PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Aktienmärkte haben sich am Freitag deutlich von ihren jüngsten Verlusten erholt. Vage Entspannungssignale im US-chinesischen Handelsstreit und die neu aufgeflammte Hoffnung auf eine lockerere Geldpolitik in der Eurozone reichten aus, die Anleger wieder zuversichtlicher zu stimmen.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) als Leitindex der Eurozone stieg bis zum späten Vormittag um 0,97 Prozent auf 3314,59 Punkte. Auf Wochensicht deutet sich aber ein Minus von gut einem halben Prozent an.
In Paris gewann der französische Cac 40 (CAC 40) am Freitag 0,88 Prozent auf 5282,98 Punkte. Für den britische FTSE 100 ging es in London um 0,69 Prozent auf 7116,03 Punkte nach oben. Wegen technischer Schwierigkeiten hatte sich der Handelsstart bei Aktien mit hoher Marktkapitalisierung um gut anderthalb Stunden verzögert.
Jüngste Aussagen des US-Präsidenten Donald Trump vor Journalisten deuteten nach Einschätzung von Beobachtern darauf hin, dass die Vereinigten Staaten an einer baldigen Beilegung des Handelskonflikts interessiert sind. Trump machte deutlich, dass beide Seiten etwas unternehmen wollen. Nähere Details nannte der US-Präsident nicht. Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners sprach von einem positiven Zeichen, ein Durchbruch sei dies aber noch lange nicht.
Anleger werteten zudem jüngste Äußerungen des finnischen Notenbankchefs Olli Rehn positiv. "Es ist wichtig, dass wir im September ein umfassendes und wirksames Paket vorlegen", sagte Rehn der Finanzzeitung "Wall Street Journal". Mit Blick auf die Finanzmärkte sei es zudem besser, die Erwartungen zu übertreffen als zu enttäuschen.
In dem freundlichen Umfeld verzeichneten alle Branchen Gewinne. Mit am besten schlugen sich Aktien aus dem Technologie- (STOXX Europe 600 Technology) und Bankensektor (Stoxx 600 Banks), die um 1,41 beziehungsweise 1,49 Prozent nach oben kletterten. Sie regieren in der Regel besonders sensibel auf konjunkturelle Nachrichten.
Unter den Einzelwerten standen vor allem Aktien aus der Schweiz im Blick. So zogen die Anteilsscheine des Telekomunternehmens Sunrise (5:SRCG) um rund 3 Prozent an. Der Mobilfunkanbieter und Großaktionär Freenet (4:FNTGn) lehnt eine Übernahme des Kabelnetzbetreibers UPC Schweiz durch seine Schweizer Beteiligung in seiner aktuellen Form ab. Dabei stören sich die Hamburger vor allem an den Bedingungen der Transaktion, etwa die geplante milliardenschwere Kapitalerhöhung durch Sunrise. Freenet kündigte an, gegen diese stimmen zu wollen. Damit könnte der Deal auf der Kippe stehen. Die Freenet-Papiere legten zuletzt in Frankfurt um knapp 1,7 Prozent zu.
Die Anteilscheine von Roche (5:ROG) stiegen um mehr als 1 Prozent. Der Pharmakonzern erhielt in den USA für sein Krebsmittel Rozlytrek die Zulassung.