In 3 Sätzen
- Snap (NYSE:SNAP) hat die Auswirkungen des iOS-Updates von Apple (NASDAQ:AAPL) eindeutig unterschätzt.
- Außerdem hat das Unternehmen sein langfristiges Wachstumspotenzial überschätzt.
- Die Aktie von Snap ist immer noch teuer und Insider verkaufen viele Aktien.
Die Aktie von Snap (NYSE:SNAP) (WKN: A2DLMS) ist in den letzten drei Monaten um fast 30 % abgerutscht. Der größte Teil dieses Rückgangs fand Ende Oktober statt, nachdem das Social-Media-Unternehmen einen chaotischen Ergebnisbericht für das dritte Quartal veröffentlicht hatte.
Ich habe alle meine Snap-Aktien vor mehr als zwei Jahren zu einem Durchschnittspreis von etwa 15 US-Dollar gekauft und bin hier immer noch ziemlich optimistisch. Dennoch überprüfe ich gelegentlich die Argumente, die gegen Snap sprechen, um zu sehen, ob diese Argumente meine ursprüngliche These widerlegen. Schauen wir uns die fünf roten Fahnen an, die die Bären oft hervorheben, und sehen wir, ob sie Snap zu einer weniger attraktiven Investition machen.
1. Das große iOS-Update
Eine der größten Herausforderungen für Online-Werbeunternehmen in diesem Jahr war das iOS-Update von Apple. Das ermöglichte es Nutzern, sich gegen Tracking und Targeting zu entscheiden.
Während einer Telefonkonferenz im April sagte Jeremi Gorman, Chief Business Officer von Snap, dass das Unternehmen „Apples Ansatz unterstützt“, weil es „immer geglaubt hat, dass Werbung die Privatsphäre der Kunden respektieren sollte“. Gorman bezeichnete die Privatsphäre auch als einen „großen Kernwert“ für Snapchat.
Diese zuversichtlichen Aussagen, zusammen mit den häufigen Sticheleien von Snapchat gegen Metas Datenschutzstandards bei Facebook in der Vergangenheit, ließen vermuten, dass Snap von Apples iOS-Update nicht stark betroffen sein würde.
Während der Telefonkonferenz von Snap im Juli sagte Gorman, es sei noch „zu früh, um zu bestimmen, wie lange es dauern wird, bis diese Änderungen vollständig angenommen werden, das Ausmaß der potenziellen Unterbrechungen der Nachfrage oder die letztendlichen Auswirkungen auf das längerfristige Wachstum unseres Geschäfts“. Die vagen Äußerungen von Snap standen in krassem Gegensatz zu den wiederholten Warnungen von Meta. Die wiesen immer wieder auf die Verlangsamung des Geschäfts mit zielgerichteter Werbung hin.
Während der Telefonkonferenz im Oktober räumte CEO Evan Spiegel schließlich ein, dass Apples Update es „für unsere Werbepartner schwieriger macht, ihre Werbekampagnen für iOS zu messen und zu verwalten“. CFO Derek Andersen sagte auch, dass das iOS-Update im vierten Quartal weiterhin Gegenwind für die „Direct Response“-Anzeigen (etwa die Hälfte der Werbeeinnahmen von Snap) erzeugen würde.
Infolgedessen erwartet Snap, dass seine Einnahmen im vierten Quartal nur um 28 bis 32 % im Vergleich zum Vorjahr steigen werden. Analysten erwarten ein Wachstum von 49 %.
2. Zu rosige Ziele
Bereits im Februar hielt Snap seinen ersten Investorentag ab. Während der Präsentation sagte Produktchef Peter Sellis, dass Snapchat „in der Lage ist, über mehrere Jahre hinweg ein Umsatzwachstum von 50 % und mehr zu erzielen“.
Diese kühne Aussage hat wahrscheinlich viele Investoren davon überzeugt, dass Snapchat das iOS-Update von Apple, das ursprünglich für 2020 angekündigt war, problemlos überstehen könnte. Das Management von Snap erwähnte diese bevorstehenden Änderungen während der Präsentation dann aber nicht. Der Markt begann, Snap als ein Unternehmen zu bewerten, das seinen Umsatz in den nächsten Jahren potenziell um 50 % jährlich steigern könnte.
