FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (DAX) hat sich am Montag nach einem holprigen Start klar ins Plus vorgearbeitet. Als Grund für die Gewinne nach der jüngsten Rally sah Marktanalyst Craig Erlam vom kanadischen Finanzdienstleister Oanda das gute Ifo-Geschäftsklima. Entgegen den pessimistischeren Erwartungen trübte sich der wichtige deutsche Stimmungsindikator im Oktober nur leicht ein - trotz VW-Skandal und Schwellenländer-Schwäche.
Am frühen Nachmittag stand der Dax (DAX) 0,57 Prozent höher bei 10 855,75 Punkten. Bereits vergangene Woche hatte der deutsche Leitindex dank positiver Signale von der Geldpolitik mit einem Plus von fast 7 Prozent so stark wie seit Februar 2011 nicht mehr zugelegt.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte gewann zuletzt 0,28 Prozent auf 20 976,23 Punkte. Dagegen ging es für den Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) angesichts des Kurssturzes bei Schwergewicht Dialog Semiconductor (DE:DLGS) um 0,91 Prozent auf 1804,04 Punkte bergab. Der Chipspezialist hatte maue Geschäftszahlen vorgelegt. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) stieg um 0,14 Prozent auf 3430,57 Punkte.
WIRTSCHAFTSSORGEN MACHEN ANLEGER VORSICHTIG
Nachdem am Donnerstag die Europäische Zentralbank (EZB) eine Ausweitung ihrer Anleihekäufe in Aussicht gestellt hatte, hatte die chinesische Notenbank tags darauf ihre Geldpolitik gelockert. Entscheidend für weiter steigende Kurse dürften nun die Signale aus der Berichtssaison sein sowie die US-Leitzinsentscheidung zur Wochenmitte.
Die geldpolitischen Aussagen aus der Eurozone und China hätten zuletzt für eine kräftige Nachfrage nach risikobehafteten Anlagen gesorgt, sagte Analyst Dirk Gojny von der National-Bank. "Allerdings sollte man auch die Kehrseite der Maßnahmen nicht unbeachtet lassen: Man muss sich erhebliche Sorgen über das Wirtschaftswachstum machen."
Die US-Notenbank Fed, die am Mittwoch die letzte Gelegenheit zur Vorbereitung einer Leitzinserhöhung noch in diesem Jahr habe, werde sich deshalb wohl schwer mit einer solchen Entscheidung tun, erklärte Gojny weiter. Zudem dürften die Anleger die anlaufenden Beratungen der chinesischen Führung über den kommenden Fünfjahresplan im Auge behalten. Zu rechnen sei mit sinkenden Wachstumserwartungen und weiteren Strukturreformen. "In diesem Umfeld dürften die Marktteilnehmer eher auf Abwarten schalten", resümierte der Experte.
RWE IM AUFWIND - BERICHT BELASTET DEUTSCHE BANK
Am deutschen Aktienmarkt blieb die Nachrichtenlage zu Wochenbeginn noch übersichtlich: Die RWE-Aktien (XETRA:RWEG), die in der Vorwoche dem starken Markt hinterher gehinkt waren, setzten sich mit plus 2,09 Prozent an die Dax-Spitze. Hier stützte die Entscheidung, dass Energiekonzerne mit zusammen 1,6 Milliarden Euro dafür entschädigt werden, Braunkohle-Kraftwerke vom Netz zu nehmen und künftig als Notfallreserve vorzuhalten. Bisher sei nicht damit gerechnet worden, dass RWE dafür eine Kompensation erhalte, sagte ein Händler. Entsprechend positiv wirke die Nachricht.
Dagegen verloren die zuletzt gut gelaufenen Titel der Deutschen Bank (XETRA:DBKGn) 1,68 Prozent. Als neuerlichen Stimmungsdämpfer werteten Börsianer einen Bericht in der "Financial Times". Demnach werden die Ermittlungen wegen Russland-Geschäften immer bedrohlicher. Die US-Behörden hätten ihre Untersuchungen ausgeweitet und gingen nun auch dem Verdacht auf Verstöße gegen die aktuellen politischen Sanktionen nach, hieß es. Am Donnerstag will der neue Co-Chef John Cryan erläutern, wie er das Institut wieder dauerhaft in die Erfolgsspur führen will.
ZAHLEN TREIBEN MTU AN - DIALOG BRECHEN EIN
Im MDax profitierten die Papiere des Triebwerksbauers MTU (XETRA:MTX) von guten Geschäftsresultaten und gewannen 2,06 Prozent. Das Unternehmen sieht sich nach einem starken dritten Quartal weiter im Steigflug und bestätigte seine Jahresziele. Mehrere Analysten lobten die Zahlen und bestätigten ihre Kaufempfehlungen. Schon in der vergangenen Woche war die Aktie besser als der Markt gelaufen.
Dagegen blieb der Halbleiterhersteller Dialog Semiconductor (ETR:DLG) aus dem TecDax umsatzseitig hinter den Analystenerwartungen zurück. Dazu kamen ein enttäuschender Ausblick und der Ärger der Investoren über die Art der Kommunikation des Geschäftsverlaufs. Das Unternehmen hatte bestimmte Analysten vorab informiert - versehentlich, wie Dialog erklärte. Die Aktien brachen um 18,27 Prozent ein.