FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem ausgebliebenen Rechtsruck bei den französischen Parlamentswahlen haben die Anleger am Montag neuen Mut gefasst. Allerdings hielt sich die Kaufbereitschaft am deutschen Aktienmarkt in Grenzen. Denn der Wahlausgang in Paris lässt eine schwierige Regierungsbildung befürchten. Zudem stehen im weiteren Wochenverlauf noch wichtige Ereignisse an.
Der Dax schüttelte seine anfängliche Schwäche ab und kletterte bis auf 18.631 Punkte. Gegen Mittag behauptete der Leitindex mit 18.576,50 Punkten ein Plus von 0,55 Prozent.
Dagegen sank der MDax der mittelgroßen Unternehmen um 0,20 Prozent auf 25.677,19 Punkte - ihn bremsten die deutlichen Kursverluste von Delivery Hero (ETR:DHER) und K+S (ETR:SDFGn) . Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann knapp 0,7 Prozent.
Der rechtspopulistische Rassemblement National (RN) blieb am Sonntag nicht nur überraschend deutlich hinter der angestrebten absoluten Mehrheit zurück. Die Partei von Marine Le Pen, die im ersten Wahlgang noch vorn gelegen hatte, fiel sogar hinter dem siegreichen neuen Linksbündnis sowie dem Mitte-Lager von Präsident Emmanuel Macron noch auf den dritten Platz zurück.
Allerdings zeichnet sich für keines der politischen Lager die für eine Regierungsbildung nötige Mehrheit ab. Damit stecke das Land in einer "politisch verfahrenen Situation", konstatierte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. Eine Regierung unter Jean-Luc Mélenchon, dem Führer der Linkspartei, "wäre für die EU ein Schreckgespenst". Denn der EU-Gegner würde den Stabilitäts- und Wachstumspakt wohl konsequent ignorieren. Das bereits nicht EU-konforme Staatsdefizit könnte sich damit noch ausweiten und die zweitgrößte EU Volkswirtschaft Frankreich "zu einem destabilisierenden Faktor werden".
Die kommenden Tage müssten sich die Anleger zudem mit der Anhörung von US-Notenbankchef Jerome Powell vor dem heimischen Parlament sowie neuen Preisdaten aus den USA, auseinandersetzen, erinnerte Jim Reid von der Deutschen Bank (ETR:DBKGn). Und am Freitag starte die amerikanische Berichtssaison mit Zahlen der Banken JPMorgan (NYSE:JPM) , Citigroup und Wells Fargo (NYSE:WFC) .
Unter den deutschen Einzelwerten stach am Montag Delivery Hero mit einem Kursrutsch von zuletzt noch 4,8 Prozent auf 20,01 Euro heraus. Damit setzen die Titel des abgeschlagenen MDax-Schlusslichts ihren Abwärtstrend fort, auch wenn sie sich damit nach anfangs zweistelligen Kursverlusten ein Stück weit berappelten. Angebliche Verstöße gegen das EU-Kartellrecht könnten den Essenslieferdienst nach eigener Aussage mehr als 400 Millionen Euro kosten. Bisher hatte er für den Konflikt nur 186 Millionen Euro zurückgelegt. Positiv sei immerhin, dass Delivery Hero über ausreichend Barmittel verfüge und eine Erhöhung der entsprechenden Rückstellung angekündigt habe, kommentierte Jefferies-Analyst Giles Thorne.
Dagegen waren Rüstungstitel am Tag vor Beginn eines Nato-Gipfels gefragt. Dax-Spitzenreiter Rheinmetall (ETR:RHMG) konnte mit einem Plus von 3,1 Prozent den Kursrutsch vom Freitag großteils aufholen. Auch die Branchenkollegen Hensoldt (ETR:HAGG) und Renk (ETR:R3NK) aus dem MDax beziehungsweise dem Nebenwerte-Index SDax waren gefragt. Börsianer verwiesen auf die voranschreitende Debatte rund um die Verteidigungsbudgets. Ein Händler hob einen Medienbericht hervor, wonach die Nato unter neuen Verteidigungsplänen bis zu 50 weitere Brigaden brauchen werde.
Ansonsten bewegten Analystenkommentare. Die Aktionäre von MDax-Schlusslicht K+S mussten einen Kursrückgang um 6,1 Prozent auf 11,76 Euro verkraften. Damit rutschten die Titel des Salz- und Düngerherstellers aus der Handelsspanne der vergangenen Wochen und notierten erstmals seit dem Jahr 2021 unter 12 Euro. Die Bank of America (NYSE:BAC) hatte zuvor ihre Kaufempfehlung infolge einer Kurszielsenkung von 18 auf 10 Euro gestrichen und die Aktien gleich doppelt auf "Underperform abgestuft. Analyst Alexander Jones geht von einer weiter lahmen Dynamik der Düngerpreise aus. Diese dürfte die Barmittelgenerierung auf Jahre hinaus begrenzen, da K+S mit hohen Kosten und Investitionen kämpfe.
Für Nemetschek (ETR:NEKG) ging es um 1,2 Prozent bergab, nachdem das Investmenthaus Bryan Garnier die Titel von "Buy" auf "Neutral" abgestuft hatte. Die Aktien seien zwar ein Juwel und das Wachstum sowie die Profitabilität des Bausoftware-Anbieters beispielhaft, lobte der neu zuständige Analyst Aurélian Deside. Doch die zu optimistischen Markterwartungen ließen keinen Spielraum für positive Überraschungen.
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