PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienmärkte haben ihre massiven Vortagesgewinne am Dienstag sogar noch leicht ausgebaut. Zum Wochenauftakt hatten die Anleger in ganz Europa und bedingt auch in den USA den Ausgang der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen mit dem Sieg des wirtschaftsfreundlichen Kandidaten Emmanuel Macron gefeiert.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) stieg am Dienstag zuletzt um 0,06 Prozent auf 3579,58 Punkte, nachdem er am Montag um 4 Prozent hochgeschnellt war und den höchsten Stand seit August 2015 erklommen hatte. Mit einem Plus von 0,07 Prozent auf 5272,62 Punkten ging es für den Pariser CAC-40 (CAC 40) am Dienstag ebenfalls leicht aufwärts. Der französische Leitindex hatte am Montag um mehr als 4 Prozent zugelegt und ein Neun-Jahres-Hoch markiert. Der britische FTSE-100-Index in London legte am Dienstag um 0,17 Prozent auf 7277,01 Zähler zu.
"An den Börsen herrscht zurzeit Optimismus pur. Die Anleger rechnen mit einem klaren Sieg des französischen Präsidentschaftskandidaten Macron in der Stichwahl und sehen in der rechtsextremen Kandidatin Le Pen keine Gefahr mehr", sagte Milan Cutkovic, Marktanalyst von AxiTrader. Allerdings bleibe abzuwarten, ob und wie lange die Euphorie noch anhalte. Dadurch, dass ein Sieg Macrons nun eingepreist sei, bestehe die Gefahr stärkerer Gewinnmitnahmen nach der Stichwahl am 7. Mai, glaubt der Experte.
Aus Branchensicht wurden europaweit vor allem Technologiewerte (STOXX Europe 600 Technology) und Aktien aus dem Gesundheitssektor (STXE Health Care PR) nachgefragt. Die entsprechenden Indizes gewannen jeweils rund 0,9 Prozent. Ganz unten im Branchentableau waren die Papiere von Unternehmen aus den Segmenten Bergbau (Stoxx 600 Basic Resources PR) und Automotive (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP) mit Verlusten von jeweils rund 0,5 Prozent zu finden.
Unter den Einzelwerten fielen vor allem die Aktien von LVMH (9:LVMH) mit einem Plus von knapp 3 Prozent an der EuroStoxx-Spitze auf. Der Milliardär Bernard Arnault und seine Familie wollen die Marke Christian Dior für rund 12,1 Milliarden Euro komplett übernehmen und dessen Modesparte mit einem Wert von 6,5 Milliarden Euro dann in den französischen Luxusgüterkonzern LVMH einbringen. Die Familie will den Kauf der restlichen Dior-Anteile von 26 Prozent in bar und mit Aktien finanzieren.
Der Pharmakonzern Novartis (5:NOVN) kämpft weiter mit dem Patentablauf beim Krebsmedikament Gleevec/Glivec und dem starken Dollar. Die Schweizer konnten den Umsatzrückgang wegen Generika durch das Wachstum neuer Mittel allerdings auffangen, so dass der Umsatz im ersten Quartal nahezu stabil blieb. Der Erlös fiel um 1 Prozent auf 11,54 Milliarden Dollar. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn sank um 4 Prozent auf 2,7 Milliarden Dollar. Die Zahlen fielen damit insgesamt wie von Experten erwartet aus. Die Novartis-Titel wurden als zweitstärkster Wert im Stoxx-50-Index 2,3 Prozent höher gehandelt.
Der in Fusion mit Luxottica (6:LUX) befindliche Brillenglashersteller Essilor (9:ESSI) hinkt zum Jahresstart noch hinter den eigenen Wachstumszielen hinterher. In den ersten drei Monaten des Jahres stieg der Erlös zwar um 10 Prozent, ein Großteil davon geht jedoch auf positive Währungseffekte sowie Übernahmen zurück. Analyst Jit Hoong Chan von S&P Global hält die Jahresziele aber noch für erreichbar. Die Aktie gehörte mit plus 0,8 Prozent zu den Besten im EuroStoxx. Chan strich nach der Kursrally im laufenden Jahr aber seine Kaufempfehlung.