Daher stürzte die Snap-Aktie nach der Veröffentlichung des Gewinnberichts für das dritte Quartal um 30 % ab: Die Aktie vertrug schlicht überhaupt keine schlechten Nachrichten.
3. Hohe Bewertung
Selbst nach dem Rückgang nach der Veröffentlichung der Gewinne hat Snap eine Marktkapitalisierung von 86 Mrd. US-Dollar. Das ist das 22-Fache der Umsatzprognose für dieses Jahr und das 15-Fache der Umsatzprognose für das nächste Jahr.
Diese Kurs-Umsatz-Verhältnisse haben sich deutlich abgekühlt, seit die Snap-Aktie im September ein Allzeithoch von 83,34 US-Dollar erreicht hatte, aber die Aktie kann immer noch nicht als Schnäppchen betrachtet werden. Vor allem dann nicht, wenn sich das Wachstum verlangsamt und das Unternehmen seine rosige Langzeitprognose von mehr als 50 % jährlichem Umsatzwachstum zurücknehmen muss.
Analysten erwarten, dass der Umsatz von Snap in diesem Jahr um 60 % und im nächsten Jahr um 39 % steigen wird. Das Unternehmen könnte in diesem Jahr seinen ersten bereinigten Gewinn für das Gesamtjahr erwirtschaften, aber die Aktie ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 100 noch teurer.
4. TikTok zieht weiter davon
Letztes Jahr startete Snap eine Kurzvideoplattform namens Spotlight und begann damit, jeden Tag 1 Mio. US-Dollar an seine Top-Creators zu verteilen. Diese verlustbringende Maßnahme war ein klarer Angriff auf TikTok von ByteDance, dem Hauptkonkurrenten bei den jugendlichen Nutzern. Trotzdem hat sie noch immer keine große Wirkung gezeigt.
Snap hat seine Spotlight-Zahlungen in diesem Jahr schrittweise reduziert, und viele seiner Top-Creators verließen die Plattform prompt für TikTok, Metas Instagram und Alphabets YouTube. Snap hat seine genauen Wachstumsraten für Spotlight noch nicht bekannt gegeben. Aber ein kurzer Blick auf die spärlichen, verwirrenden und meist langweiligen Inhalte zeigt, dass man es nicht schafft, mit TikTok mitzuhalten.
5. Insider-Verkäufe
Wenn die Insider von Snap glauben würden, dass das Unternehmen seinen Umsatz tatsächlich um mehr als 50 % pro Jahr steigern kann, würden sie wahrscheinlich selber viele Aktien kaufen.
Aber in den letzten drei Monaten haben die Insider von Snap fast 26-mal so viele Aktien verkauft wie gekauft. In den letzten zwölf Monaten haben sie fast 16-mal so viele Aktien verkauft, wie sie gekauft haben. Dieser Mangel an Vertrauen der Insider ist ein deutliches Warnsignal.
Ich behalte meine Aktien von Snap (vorerst)
Ich bewundere nach wie vor die Widerstandsfähigkeit von Snap bei den jüngeren Nutzern, sein Wachstumspotenzial auf dem Augmented-Reality-Markt und im Metaverse sowie den schrittweisen Ausbau seiner Plattform zu einer „Super-App“ für Spiele, Videos und andere Inhalte.
Aber diese fünf Warnsignale zeigen auch Probleme auf, die ich nicht ignorieren kann. Snap hat seine Schwächen eindeutig unterschätzt, während es seine eigenen Stärken überschätzt hat. Die Insider selbst scheinen kein Vertrauen in die ehrgeizigen langfristigen Pläne zu haben. Daher verkaufe ich meine Snap-Aktien noch nicht. Aber ich werde keine weiteren Aktien kaufen, bis das Unternehmen diese eklatanten Probleme behoben hat.
Leo Sun besitzt Aktien von Apple und Snap. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Alphabet (NASDAQ:GOOGL), Apple und Meta Platforms (NASDAQ:FB). Dieser Artikel erschien am 11.12.2021 auf Fool.com und wurde für unsere deutschen Leser übersetzt.
Motley Fool Deutschland 2021