FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (DAX) hat am Mittwoch seine frühen Verluste großteils wettgemacht. Trotz des fehlenden Rückenwindes der Übersee-Börsen und der nahenden Verschärfung des amerikanisch-chinesischen Handelskonfliktes stand der deutsche Leitindex am Mittag 0,14 Prozent im Minus bei 12 332,12 Punkten.
Als Kursstütze diente offenbar der zuletzt schwächelnde Eurokurs (FX1:EURUS), der Exporte in Länder außerhalb der Eurozone generell begünstigt: Die Gemeinschaftswährung litt etwas unter durchwachsenen europäischen Konjunkturdaten. Nach einem verhaltenen Wochenstart hatte Deutschlands wichtigster Aktienindex am Dienstag deutlich von der Einigung zwischen CDU und CSU im Asylstreit profitiert.
Schwächer als der Dax präsentierten sich zur Wochenmitte die anderen deutschen Indizes: Für den MDax (MDAX) der mittelgroßen Unternehmen ging es um 0,61 Prozent auf 25 719,50 Punkte nach unten und der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) verlor 0,46 Prozent auf 2692,65 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) drehte hingegen ins Plus und gewann 0,17 Prozent auf 3412,07 Punkte.
Derweil werfen die US-Importzölle auf chinesische Produkte, die an diesem Freitag in Kraft treten sollen, und die von Peking angedrohten Gegenmaßnahmen bereits ihre Schatten voraus. Die Wall Street hatte am Dienstag den verkürzten Handel mit Verlusten beendet und bleibt am Mittwoch wegen des Unabhängigkeitstages in den Vereinigten Staaten geschlossen. Von den schwachen asiatischen Märkten kam ebenfalls keine Unterstützung für den Dax, und die Agenda an Konjunkturdaten und Unternehmenszahlen blieb übersichtlich.
Im Dax zählten die Aktien des Halbleiterkonzerns Infineon (4:IFXGn) mit minus 1,22 Prozent zu den größten Verlierern. Dass der US-Chiphersteller Micron Technology (2:MU)> laut einem Konkurrenten viele seiner Produkte vorerst nicht mehr nach China verkaufen darf, sorge auch hierzulande für eine negative Branchenstimmung, erklärte ein Händler. China ist der größte Markt für Halbleiter. Micron selbst wollte sich zu der Meldung zunächst nicht äußern.
Beim Sportartikelhersteller Puma (95:PMMAF) mussten die Anleger einen Kursrückgang von 2,34 Prozent verkraften, was einen der hinteren Plätze im MDax bedeutete. Die Herzogenauracher sind Sponsor der Schweizer Fußball-Nationalmannschaft, die am Dienstagabend im Achtelfinale der laufenden Weltmeisterschaft ausgeschieden war. Zudem strich die Baader Bank im Zuge einer negativen Branchenstudie ihr Kaufvotum für die Puma-Aktie.
Die Aktien von Deutz (4:DEZG) sackten nach anfänglichen Gewinnen um 3,08 Prozent ab und waren so Schlusslicht im SDax (SDAX) der geringer kapitalisierten Unternehmen. Der Motorenhersteller zieht sich aus einem langjährigen Gemeinschaftsunternehmen in China zurück und will die Beteiligung an den Partner verkaufen. Damit werde die künftige Strategie auf diesem wichtigen Absatzmarkt unsicher, monierten Analysten.
Bei etlichen anderen Einzelwerten bewegten Analystenkommentare die Kurse. FMC (4:FMEG) sackten am Dax-Ende um 2,58 Prozent ab, nachdem die Schweizer Bank Credit Suisse (SIX:CSGN) wegen zunehmender Gewinnrisiken ihre Kaufempfehlung für die Papiere des Dialysespezialisten aufgehoben hatte.
Dagegen erholten sich Thyssenkrupp (4:TKAG) um weitere 0,86 Prozent. Die Zusammenlegung von Stahlaktivitäten mit denen von Tata Steel dürften die Anleger als Startschuss zur Auflösung der komplexen Firmenstruktur sehen, schrieb UBS-Analyst Carsten Riek. Dies preise die Aktie aber noch nicht ein, begründete er seine neue Kaufempfehlung.
Dem Windturbinenhersteller Nordex (4:NDXG) gab eine Hochstufung von Mainfirst Auftrieb, die mit einer schwungvollen Auftragsentwicklung begründet wurde: Die Aktien eroberten mit plus 3,41 Prozent die TecDax-Spitze.