PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Aktienmärkte haben am Freitag erneut geschwächelt. Damit hielt die Enttäuschung über die US-Notenbanksitzung an. Die Währungshüter hatten zur Wochenmitte Hoffnungen auf eine baldige Zinswende einen Strich durch die Rechnungen gemacht und damit an den beiden Vortagen Verluste an der Wall Street ausgelöst.
"Der Zinshöchststand ist nahe, doch angesichts des Ölpreisanstiegs und der weiterhin gemischten Wirtschaftsaussichten ist er nicht nahe genug", so Portfolio Manager Lewis Grant vom Vermögensverwalter Federated Hermes (EPA:HRMS) Limited. "Die Märkte verharren in einer abwartenden Haltung, ohne dass sich ein klarer Trend abzeichnet.
Der EuroStoxx 50 verlor am späten Vormittag 0,29 Prozent auf 4200,35 Punkte. Der französische Cac 40 fiel mit 0,53 Prozent auf 7175,68 Zähler noch deutlicher, während der britische FTSE 100 mit einem Plus von 0,42 Prozent auf 7711,09 Punkte von der Erholung der Öl- und Rohstoffwerte profitierte.
Neue Konjunkturdaten aus dem Euroraum brachten den Aktienmärkten wenig. Die Unternehmensstimmung in der Eurozone hatten sich im September zwar auf niedrigem Niveau leicht aufgehellt. Die Kennzahl liegt aber weiter unter der wichtigen Marke von 50 Punkten, die Wachstum von Schrumpfung trennt. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global stieg zum Vormonat um 0,4 Punkte auf 47,1 Zähler.
Die Aussichten sind zudem alles andere als gut. "Allzu viel kann vom zweiten Halbjahr in der Eurozone nicht erwartet werden", betonte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. "Es muss davon ausgegangen werden, dass die Währungsunion als gesamtes in eine Rezession rutscht."
Entsprechend lagen zins- und konjunktursensible Branchen wie Bau, Automobile und Immobilien am Ende des Feldes. Stärkere Abgaben der Versicherer verhinderten indes die Gewinne des Schwergewichts Allianz (ETR:ALVG) , das um 1,4 Prozent kletterte. JPMorgan (NYSE:JPM) hatte die Einstufung auf "Overweight" erhöht. Analyst Farooq Hanif bleibt für die Versicherungsbranche positiv gestimmt, wobei die Allianz unabhängig von der Wirtschaftslage ihre selbst gesteckten Ziele erfülle. Für ein Investment spreche auch die attraktive Kapitalrendite.
Besser sah es bei den Ölwerten aus. Wieder steigende Ölpreise stützten ebenso wie eine Studie von JP Morgan. Mit den deutlich angezogenen Ölpreisen sei der Zyklus der Branche auf dem richtigen Weg, schrieb Analyst Matthew Lofting. Dabei zieht er EU-Werte den US-Wettbewerbern vor. Noch besser entwickelten sich Rohstoffaktien, die sich damit von den Vortagesverlusten erholten.