PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Aktienmärkte sind am Montag mit Kursgewinnen in die neue Börsenwoche gestartet. Die jüngsten Sorgen vor einem weiter eskalierenden Handelskonflikt zwischen den USA und China griffen zu Wochenbeginn nicht mehr weiter um sich. Die hiesigen Börsen konnten die eigentlich schwachen Vorgaben aus New York abschütteln.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) gewann zur Mittagszeit knapp ein halbes Prozent auf 3424,28 Punkte. Der CAC 40 (CAC 40) in Paris legte 0,30 Prozent auf 5274,14 Punkte zu. Der Londoner FTSE 100 gewann 0,16 Prozent auf 7195,21 Zähler. Zuvor hatten bereits die Kurse im asiatischen Handel überwiegend freundlich tendiert - obwohl der Dow am Freitag in New York mehr als 2 Prozent eingebüßt hatte.
"Anleger sind vorsichtig optimistisch", sagte Marktanalyst David Madden von CMC Markets und verwies darauf, dass Donald Trump auf eine baldige Lösung in einem neuesten Statement drängt. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter stellte der US-Präsident eine Einigung mit Blick auf geistiges Eigentum und gegenseitige Zölle und eine "großartige Zukunft für beide Länder" in Aussicht.
Analyst Michael von Dulken von Accendo Markets verwies als Stütze außerdem auf die Hoffnung, dass die in Kürze beginnende Berichtssaison zu einem neuen Ansporn für steigende Kurse werden könnte. Am Freitag kommt diese in den USA unter anderem mit Zahlen von Großbanken wie JPMorgan (112:JPM) oder der Citigroup (112:TRVC) ins Rollen.
Der Bankensektor stand an diesem Montag bereits positiv im Fokus - und zwar wegen der Deutschen Bank (4:DBKGn) und ihrem Chefwechsel. Der glücklose Vorstandschef John Cryan wird dort vom bisherigen Vize Christian Sewing abgelöst. Die um 3,5 Prozent anspringenden Aktien waren nicht nur der Spitzenreiter im Eurostoxx, sie zogen auch die ganze Branche mit nach oben. Der Sektorindex Stoxx Europe 600 Banks (Stoxx 600 Banks) kletterte um etwa ein halbes Prozent.
In Zürich standen die Novartis (5:NOVN)-Aktien wegen einem Zukauf im Blickfeld. Der schweizerische Pharmakonzern will mit der milliardenschweren Übernahme des US-Unternehmens Avexis seine Position am amerikanischen Markt für Gentherapien stärken. Kursmäßig bewegten sich die Papiere aber nur verhalten: mit plus 0,65 Prozent lagen sie im Mittelfeld des Schweizer Leitindex SMI (SMI).
In London rückten die Aktien von Rolls-Royce (3:RR) mit einem fast 2-prozentigen Aufschlag positiv ins Blickfeld. Im Zuge seiner Umstrukturierung verkauft der zum Konzern zählende Motorenbauer Rolls-Royce Power Systems seine Tochterfirma L'Orange für 700 Millionen Euro an den US-Konzern Woodward.
Gebremst wurde der britische Leitindex FTSE 100 aber von schwachen Rohstoffwerten, die dort stark vertreten und gewichtet sind. Angeführt wurde die negative Branchentendenz im Minenbereich von den Glencore (3:GLEN)-Aktien mit einem Kursverlust von mehr als 3 Prozent. Im ebenso schwachen Ölsektor gehörten BP (3:BP) mit etwa 1 Prozent zu den Verlierern.
Ein auffällig großer Verlierer im "Footsie" waren derweil die Aktien des russischen Stahlherstellers Evraz - mit Sitz und Notierung in London. Sie büßten etwa 15 Prozent ein, was am Markt mit neuen US-Sanktionen gegen russische Unternehmen begründet wurde. Die USA hatten am Freitag Dutzende Geschäftsleute und Firmen, denen enge Verbindungen zum Kreml nachgesagt werden, auf eine schwarze Liste gesetzt.