FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (DAX) hat sich am Donnerstag nach optimistischen Signalen der US-Notenbank Fed launisch präsentiert. Zuletzt stand der deutsche Leitindex 0,10 Prozent im Minus bei 12 630,21 Punkten. Wegen des Feiertags Christi Himmelfahrt sei der hiesige Aktienhandel dünn und entsprechend schwankungsanfällig, schrieb Marktanalyst Neil Wilson vom Handelshaus ETXCapital.
Dem Protokoll der letzten Fed-Sitzung zufolge haben sich die meisten Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses dafür ausgesprochen, dass eine weitere geldpolitische Straffung "bald" erfolgen soll. Vor der letzten Zinserhöhung im März hatten die Währungshüter die Märkte ganz ähnlich auf den nächsten Zinsschritt vorbereitet. Eine Straffung der Geldpolitik spricht für optimistische Konjunkturerwartungen, schmälert aber die Attraktivität von Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen deutschen Unternehmen trat am Donnerstagnachmittag mit einem Plus von 0,02 Prozent auf 25 085,76 Punkte auf der Stelle, während der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) um 0,35 Prozent auf 2264,00 Zähler stieg. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) ging es um 0,09 Prozent auf 3589,60 Punkte hoch.
STUDIEN TREIBEN LINDE UND BRENNTAG AN
An der Dax-Spitze setzte die Lufthansa (4:LHAG) ihren Höhenflug fort: Die Aktien verteuerten sich um 2,13 Prozent. Zuletzt kam Rückenwind von den sinkenden Ölpreisen, welche tendenziell die Treibstoffkosten für Fluggesellschaften verbilligen. Auf dem Opec-Treffen in Wien dreht sich derzeit alles um eine mögliche Verlängerung der bereits bestehenden Förderbeschränkung wichtiger Opec-Staaten und Russlands, die mittlerweile aber als ausgemacht gilt.
Ansonsten bewegten auch wieder Analystenkommentare. Linde (4:LHAG) profitierten mit plus 1,35 Prozent davon, dass die Deutsche Bank (DE:DBKGn) die Titel des Gasekonzerns nun zum Kauf empfiehlt. Analyst Tim Jones hält den Zeitablauf der angestrebten Fusion mit US-Konkurrent Praxair (1:PX) sowie das daraus resultierende Sparpotenzial mittlerweile für besser abschätzbar. Bereits zur Wochenmitte hatten Fortschritte bei der Transaktion für einen Kursschub gesorgt.
Favorit der Anleger im MDax waren die zuletzt gebeutelten Papiere des Chemikalienhändlers Brenntag (4:BNRGn), die um 1,50 Prozent zulegten. Die starke Marktstellung verschaffe dem Unternehmen in der Branche Kostenvorteile, begründete Analyst Marc Van'T Sant von der US-Bank Citigroup (NYSE:C) die Wiederaufnahme der Beobachtung der Titel mit einer Kaufempfehlung.
KEIN STADA-BIETERKRIEG - AIXTRON VON US-GESCHÄFTSVERKAUF BEFLÜGELT
Der laut Kreisen abgeblasene Bieterkrieg um den Arzneimittelhersteller Stada (4:STAGn) ließ dessen Aktien um 0,69 Prozent auf 64,96 Euro sinken. Der chinesische Branchenkollege Shanghai Pharmaceuticals sowie die Finanzinvestoren Advent und Permira hätten sich gegen ein Gebot entschieden, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die beteiligten Parteien hätten sich nicht auf ein neues Gebot einigen können, um die Offerte der Finanzinvestoren Bain und Cinven zu kontern.
Beim angeschlagenen Spezialmaschinenbauer Aixtron (4:AIXGn) sorgte der Verkauf des Geschäfts mit Anlagen zur Fertigung von Speicherchips in den USA für einen Kurssprung von 4,06 Prozent. Der Verkauf bringe Geld in die Unternehmenskasse, lobte Analyst Janardan Menon vom Investmenthaus Liberum. Zudem steige Aixtron damit aus einem Geschäft aus, das schon länger zu kämpfen habe und nicht zu den Kernaktivitäten zähle. TecDax-Spitzenreiter waren indes die Aktien des Halbleiterkonzerns Siltronic (4:WAFGn) mit einem Plus von 5,40 Prozent - ihnen gab eine Empfehlung der schweizerischen Bank Credit Suisse (SIX:CSGN) Auftrieb.
HASTOR-MACHTÜBERNAHME BEI GRAMMER SCHEITERT
Daneben blieb der Machtkampf beim Autozulieferer Grammer (4:GMMG) im Fokus. Die umstrittene Investorenfamilie Hastor war auf der Hauptversammlung mit der angestrebten Absetzung des Vorstands und der Neubesetzung des Aufsichtsrats gescheitert. Hastor-Anwalt Franz Enderle kündigte aber bereits Widerspruch gegen sämtliche Beschlüsse an. Bei Herausrechnung der Dividende von 1,30 Euro je Anteilsschein, die Grammer an die Aktionäre ausgeschüttet hatte und um die die Aktie nun bereinigt gehandelt wurde, trat die Aktie zuletzt auf der Stelle.
Eine Empfehlung der US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) bescherte Zooplus (4:ZO1G) ein Rekordhoch Zuletzt gewannen die Titel des Onlinehändlers für Haustierbedarf 8,07 Prozent auf 198,95 Euro, womit sie den ersten Platz im Kleinwerte-Index SDax (SDAX) belegten.
Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von 0,19 Prozent am Vortag auf 0,17 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) stieg um 0,14 Prozent auf 141,58 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,16 Prozent auf 161,28 Punkte. Der Euro stand zuletzt bei 1,1200 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,1193 Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,8934 Euro gekostet.