PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Investoren haben sich am Dienstag am europäischen Aktienmarkt nicht klar positioniert. Angesichts wieder größerer politischer Sorgen und eher gemischt ausgefallenen Unternehmensberichte wagten sich Anleger nicht groß aus der Deckung. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) blieb im Laufe des Morgens nahe seines Schlusskurses vom Vortag. Zuletzt stand der Leitindex der Eurozone knapp mit 0,11 Prozent im Plus bei 3241,81 Punkten.
Der von der französischen Präsidentschaftskandidaten Marine Le Pen angestrebte Austritt aus der Eurozone hatte schon am Vortag neue Sorgen um die politische Zukunft in Europa hervorgebracht und den Eurokurs schwer belastet. Kritisch wird auch weiter in die USA geblickt, wo Anleger gespannt auf die nächsten Schritte des neuen US-Präsidenten Donald Trump warten. Seine Entscheidungen zur Einwanderungs- und Handelspolitik bereiten Anlegern schon seit Tagen Kopfzerbrechen.
Auch in Paris ging es zögerlich zu: Der CAC-40 (CAC 40) stand zuletzt mehr oder weniger unverändert bei 4780,74 Zählern. Im Fokus stand dabei der Kursrutsch bei französischen Finanzwerten. Der Londoner FTSE 100 (GB0001383545) hingegen erhielt Rückenwind vom schwachen Pfund: Die britische Währung war über Nacht zum US-Dollar um mehr als einen Cent gefallen, was tendenziell den im "Footsie" enthaltenen Exportwerten hilft. Zusätzlich gestützt durch freundliche Minen- und Immobilienwerte gewann der britische Leitindex ein halbes Prozent auf 7207,31 Punkte.
Schwäche zeigte am Dienstag der Finanzsektor (Stoxx 600 Banks), dessen Branchenindex 0,75 Prozent verlor und so Schlusslicht in der Sektortabelle war. In Mitleidenschaft gezogen wurde er von fallenden Kursen bei französischen Bankaktien: Im vierten Quartal verfehlte Gewinnerwartungen schickten die Aktien von BNP Paribas (9:BNPP) am Dienstag mit fast 5 Prozent auf Talfahrt. Anteile des Branchenkollegen Societe Generale (9:SOGN) wurden davon mit mehr als 2 Prozent ins Minus gezogen.
In London gehörten die Aktien von BP (3:BP) mit einem Kursrutsch um fast 3 Prozent zu den großen Verlierern. Der Ölkonzern hat im vierten Quartal im Vergleich zum Vorjahr zwar wieder schwarze Zahlen geschrieben, verfehlte aber bei dem um Sonderposten bereinigten Gewinn die Erwartungen. Verglichen mit den erzielten 400 Millionen Dollar hatten Experten mit deutlich mehr gerechnet.
Bei einigen Nebenwerten gab es im Rahmen der Berichtssaison jedoch auch positive Nachrichten. In Zürich schnellten die Aktien von AMS (5:AMS) um 17 Prozent nach oben, weil der Chiphersteller und Apple-Lieferant im Zuge der Zahlenvorlage für die nächsten drei Jahre einen rasanten Umsatz- und Gewinnanstieg in Aussicht stellte.
Papiere des britischen Immobilienunternehmens Bellway (3:BWY) rückten in London wegen starker Halbjahreszahlen um fast 4 Prozent vor. Die Ergebnisse gaben den Takt vor für eine sektorweit bessere Stimmung: Der Stoxx 600 Real Estate war mit einem Aufschlag von 1,32 Prozent der führende Branchenindex in Europa.