PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Aktienmärkte haben sich am Donnerstag wieder berappelt. Nach der provokanten Ankündigung eines Raketeneinsatzes in Syrien durch US-Präsident Donald Trump zur Wochenmitte ruderte das Weiße Haus nun wieder zurück: "Es ist sicher eine Option, aber das heißt nicht, dass es die alleinige Option ist oder das einzige, was der Präsident tun könnte oder auch nicht", sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) erholte sich daraufhin um 0,71 Prozent auf 3443,97 Punkte, nachdem der Leitindex der Eurozone am Mittwoch noch unter dem drohenden US-Militärschlag in Syrien gelitten hatte. Für den französischen CAC 40 (CAC 40) ging es um 0,59 Prozent auf 5309,22 Punkte nach oben.
Der britische FTSE 100 trat dagegen mit 7258,34 Zählern quasi auf der Stelle. Hier hielt Beobachtern zufolge das starke Pfund die Aktienkurse im Zaum. Zum Euro stieg das Pfund auf den höchsten Stand seit fast einem Jahr. Das kann die Exportchancen britischer Unternehmen schmälern.
Aus Branchensicht waren europaweit Aktien von Lebensmittelproduzenten (Stoxx 600 Food & Beverage PR) die Schlusslichter. Der Sektor gab um 0,21 Prozent nach. Die Nase vorn hatten Technologiewerte (STOXX Europe 600 Technology) mit plus 1,33 Prozent.
Unter den Einzelwerten ragten die Aktien von Carrefour (9:CARR) negativ heraus und fielen als Schlusslicht im CAC 40 um 3,4 Prozent. Damit notieren sie wieder auf dem Niveau von August 2012. Der französische Einzelhändler hatte im ersten Quartal nur ein minimales Umsatzwachstum erzielt. Analyst Nicolas Champ von der britischen Investmentbank Barclays (LON:BARC) verwies auf den lahmenden Absatz von Nichtlebensmittel-Produkten.
In Zürich erholten sich die Papiere von Sulzer (0:SUNz) von ihrem jüngsten Kursrutsch und sprangen um fast 20 Prozent nach oben. Der Industriekonzern befreite sich von US-Sanktionen, die den Kurs zuletzt um bis zu 23 Prozent hatten einbrechen lassen. Die US-Behörden erteilten dem Unternehmen die Genehmigung, wie geplant Aktien des Großaktionärs Renova auf Sulzer zu übertragen und dessen Beteiligung so auf unter 50 Prozent zu senken. Hintergrund sind die Sanktionen der USA gegen Russland, von denen auch die Beteiligungsgesellschaft Renova des russischen Oligarchen Viktor Vekselberg betroffen war.
An der Börse in Oslo schossen die Aktien von Norwegian Air (8:NWC) um fast 50 Prozent hoch. Die British-Airways-Mutter IAG (3:ICAG) will sich den norwegischen Billigflieger einverleiben. IAG-Papiere gaben in London um 1,14 Prozent nach. Die Analysten von RBC Capital machten jedoch regulatorische Hürden aus: Mit einer Übernahme der Norweger sei der Wettbewerb auf den Märkten Spanien, Großbritannien und Irland gefährdet.
In London führten Papiere des Software-Entwicklers Micro Focus den Leitindex "Footsie" an mit einem Gewinn von knapp 8 Prozent. Hier sorgte die Aussicht auf einen Einstieg des als aktivistisch geltenden Investors Paul Singer für Euphorie unter Anlegern.