MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der "Münchner Merkur" kommentiert die deutsche Coronapolitik und Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD):
"Im Nachhinein ist man immer schlauer. In der Aufarbeitung der deutschen Coronapolitik ist dieser Satz zur Standardverteidigung jener geworden, die bis zuletzt an (im Rückblick übertrieben) strengen Maßnahmen festgehalten haben. An ihrer Spitze stand stets Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der selbst die rigide bayerische Linie noch zu übertreffen suchte. Richtig ist: In einer Ausnahmesituation wie der damaligen ist der Politik ein Ermessensspielraum beim Ergreifen von Vorsichtsmaßnahmen zuzubilligen. Doch ist dieser nicht unbegrenzt. Er hat sich an den Erkenntnissen der Wissenschaft und den Einschätzungen der Fachbehörden zu orientieren. Geschieht dies nicht, überschreitet Regierungspolitik die unsichtbare Grenze zur Willkür und zum Autoritären. Lauterbach ist genau das passiert, als er im Frühjahr 2022 entgegen mehrfachen Empfehlungen aus dem Robert-Koch-Institut an einer "sehr hohen Gefährdungslage" festhielt.