FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Erwartung noch stärkerer geldpolitischer Maßnahmen für die Eurozone hat den Dax (DAX) am Donnerstag klar nach oben befördert. Zuletzt notierte der Leitindex 1,13 Prozent höher bei 11 316,29 Punkten und damit praktisch auf seinem Tageshoch. In den vergangenen beiden Tagen hatte das wichtigste deutsche Börsenbarometer seiner zuletzt rasanten Rally Tribut zollen müssen und war gefallen.
Auch am Donnerstag war es zum Handelsauftakt zunächst abwärts gegangen. Die Anleger fanden jedoch ihren Optimismus schnell wieder. Der MDax (MDAX) stieg zuletzt um 0,91 Prozent auf 21 583,50 Punkte. Der Index mittelgroßer Unternehmen hatte erst am Dienstag ein Rekordhoch markiert. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) legte um 0,55 Prozent auf 1883,92 Punkte zu. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) gewann 1,30 Prozent.
ERWARTUNGEN AN EZB SIND HOCH
Die Erwartungen an die Europäische Zentralbank (EZB) hinsichtlich einer weiteren geldpolitischen Lockerung sind hoch. Die Währungshüter werden ihre Entscheidung um 13.45 Uhr bekanntgeben. Die Mehrheit der Beobachter rechnet mit einer Ausweitung des Anleihekaufprogramms sowie einer Senkung des Einlagensatzes im Kampf gegen die zu niedrige Inflation im Euroraum. "Aus unserer Sicht dürfte die EZB mit großer Wahrscheinlichkeit eine Ausdehnung des bestehenden Anleiheankaufprogramms um weitere sechs Monate bis März 2017 verkünden", schrieben die Marktexperten der Deutschen Postbank.
Frische Konjunkturdaten aus dem Euroraum zeigten nur wenig Wirkung auf die Kurse. So ist die Unternehmensstimmung im November erneut leicht aufgehellt, wobei Volkswirte einen Tick mehr erwartet hatten. Der Indikator stieg aber weiter über die Marke von 50 Punkten und signalisiert damit ein stärkeres Wachstum in der Eurozone. Die Einzelhändler im Euroraum setzten im Oktober etwas weniger um als im Vormonat. Der Rückgang kam überraschend, denn Bankvolkswirte hatten im Mittel mit einem leichten Zuwachs gerechnet.
VW AN DAX-SPITZE
Unter den Einzelwerten setzten die Vorzugsaktien von Volkswagen (XETRA:VOW3) ihre rasante Erholung seit Mitte November fort. Zuletzt wurden die Titel mit einem Plus von 2,80 Prozent bei 130,50 Euro gehandelt und waren damit im Dax-Tableau unter den Top-Werten zu finden. Zuletzt hatte sich die Situation im Abgas-Skandal des Autobauers entspannt.
Gut bestellt war es auch um die Aktien der Allianz (XETRA:ALVG), die von Analystenkommentaren profitierten und um 1,46 Prozent zulegten. Die Fondstochter Pimco des Versicherungskonzerns hat den Mittelabfluss ihres ehemaligen Vorzeige-Anleihefonds Total Return etwas eingedämmt. Die Stabilisierung bei den Abflüssen sowie Veränderungen beim Produktmix sollten helfen, die Erlösbasis zu verbessern, schrieb Analyst Frank Kopfinger von der Commerzbank. Sein Kollege Farooq Hanif von der US-Bank Citigroup hält das Wachstum des Versicherers für unterschätzt.
WEITERER MILLIARDENAUFTRAG FÜR AIRBUS
Mehrere Autohersteller haben beim Industriekonzern Thyssenkrupp (XETRA:TKAG) Lenksysteme im Wert von insgesamt 4,5 Milliarden Euro bestellt. Den Anlegern war das offenbar nicht genug, denn die Thyssenkrupp-Aktien gehörten mit einem Minus von 1,22 Prozent zu den schwächsten Dax-Werten.
Bei den Aktionären von Airbus (XETRA:AIRG) (PARIS:AIR) kamen neue Bestellungen hingegen gut an, denn die Papiere des Flugzeugbauers stiegen um gut 1 Prozent. Die chinesische Billigfluggesellschaft Spring kauft 60 Maschinen des Mittelstreckenjets A320neo. Der Listenpreis liegt bei 6,3 Milliarden Dollar.
ZALANDO PROFITIEREN VON STUDIE
Mit einem Aufschlag von 2,6 Prozent sorgten Zalando-Aktien (XETRA:ZALG) an der MDax-Spitze für Aufsehen. Die Aktien des Online-Modehändlers setzten ihre Rekordjagd dank einer bekräftigten Kaufempfehlung der US-Investmentbank Goldman Sachs fort.
Osram-Aktien (XETRA:OSRn) verteuerten sich um gut 1 Prozent. Sie profitierten von der Mitteilung, dass Konzernchef Olaf Berlien 10 000 Osram-Papiere gekauft hat. Aktienkäufe durch das Management werden am Markt in der Regel als Zeichen der Zuversicht in die Geschäftsentwicklung gesehen. Im November waren die Titel nach der Bekanntgabe einer neuen Wachstumsstrategie um rund 30 Prozent eingebrochen.
--- Von Eduard Holetic, dpa.