FRANKFURT (dpa-AFX) - Begleitet von einer regelrechten Zahlenflut hat der Dax (DAX) am Dienstag eine neue Bestmarke erklommen. Unterstützung kam von erneut stark ausgefallenen Konjunkturdaten aus Deutschland. Der Leitindex gewann bis zur Mittagszeit 0,52 Prozent auf 12 760,63 Punkte, nachdem er kurz zuvor bis auf 12 765 Punkte geklettert war.
"Für den Dax hat sich die Situation auf geopolitischer Ebene wesentlich verbessert", kommentierte Händler Andreas Lipkow. Alle bisherigen politischen Hürden seien beseitigt oder mit Bravour überwunden worden. "Nun muss sich zeigen, ob auch die Wirtschaftsleistung aus der Realwirtschaft die aktuelle Bewertung unterstützt, zumal schon sehr viel Optimismus im Markt ist."
Der Ausgang der Präsidentschaftswahl in Frankreich war zum Wochenauftakt als Wahl "pro Europa" gewertet worden und hatte dem Dax bereits nach dem Ergebnis der ersten Stichwahl Auftrieb gegeben. Um insgesamt fast 6 Prozent war er seit dem Zwischensieg von Emmanuel Macron über die Rechtspopulistin Marine Le Pen gestiegen.
STARKE AUSSENHANDELSDATEN
Der MDax (MDAX) stieg bis zur Mittagszeit um 0,36 Prozent auf 25 191,48 Zähler. Der TecDax (TecDAX) gewann 0,31 Prozent auf 2141,24 Punkte. Für den Leitindex der Eurozone, den EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) ging es um 0,53 Prozent hoch.
Sehr stark waren erneut die am Morgen veröffentlichten Wirtschaftsdaten aus Deutschland ausgefallen. Im Außenhandel wurden im März neue Rekorddaten bekannt gegeben. Zudem fuhr die Industrie im selben Monat zwar ihre Produktion zurück, aber weniger deutlich als erwartet. Einziger Wermutstropfen: Der kräftige Zuwachs im Februar wurde nachträglich nach unten korrigiert.
In den Handelsräumen drehte sich das Interesse aber vor allem um die zahlreichen Quartalsberichte. Alleine aus dem Dax öffneten die Commerzbank (4:CBKG), Eon (4:EONGn) und die Munich Re (4:MUVGn) ihre Bücher. Seine endgültigen Zahlen legte zudem der Autozulieferer Continental (4:CONG) vor.
'DAX-LIEBLING' COMMERZBANK ÜBERZEUGT
Mit plus 2,49 Prozent waren die Aktien der Commerzbank Spitzenwert im Leitindex und bauten damit ihre starken Gewinne der vergangenen sechs Monate noch etwas weiter aus. Mit einem Kursplus von über 50 Prozent sind die Papiere der Favorit unter den 30 Dax-Werten. Gelobt wurde von Händlern mit Blick auf die vorgelegte Quartalsbilanz nun vor allem die wichtige Kernkapitalquote, die Ende März auf 12,5 Prozent gestiegen war.
Der Energiekonzern Eon verdiente hingegen im ersten Quartal deutlich weniger als im Vorjahr, bekräftigte aber die Jahresziele, was den Aktien Auftrieb gab. Sie stiegen um 1,85 Prozent.
MUNICH RE MIT WENIGER GEWINN ALS ERWARTET
Dax-Schlusslicht waren die Anteilsscheine der Munich Re mit minus 2,00 Prozent. Die Belastungen durch den Zyklon "Debbie" und andere Katastrophen hatte der weltgrößte Rückversicherer zu Jahresbeginn mit Börsengeschäften aufgefangen und die Gewinnziele für 2017 bekräftigt. Analysten monierten vor allem den geringer als erwarteten Überschuss sowie den Geschäftsbereich Rückversicherung Schaden/Unfall. Die endgültigen Zahlen des Autozulieferers Conti sowie die angehobenen Jahresziele für den Umsatz vermochten nicht zu begeistern. Die Papiere büßten 0,75 Prozent ein.
Aus der zweiten Reihe stach der Chemiekonzern Evonik (4:EVKn) nach der Vorlage des Geschäftsberichts positiv hervor und legte im MDax um 2,18 Prozent zu. Im TecDax hatten Dialog Semiconductor (4:DLGS) hingegen zunächst klar nachgegeben, gegen Mittag drehten die Papiere aber 1,68 Prozent ins Plus. Für Verwirrung hatten Formulierungen zum Ausblick des Unternehmens gesorgt.