PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die Talfahrt an Europas Börsen geht auch zur Wochenmitte weiter. Zu den Sorgen über die Auswirkungen des britischen Votums für einen EU-Ausstieg kämen nun wieder aufflammende Ängste wegen der italienischen Banken und das weltweite Wirtschaftswachstum, hieß es aus dem Markt.
Am späten Mittwochvormittag sackte der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) um 1,90 Prozent auf 2759,49 Punkte ab. Damit steuert der Leitindex der Eurozone auf den dritten Verlusttag in Folge zu. Davor hatte er dank einer Erholungsrally einen Teil des Kursrutsches nach dem britischen Votum für einen EU-Ausstieg wieder wettgemacht.
Auch die anderen europäischen Aktienindizes gerieten am Mittwoch überwiegend weiter unter Druck. So büßte der Pariser CAC-40-Index (CAC 40) 1,86 Prozent auf 4086,18 Punkte ein. In Madrid und Mailand gaben die Kurse ähnlich deutlich nach.
Lediglich der Londoner FTSE-100-Index (ISE:UKX) stemmte sich wie schon am Vortag gegen den negativen Gesamtmarkt und verlor lediglich 0,55 Prozent auf 6509,62 Punkte. Damit steht er inzwischen sogar höher als vor dem Brexit-Votum. Ihm hilft das weiterhin schwache Pfund, das die Exportchancen international aufgestellter heimischer Konzerne begünstigt - am Mittwoch rutschte die Landeswährung erstmals seit 1985 unter 1,28 US-Dollar.
Der Schock nach dem Referendum ist aber noch lange nicht abgehakt, wie der breiter aufgestellte britische Aktienindex FTSE 250 zeigt: Das Börsenbarometer, das vor allem Unternehmen mit einem starken Geschäft innerhalb des Landes sowie der EU abbildet, steht gut 10 Prozent unter seinem Niveau vor dem Brexit-Votum.
Dem FTSE 100 gab am Mittwoch auch die Kursstärke der schwer gewichteten Rohstoffaktien Halt. Das galt vor allem für den Silber- und Goldproduzenten Fresnillo (ISE:FRES) (FES:FNL) und seinen Branchenkollegen Randgold (ISE:RRS) (FES:RGR1): Deren Aktien rückten dank weiter steigender Notierungen für die beiden Edelmetalle um 5,60 beziehungsweise 4,73 Prozent vor. Der europäische Index für die Rohstoffunternehmen gehörte mit minus 0,58 Prozent zu den besten Subindizes im marktbreiten Stoxx Europe 600.
Die britischen Energieversorger zählten ebenfalls zu den Favoriten der Anleger: United Utilities (FSE:UNU), Severn Trent Water (ISE:SVT) (FSE:SVT) und Scottish Southern Energy verteuerten sich um je rund 1 Prozent. Im EuroStoxx 50 verloren die Titel der Konkurrenten Eon (DE:EONGn) (ETR:EOAN) und Engie (PSE:PENGI) unterdurchschnittlich. Entsprechend hielt sich der Branchenindex mit minus 0,32 Prozent am besten.
Dagegen büßten Aktien der Supermarktkete Tesco (ISE:LON:TSCO) (FSE:TCO) über 6 Prozent ein, nachdem die britische Bank HSBC ihre Kaufempfehlung gestrichen hatte. Eine Abstufung der Barclays (LON:BARC) Bank ließ die Titel des Autobauers Renault (PSE:PRNO) (FSE:RNL) im schwachen Branchenumfeld um 3,55 Prozent absacken.
Die zuletzt gebeutelten Anteilsscheine der italienischen Bank Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS) (MILAN:BMPS) (FSE:MPI) erholten sich gegen den Branchentrend um gut 9 Prozent. Das half auch den Konkurrenten Intesa SanPaolo (MILAN:ISP) (ETR:IES) und Unicredit (MI:CRDI) (AFF:UCG) (FSE:CRI), die sich im EuroStoxx trotz Verlusten auf den vorderen Plätzen tummelten. Dagegen rutschten die Papiere der Deutschen Bank (XETRA:DBKGn) mit minus 6 Prozent ans Indexende und markierten erneut ein Rekordtief.