PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienmärkte sind am Dienstag nach einer etwas leichteren Eröffnung zunehmend abgebröckelt. Händler machten dafür vor allem enttäuschende Unternehmenszahlen von Bayer (4:BAYGN) und Reckitt Benckiser (3:RB) sowie die abwartende Haltung vieler Anleger vor der Wiederaufnahme der Handelsgespräche zwischen den USA und China verantwortlich.
Am späten Vormittag notierte der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) 0,80 Prozent tiefer bei 3495,35 Punkten. Für den französischen Cac 40 (CAC 40) ging es um 0,61 Prozent auf 5567,05 Punkte abwärts. Der britische FTSE 100 hielt sich dagegen stabil und lag zuletzt 0,06 Prozent höher bei. 7690,98 Zählern.
Als Hauptgrund für die relative Stabilität der Londoner Börse wurde das schwache britische Pfund genannt. Seit Beginn der Woche verlor die Währung bereits etwa zwei Prozent an Wert. Im Handel mit dem Dollar rutschte der Kurs am Morgen auf 1,2119 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit März 2017. Als Ursache der Talfahrt gilt die Erwartung, dass mit der neuen politischen Führung um Premierminister Boris Johnson ein Brexit ohne Austrittsabkommen mit der EU wahrscheinlicher geworden ist. Ein "No-Deal-Brexit" gilt als Konjunkturrisiko für die britische Wirtschaft. Ein schwaches Pfund kann allerdings die Exportwirtschaft stützen.
Der britische Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser (3:RB) senkte nach einem etwas schwächeren Halbjahr sein Umsatzziel für 2019. Goldman-Sachs-Analyst John Ennis sprach in einer ersten Reaktion von enttäuschenden Erlöskennziffern. Die Aktien von Reckitt Benckiser gehörten mit einem Verlust von 2,8 Prozent zu den schwächsten Werten im Stoxx-50-Index.
Die Papiere von Siemens (DE:SIEGn) Gamesa (11:SGREN) sackten gar um 13 Prozent ab. Ein dickes Auftragsbuch für Windenergieanlagen auf See bescherten der Siemens-Tochter im dritten Quartal deutlich steigende Umsätze, das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) stieg aber nur um knapp 2 Prozent. JPMorgan-Analyst Malvika Gupta verwies darauf, dass das Ebit und die Margen des Herstellers von Windkraftanlagen die Erwartungen verfehlt hätten.
Der Ölkonzern BP (3:BP) überraschte mit einem höher als erwarteten Ergebnis im zweiten Quartal positiv. Das robuste operative Geschäft wurde BP zufolge durch niedrige Ölpreise gedämpft. Im ersten Quartal dieses Geschäftsjahres hatte das Unternehmen wegen schwacher Ölpreise noch deutlich mehr Abstriche hinnehmen müssen. Die BP-Titel standen mit einem Kursanstieg von 2,6 Prozent an der Spitze des Stoxx 50.
Die Anteilsscheine von Air Liquide (9:AIRP) gewannen 1,6 Prozent an Wert. Der französische Gasehersteller profitierte in den ersten sechs Monaten vor allem von gut laufenden Geschäften in China.