "eine Belastung für den Euro, aber einen positiven Effekt auf den Dollar" haben könnte.
Die BoA ist auch der Meinung, dass "der Konsens mit Blick auf die Weltwirtschaft zu optimistisch ist". Gleiches gelte für die Entwicklung eines sicheren Coronavirus-Impfstoffs.
Die Bank hat das Jahresendziel für den EUR/USD auf 1,14 Dollar festgelegt.
GOLDMAN SACHS ERWARTET ANHALTENDE DOLLAR-SCHWÄCHE
Die renommierte Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS) ist derweil der Meinung, dass die Dollar-Schwäche weiter anhalten dürfte.
Sie ist der Ansicht, dass der US-Dollar überbewertet ist und dass die US-Realzinsen (NYSE:TIP) mehrere Jahre lang negativ bleiben werden, was den Dollar weiterhin belasten dürfte.
"Die Argumente für eine strukturelle Dollar-Schwäche sind unserer Meinung nach nach wie vor intakt“, sagte Zach Pandl, Devisenstratege bei Goldman Sachs. "Die Währung ist überbewertet, die US-Realzinsen werden wahrscheinlich noch einige Jahre lang tief im negativen Bereich bleiben, und die Weltwirtschaft sollte sich stetig aus der Coronavirus-bedingten Rezession heraus erholen", fügte er hinzu.
In den Vereinigten Staaten waren zuletzt die Inflationserwartungen kräftig gestiegen. In der Folge sackten die Realzinsen auf Rekordtiefs unter -1,0 Prozent ab.
Goldman Sachs meinte, dass das gegenwärtige Umfeld als "Standardrezept für eine anhaltende Dollar-Schwäche" gilt.
Die Bank wies auch auf mehrere Faktoren hin, die den Dollar kurzfristig stützen könnten, wie z.B. die Unsicherheit rund um Covid-19 sowie die geldpolitische Ausrichtung der Federal Reserve oder die US-Präsidentschaftswahlen.
"Der republikanische Parteitag in dieser Woche könnte den Dollar unterstützen, falls der Vorsprung der Demokraten knapper werden sollte - die Ansicht, dass eine Biden-Administration die US-Unternehmenssteuersätze erhöht, hat den Dollar wahrscheinlich belastet - oder falls Präsident Trump wichtige neue Ankündigungen zur US-Politik gegenüber China macht. Investoren mit einem relativ kurzen Zeithorizont sollten erwägen, USD-Shorts zu reduzieren, bis diese Ereignisse vorüber sind", fügte Pandl hinzu.