PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die Aussicht auf massive Steuererleichterungen für US-Unternehmen hat zum Wochenbeginn in Europa für bessere Laune unter den Anlegern gesorgt. Nach einer mauen Vorwoche legte der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) zuletzt 0,97 um Prozent auf 3561,87 Punkte zu; auch bei den anderen Indizes ging es bergauf. Dabei half der schwächere Euro, weil dies den Export erleichtert. Der Euro fiel deutlich unter die Marke von 1,19 US-Dollar.
Der US-Senat hatte in der Nacht auf Samstag grünes Licht für die von US-Präsident Donald Trump angestrebte Steuerreform gegeben. Zwar steht noch eine Abstimmung im Repräsentantenhaus an. Die Republikaner zeigten sich aber optimistisch, dass Trump das Gesetz noch vor Jahresende unterzeichnen kann. Dieses sieht unter anderem eine Senkung der Körperschaftssteuer von derzeit 35 auf 20 Prozent vor. Laut Experten der Commerzbank (DE:CBKG) könnten Unternehmen dadurch um circa 700 Milliarden Dollar entlastet werden.
"In den europäischen Börsensälen bewerten offenbar die Investoren diesen Vorgang mehrheitlich positiv", sagte ein Händler der Postbank. Laut Analyst Timo Emden von der Handelsplattform DailyFX käme der Beschluss gar einer "vorweihnachtlichen Bescherung" gleich. Umgekehrt sei im Falle einer Niederlage Trumps eine große Enttäuschung vorprogrammiert.
Doch momentan überwiegen die Optimisten: In Frankreich ging es für den Leitdindex CAC-40 (CAC 40) am Montag um 0,93 Prozent auf 5366,31 Punkte nach oben. Beim britischen FTSE 100 belief sich das Plus auf 0,28 Prozent. Die Briten dürften ihre Augen heute voll und ganz auf das Treffen ihrer Premierministerin Theresa May mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker richten. Dabei soll eine Zwischenbilanz der Brexit-Gespräche gezogen werden, um auszuloten, wie es mit den Verhandlungen weitergeht. EU-Diplomaten gaben sich zuletzt zuversichtlich, dass es zu einer Einigung über eine Ausweitung der Gespräche kommen könnte.
Unternehmensseitig stach am Montag vor allem der britisch-australische Bergbaukonzern Rio Tinto (3:RIO) hervor, dessen neuer Aufsichtsratsschef gut bei den Anlegern ankam. Das ist kaum verwunderlich, denn mit Simon Thomposon kann das Unternehmen seinen Sparkurs wie geplant durchführen. So sollen Investitionen für 2017 geringer ausfallen als zuletzt gedacht, während die Aktionäre gleichzeitig von höheren Ausschüttungen profitieren sollen. Gegen Mittag standen die Papiere mit 1,71 Prozent im Plus.
Daneben legten auch die Aktien des Schweizer Industriekonzerns ABB (5:ABBN) um zuletzt 1,91 Prozent zu nachdem sie von der Deutschen Bank (DE:DBKGn) von "Hold" auf "Buy" hochgestuft wurden. Gleichzeitig wurde das Kursziel von 23,50 auf 29 Franken angehoben. Das Produktportfolio erscheine so attraktiv wie nie, schrieb Analyst Gael de-Bray in einer am Montag vorliegenden Studie zur Investitionsgüterbranche.
Generell befanden sich am Montagmittag alle im Stoxx Europe 600 erfassten Branchen im Plus, wobei der Automobilsektor (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP) mit 1,41 Prozent zuletzt am meisten dazugewinnen konnte.
Trotz der aktuellen Kauflaune hat sich die Anlegerstimmung im Euroraum im Dezember von hohem Niveau aus eingetrübt. Der vom Beratungsunternehmen Sentix erhobene Konjunkturindikator fiel im Dezember um knappe 3 Punkte auf rund 31 Zähler. Vor allem die Bewertung der künftigen Entwicklung fiel eher ungünstig aus. Anleger würden sich demnach fragen, ob es im kommenden Jahr überhaupt noch besser laufen könne. "Die zähe und immer noch fragliche Regierungsbildung in Berlin trägt sicherlich erheblich zum Dynamikverlust bei", kommentierte Sentix die Entwicklung.