PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die Anleger haben am Donnerstag trotz der Fortsetzung des Zollstreits zwischen den USA und China auf eine baldige Annäherung und Entspannung gesetzt. Zwar sei die nächste Eskalationsstufe erreicht worden, doch Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners sieht mit Blick auf die Zollthematik "mittlerweile einen gewissen Gewöhnungseffekt bei den Anlegern".
Der europäische Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) gewann gegen Mittag 0,20 Prozent auf 3426,98 Punkte. In Paris rückte der Cac 40 (CAC 40) um 0,23 Prozent auf 5433,06 Punkte vor. In London gewann der FTSE 100 zuletzt 0,35 Prozent auf 7600,40 Zähler.
Der Handelskonflikt hatte an diesem Morgen eine neue Eskalationsstufe erreicht, nachdem Washington weitere Strafzölle in Kraft setzte und Peking sich umgehend revanchierte. "Keiner will schwach dastehen, bevor man sich gemeinsam an den Verhandlungstisch begibt", sagte Marktexperte Jochen Stanzl von CMC Markets und sieht es als "gutes Zeichen", dass gesprochen wird.
Wegweisende Entscheidungen werden angesichts der jüngsten Aussagen von US-Präsident Donald Trump allerdings nicht erwartet. Doch spätestens rechtzeitig vor den Zwischenwahlen im November in den USA dürfte es wohl eine Lösung geben, sind sich zahlreiche Experten einig.
Wie bereits am Vortag gaben Autowerte weiter nach. Der Sektor der Fahrzeughersteller und -zulieferer (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP) büßte als Schlusslicht in Europa 0,4 Prozent ein. Der Technologiesektor (STOXX Europe 600 Technology) dagegen war Favorit mit plus 0,7 Prozent.
Unter den Einzelwerten zogen im EuroStoxx die Anteile des irischen Baustoffe-Konzerns CRH (3:CRH) Aufmerksamkeit auf sich. Sie legten nach Halbjahreszahlen um 0,7 Prozent zu. Im britischen "Footsie" gewannen sie 0,5 Prozent und legten damit den sechsten Tag in Folge zu. Analysten lobten vor allem, dass es CRH gelungen sei, die Gewinnmargen zu verteidigen. Trotz des Kostendrucks hatte CRH nichts an seiner Profitabilität eingebüßt.
Die Anteile von Ryanair (3:RYA) machten in London einen Sprung um 6,4 Prozent nach oben und profitierten von der Einigung der Billigfluggesellschaft im Streit um Arbeitsbedingungen für deren irische Piloten. Details wurden zunächst nicht bekannt. Erst sollen die Piloten über den Kompromiss abstimmen.
In Zürich gewannen in der zweiten Reihe zudem die Aktien von Sunrise (5:SRCG) 6,3 Prozent hinzu. Sie profitierten von einer frisch ausgesprochenen Kaufempfehlung der britischen Bank Barclays (LON:BARC). Der Schweizer Telekomkonzern sei gut aufgestellt, um weiter von der Möglichkeit zu profitieren, die etablierten Quadruple-Play-Preise (Festnetztelefonie, Mobilfunk, TV und Internet aus einer Hand) zu unterlaufen, hieß es. Zudem dürfte die Freenet (4:FNTGn)-Beteiligung von der alternativen Glasfaser-Infrastruktur in der Schweiz profitieren.