Frankfurt, 27. Aug (Reuters) - Devisenanleger sehen die strategischen Änderungen der US-Notenbank beim Inflationsziel als Wegbereiter für länger anhaltende Niedrigzinsen in den USA. Der Dollar .DXY geriet am Donnerstag nach der Rede von Fed-Chef Jerome Powell deswegen zunächst unter Druck. Anschließend kehrte sich der Trend am Devisenmarkt jedoch um: Der Dollar-Index DXY , der die Devise zu anderen wichtigen Währungen misst, lag 0,2 Prozent höher auf 93,207 Punkten. Der Euro EUR= , der zwischenzeitlich auf knapp 1,19 Dollar hochgeschnellt war, fiel mit 1,1770 Dollar sogar unter das Niveau von vor den Äußerungen Powells.
Die nun von den Notenbankern tolerierten größeren Schwankungen um die angestrebte Jahresteuerung von zwei Prozent sorgten für mehr Unwägbarkeiten, sagten Börsianer. Anfänglich seien die Investoren von dem neuen Ansatz der Fed begeistert gewesen, bedeute er doch, dass die Inflation für einige Zeit über zwei Prozent steigen könnte und nicht unbedingt zu einer strafferen Geldpolitik führe, sagte Marktanalyst Fawad Razaqzada vom Broker ThinkMarkets. Enttäuscht habe Powell nicht, allerdings seien die Erwartungen im Vorfeld sehr hoch gewesen, sagte Währungsstratege David Iusow vom Broker DailyFX.
Auch habe der Fed-Chef erklärte, dass man erwägt, nur moderat ein Überschießen der Inflation zuzulassen. "Ob dies den Marktteilnehmern und ihren Erwartungen genügt, wird sich erst später zeigen." Einige Marktteilnehmer seien der Meinung, dass der neue Ansatz zu mehr Unsicherheit statt Transparenz führe, sagte Razaqzada. "Märkte mögen normalerweise keine Unsicherheit", fügte er hinzu. Nichtsdestotrotz könne die Aussicht auf eine ultralockere Geldpolitik den Dollar bald wieder unter Druck setzen.
(Reporterin: Anika Ross, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern 030 2201 33711 (für Politik und Konjunktur) 030 2201 33702 (für Unternehmen und Märkte)