(neu: Schlusskurs)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Leasingspezialist Grenke (ETR:GLJn) hat am Mittwoch letztlich doch etwas von Zahlen zum Neugeschäft profitiert - im Handelsverlauf aber die Nerven seiner Anteilseigner ordentlich strapaziert. Denn die Profitabilität des Unternehmens enttäuschte.
Mit einem Sprung bis auf 23 Euro hatten die Grenke-Aktien ihre jüngst rasante Erholung zunächst fortgesetzt und waren nur knapp unter ihrem Zwischenhoch aus dem November zurückgeblieben. Doch hier verließ die Anleger der Mut, nach einem Kursplus von gut 17 Prozent seit dem Jahreswechsel setzten einige auf Gewinnmitnahmen. Das Kursplus schrumpfte schnell zusammen und die Anteilsscheine rutschten um rund 8 Prozent ab.
Am Ende jedoch erholten sich die Grenke-Aktien und retteten ein Plus von 0,7 Prozent auf 21,56 Euro ins Ziel. Damit hinkten sie aber dem Nebenwerteindex SDax hinter, der um 1,6 Prozent stieg.
Analysten werteten die Zahlen indes eher positiv. Sowohl Marius Fuhrberg von Warburg Research als auch die Experten des Analysehauses Pareto Securities sprachen weiterhin Empfehlungen für die Aktien von Grenke aus. Ihre Kursziele von 36 beziehungsweise 35 Euro räumen der Aktie noch deutlich Luft nach oben ein. Im vergangenen Jahr hatte sie mehr als ein Drittel an Wert verloren und vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Februar 2020 sogar noch mehr als 100 Euro gekostet.
Mit einem Neugeschäftsvolumen von 2,3 Milliarden Euro erreichte Grenke 2022 das obere Ende der im Oktober angehobenen Zielspanne. Die Pareto-Experten hoben die starke Entwicklung im Schlussquartal hervor. Zudem übertraf Grenke auf Jahressicht ihre Erwartung, die mit 2,1 Milliarden Euro am unteren Ende der Zielspanne gelegen hatte. Die Rückkehr des Wachstums sei eine sehr gute Nachricht für Grenke. Warburg-Analyst Fuhrberg ergänzte, dieses sei deutlicher als von ihm erwartet ausgefallen und das vierte Quartal das stärkste im Jahresverlauf gewesen.
Auch ein Börsenhändler attestierte dem Unternehmen eine Wachstumsbeschleunigung. Allerdings habe sich die Profitabilität verschlechtert, merkte er an. Der Deckungsbeitrag von Grenke als Maß für den operativen Gewinn hatte 2022 nicht ganz so stark zugelegt wie das Neugeschäftsvolumen, weshalb die entsprechende Marge zurückgegangen war. Verantwortlich dafür waren nicht nur der wieder stärkere Fokus des Unternehmens auf größere Verträge, die nicht so rentabel sind, sondern auch die anziehenden Zinsen. Diese kann Grenke nur mit Zeitverzug an die eigenen Kunden weitergeben.
Mit einer Stabilisierung der Zinsen sollten indes auch die Margen wieder anziehen, zeigte sich Fuhrberg optimistisch für die Zukunft. Der Ausblick auf 2023, der im Rahmen des für März angekündigten, vollständigen Geschäftszahlen für das vergangene Jahr erwartet wird, sollte nach seiner Einschätzung eine Fortsetzung des Wachstumstrends belegen. Die Pareto-Analysten betonten die attraktive Bewertung der Papiere auf Basis ihrer Gewinnschätzungen für das neue Jahr. Sie trauen Grenke bis 2027 ein Ergebniswachstum je Aktie von 27 Prozent per annum zu.