FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Dienstag seine Verlustserie unter dem Eindruck des Krieges in der Ukraine fortgesetzt. Dabei belasteten den deutschen Leitindex auch hohe Kursverluste bei bisherigen Corona-Profiteuren wie Zalando (DE:ZALG) und Hellofresh (DE:HFGG) , deren Ausblicke die Anleger enttäuschten. Bis zum Mittag weitete der zunächst noch mit moderaten Abschlägen gestartete deutsche Leitindex seine Verluste deutlich aus. Zuletzt stand ein Minus von 2,07 Prozent auf 14 162,21 Punkte zu Buche.
Damit rückt auch die psychologisch wichtige Marke von 14 000 Zählern wieder näher, unter die der Dax direkt nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine in der vergangenen Woche gefallen war. Auf den ersten Schreck hatte sich die Unruhe der Anleger seitdem zwar etwas gelegt, Marktbeobachter rechnen aber mit einer weiterhin hohen Volatilität an den Börsen. "Der Nachrichtenfluss ist unkalkulierbar", schrieben dazu die Experten der Helaba.
Der MDax , das Kursbarometer der mittelgroßen Werte, verlor zuletzt 1,66 Prozent auf 31 344,08 Zähler. Auf europäischer Bühne gab der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 2,38 Prozent auf 3830,86 Punkte nach.
Die Entwicklung der kommenden Monate werde vor allem im Zeichen großer Unsicherheit über russisches Öl, Gaslieferungen und die Sanktionen im Finanzsektor stehen, konstatierte Michael Heise, Chefvolkswirt vom Vermögensverwalter HQ Trust. "Für die Weltwirtschaft insgesamt hat die Ukraine-Krise die Inflations- und die Konjunkturrisiken deutlich erhöht." Die Zentralbanken könnten indes den geplanten Zinsanstieg nun etwas behutsamer angehen.
Russland setzte zuletzt den Invasionskrieg in der Ukraine mit unverminderter Härte fort. Erste Gespräche zwischen den Ländern blieben ohne greifbares Ergebnis. Die USA planen inzwischen ein milliardenschweres Hilfspaket für die Ukraine.
Rüstungsaktien blieben vor diesem Hintergrund weiter gefragt. Rheinmetall (DE:RHMG) -Anteile verteuerten sich an der MDax-Spitze um mehr als acht Prozent. Am Vortag hatten sie angesichts der geplanten Milliardeninvestitionen in die Ausrüstung der Bundeswehr um fast ein Viertel zugelegt.
Unterdessen schaltete die Berichtssaison noch einmal einen Gang hoch. Nivea-Hersteller Beiersdorf (DE:BEIG) führte den Dax nach Bekanntgabe der Jahreszahlen und einem gut aufgenommenen Ausblick mit rund vier Prozent Kursaufschlag an. Die Papiere kletterten damit auf den höchsten Stand seit Mitte November.
Darüber hinaus gab es nur wenige weitere Kursgewinner im deutschen Leitindex. Sie stellten ebenfalls nach der Bilanzvorlage der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer (DE:BAYGN) , der Kunststoff-Produzent Covestro (F:1COV) und der Aromen- und Duftstoffespezialist Symrise (DE:SY1G) mit bis zu rund zwei Prozent Plus.
Dagegen standen viele Corona-Profiteure abermals unter Druck. Der Online-Modehändler Zalando und der Kochboxenversender Hellofresh richten sich nach zuletzt starkem Zuwächsen auf weniger Wachstum 2022 ein. Zalando-Papiere hielten mit rund neun Prozent Minus die rote Laterne im Dax, für Hellofresh ging es um rund acht Prozent abwärts. In diesem Sog büßte auch der Essenslieferant Delivery Hero (DE:DHER) fast vier Prozent ein. Auch Anteile am Laborausrüster Sartorius (DE:SATG) und dem Pharma- und Technologiekonzern Merck (DE:MRCG), die in der Pandemie bisher gute Geschäfte gemacht haben, verloren. Die Corona-Profiteure stehen schon seit längerem unter Druck.