10 % Dividendenrendite: Welcher Einkommensinvestor würde unter gewissen Voraussetzungen schon Nein sagen zu solchen Werten? Natürlich unter der Prämisse, dass das Einkommen auch nachhaltig, zeitlos und damit beständig ist.
Mit einer Dividendenrendite von 10 % kann man aus dem Stegreif jede Inflation ausgleichen. Das ist ein attraktives Mittel, um ein Vermögen aufzubauen. Zudem erhält man jede Menge Liquidität zurück, die man wiederum für andere Dinge verwenden kann.
Grundsätzlich gibt es für mich zwei Wege, wie man dieses Ziel erreichen kann. Nur einen bezeichne ich als nachhaltig, den anderen inzwischen als fahrlässig. Bemerkenswerterweise habe ich zu Beginn meiner Investorenkarriere versucht, ausgerechnet diesen Weg zu gehen. Das trifft vielleicht auch auf andere Anleger zu.
10 % Dividendenrendite: Der einfache, fahrlässige Weg 10 % Dividendenrendite sind aus dem Stegreif möglich. Es gibt Aktien, die einen solchen Wert an die Investoren auszahlen. Teilweise sogar nachhaltig, teilweise näherungsweise mit einem moderaten Wachstumspotenzial. Sie alle eint in der Regel jedoch eines: Ein Problem, weshalb die Bewertung an dieser Stelle so preiswert ist.
Eine Dividendenrendite von 10 % aus dem Stegreif ist eines: Bewertungstechnisch ein Warnsignal. Vor allem im aktuellen Marktumfeld mit DAX, S&P 500 und Co. in der Nähe ihrer Rekordhochs besitzen viele starke Dividendenaktien eher niedrige einstellige Ausschüttungsrenditen. Zeitlose Qualität mit 3 % zu erhalten ist teilweise schon eine Seltenheit. Insofern sollte man vorsichtig sein, was die Ausgangslage im zweistelligen Prozentbereich angeht.
Es mag Ausnahmen geben. In einem diversifizierten Depot auf Dividendenaktien mit 10 % Dividendenrendite zu setzen dürfte jedoch wenig Auswahl bieten. Und im Umkehrschluss ein Depot, das von vielen problembehafteten Aktien dominiert ist. Wer auf einen solchen Korb setzt, der sollte in fünf Jahren vielleicht froh sein, wenn sich nachhaltige 5 % Dividendenrendite etabliert und durchgesetzt haben.
Die bessere Variante: Wachstum Die bessere Variante, eine Dividendenrendite von 10 % zu erreichen, ist für mich daher ohne Zweifel das Wachstum. Allerdings sollte man als Investor dabei realistisch kalkulieren: Mit 2 % Ausschüttungsrendite zu Anfang und 3 % Wachstum pro Jahr braucht es schließlich 54,5 Jahre, bis man einen solchen Wert erreicht. Entsprechend ist nicht jedes Wachstum geeignet dafür.
Wer als Einkommensinvestor jedoch entweder auf ein starkes Dividendenwachstum oder aber eine höhere initiale Dividendenrendite von beispielsweise 4 % und ein moderates Wachstum setzt, der kann es besser erreichen. Das Beste: Diese Basis ist nachhaltig, da das Unternehmen langfristig in diese Ausschüttungsrendite von 10 % hineinwächst. Wobei nicht nur die Bewertung aufgrund von Problemen derart stark nachlässt, dass man vermeintliche Schnäppchen kauft, die sich im Nachhinein als Problemfälle mit Kürzungen erweisen. Und genau deshalb habe ich meinen Ansatz dahin gehend verändert.
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