PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienmärkte haben sich von den massiven Abgaben vom Freitag erholt und sind klar fester in die neue Woche gestartet. Börsianer verwiesen darauf, dass die Nachricht über eine weitere Lockerung der chinesischen Geldpolitik die "dunklen Wolken" einer Staatspleite Griechenlands samt Euro-Austritt zunächst in den Hintergrund gedrängt habe.
Der EuroStoxx-50-Index (DJ Euro Stoxx 50) gewann am Vormittag 0,91 Prozent auf bei 3707,45 Punkte. Am Freitag hatte der europäische Leitindex 2,07 Prozent verloren und mit minus 3,72 Prozent die schwächste Woche seit Mitte Dezember verzeichnet. In Paris stieg der CAC-40-Index (CAC 40) am Montag um 0,71 Prozent auf 5179,55 Zähler. Für den Londoner FTSE-100-Index (ISE:UKX) ging es um 0,79 Prozent auf 7049,66 Punkte nach oben.
Die chinesische Zentralbank hat wegen des sich abkühlenden Wirtschaftswachstums die Senkung des Mindestreservesatzes um einen Prozentpunkt auf 18,5 Prozent angekündigt. Dies ist bereits die zweite Verringerung im laufenden Jahr und die deutlichste seit der globalen Finanzkrise 2008. Die Reduzierung ermöglicht den Banken, einen größeren Anteil ihrer liquiden Mittel für die Kreditvergabe zu verwenden, anstatt das Geld bei der Notenbank parken zu müssen.
Aus Griechenland gibt es Börsianern zufolge kaum Neuigkeiten. Die Gefahr eines Austritts aus dem Euro - der so genannte "Grexit" - sei unverändert gegeben, hieß es. Die internationale Finanzwelt forderte Athen eindringlich zu tiefgreifenden Reformen auf, um eine Staatspleite noch abzuwenden. Notenbanker, Finanzminister und US-Präsident Barack Obama gaben sich auf dem Frühjahrstreffen des IWF und der Weltbank zunehmend besorgt über die Situation in Griechenland.
Im Branchentableau waren - wie bereits in der Vorwoche - Bergbauaktien überdurchschnittlich gefragt. Der Index Stoxx 600 Basic Resources (DJX:SXPP) legte um 1,73 Prozent zu, gefolgt vom Chemiesektor (DJX:SX4P), der zuletzt 1,17 Prozent gewann. Schlusslicht war die Nahrungsmittel- und Getränkebranche (DJX:SX3P) mit einem Minus von 0,48 Prozent.
Unter den Einzelwerten gaben eine Übernahme in der Telekombranche sowie einige Analystenkommentare den Ton an. Spitzenreiter im EuroStoxx-Index waren die Aktien von Unicredit (MILAN:CRDI) (FSE:CRI) (AFF:UCG) mit einem Plus von 2,50 Prozent auf 6,15 Euro. Zuvor hatten die Analysten der Investmentbank Goldman Sachs das Kursziel für die Papiere der italienischen Großbank von 7,00 auf 7,40 Euro angehoben. Eine Kurszielerhöhung nahmen sie auch für die ING-Titel (ASX:INGA) (FSE:INN) vor. Diese stiegen um gut 2 Prozent und waren damit zweitbester Wert im Leitindex der Eurozone.
Der niederländische Telekom-Konzern KPN (ASX:KPN) (ETR:KPN) verkauft seine belgische Sparte Base für knapp 1,33 Milliarden Euro an den belgischen Konkurrenten Telenet. KPN schwächelt seit geraumer Zeit. Was das Unternehmen mit dem Geld aus dem Verkauf genau anstellen will, soll beim Abschluss der Transaktion bekanntgegeben werden. Die Analysten der Societe Generale (PARIS:SOGN) werteten die Transaktion positiv für KPN und sprachen von einem attraktiven Verkaufspreis. KPN-Anteilsscheine verteuerten sich um 2,62 Prozent, Telenet-Titel um 5,73 Prozent.