PARIS/LONDON (dpa-AFX) - An den europäischen Börsen hat sich nach den starken Bewegungen in der ersten Wochenhälfte am Donnerstag ein verhaltenes Geschäft eingestellt. Der EuroStoxx 50 trat am Donnerstagmittag mit 3450,58 Zählern auf der Stelle. Der französische Cac 40 tat es ihm gleich und stagnierte bei 5979,61 Punkten, während der britische FTSE 100 mit 0,1 Prozent auf 7046,26 Punkte leicht nachgab.
Vor den US-Arbeitsmarktdaten am Freitag herrschte Zurückhaltung. Die Daten gelten als wichtiger Indikator für das weitere Vorgehen der US-Notbank (Fed). "Daraus wollen die Investoren potenzielle Rückschlüsse auf die zukünftige Zins- und Geldmarktpolitik der US-Fed ziehen", stellte Marktexperte Andreas Lipkow fest.
Victor Zhang, Chief Investment Officer des Asset Managers American Century Investments, bleibt skeptisch. Er rechnet weiterhin mit schlechten Schlagzeilen, solange nicht sicher sei, ob der Versuch der Fed, die Inflation und den Arbeitsmarkt gleichzeitig abzukühlen, ohne einen schweren Abschwung auszulösen, Erfolg habe. Dazu brauche es noch mehr Daten, weshalb die Unsicherheit im Markt noch eine Weile vorherrschen werde. Darüber hinaus sorgten die Mid Term-Wahlen in den USA, bei denen das Kräfteverhältnis im Kongress auf dem Spiel stehe, auch auf politischer Ebene für Unsicherheit.
Unter den Einzelbranchen verzeichneten Einzelhandelswerte Gewinne. Die gesunkenen Einzelhandelsumsätze der Eurozone im August blieben damit ohne Auswirkungen. Gegenüber dem Vormonat waren die Erlöse um 0,3 Prozent gefallen. Analysten hatten im Schnitt mit diesem Rückgang gerechnet. Für Aufsehen sorgte dagegen das Übernahmebegehren des österreichischen Möbelriesen XXXLutz für den Berliner Online-Möbelhändler Home24 . Auch wenn es sich nur um ein kleineres Unternehmen handelt, brachte dies eine gewisse Übernahmefantasie in die Branche.
Bankaktien (NASDAQ:KBWB) schwächelten dagegen. Die kanadische Bank RBC hatte sich in einer größeren Studie skeptisch zu den Aussichten britischer Banken geäußert. Die Auswirkungen geringerer verfügbarer Mittel der privaten Haushalte dürften sich erst Ende des kommenden Jahres komplett bemerkbar machen, schrieb Analyst Benjamin Toms. Die britischen Bankhäuser dürften zwar noch einige gute Quartale verzeichnen, aber Vorsicht sei trotz günstiger Bewertungen angebracht. Unter anderem gaben Lloyds (LON:LLOY) um 0,2 Prozent nach.
Auch Ölwerte (NYSE:XLE) fielen. Shell (ETR:R6C0) verzeichneten ein Minus von 1,3 Prozent. Der Zwischenbericht des Ölkonzerns im Vorfeld der Zahlen für das dritte Quartal sei in seinen Augen enttäuschend ausgefallen, schrieb Analyst Biraj Borkhataria in einer am Donnerstag vorliegenden Schnelleinschätzung. Die Konsensschätzungen dürften daher sinken.