(neu: weitere Händlerstimme und ergänzter Kommentar, Kursentwicklung)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Druck auf die Ergebnisse von SAP (DE:SAPG) angesichts hoher Investitionen hat am Freitag auf die Stimmung der Anleger geschlagen. Trotz überraschend starker Quartalsumsätze in allen Sparten drehte die Aktie des Softwareherstellers nach morgendlichen Gewinnen in die Verlustzone. Dabei belastete auch die allgemeine Schwäche von Technologieaktien an Europas Börsen, denn an der US-Technologiebörse Nasdaq war es wegen Zinssorgen am Donnerstag kräftig abwärts gegangen.
Die Papiere des größten europäischen Softwareherstellers büßten am frühen Nachmittag in einem schwächelnden Dax 1,2 Prozent auf 119,06 Euro ein. Die Anteile des kleineren Wettbewerbers Software AG (DE:SOWGn) verloren 4,2 Prozent auf 31,68 Euro und wurden von negativen Analystenkommentaren zusätzlich belastet. Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Technoloy sank im Sog der Nasdaq als Schlusslicht unter den 19 Branchen Europas um 1,4 Prozent.
"Im Grund ist nur das Cloud-Geschäft gut gelaufen, der Rest war mäßig bis okay und die operative Gewinnmarge (Ebit-Marge) rückläufig", begründete ein Händler die Kehrtwende der SAP-Aktie in die Verlustzone. Damit bestätigte er die Sicht von Frederik Altmann von Alpha Wertpapierhandel, der bereits vor dem Handelsstart von "durchwachsenen Geschäftsjahreszahlen" gesprochen hatte. Die Walldorfer hätten zwar die Unternehmensziele für die Cloud- und Software-Erlöse im vierten Quartal übertroffen, doch die Ebit-Marge habe mit dem Umsatzwachstum nicht mithalten können. Die Ertragskraft sei entsprechend "unbefriedigend".
Zudem sei der erste Ausblick auf das neue Jahr eher zurückhaltend. Die Markterwartungen seien bereits am oberen Ende der von SAP angegebenen Zielspannen für die Cloud- und Softwareerlöse sowie für das Betriebsergebnis, erklärte er und hatte daher schon am Morgen vor einem möglichen Abbröckeln der Kursgewinne im Handelsverlauf gewarnt. "Zwar ist SAP in einer Transformationsphase und Analysten feiern daher das starke Cloud-Geschäft, mir fehlt dennoch ganz übergeordnet die Ergebnisfantasie."
Die Aktienexperten der Investmentbank Stifel Europe lobten dennoch die "durch die Bank besser als erwartet ausgefallenen Umsatzzahlen" von SAP und auch das Betriebsergebnis. Zudem sei im vierten Quartal 2021 der Auftragsbestand im Cloud-Geschäft, eine ganz wesentliche Kennzahl für SAP, im Jahresvergleich um mehr als ein Viertel gestiegen. Das deute auf eine starke Dynamik des Strategieprogramms "Rise with SAP" hin und lasse eine weitere Beschleunigung im laufenden Jahr erwarten. Den Ausblick auf den Betriebsgewinn 2022 nannten die Aktienexperten unter Verweis auf Vorabinvestitionen konservativ.
Im MDax litten die Anteile der Software AG als Schlusslicht vor allem unter einer gestrichenen Kaufempfehlung der US-Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS). Ihr Anlageurteil lautet nun "Neutral". Das Kursziel senkte Analyst Gautam Pillai von 50 auf 39 Euro und verwies darauf, dass die Berechenbarkeit der kurz- bis mittelfristigen Geschäftsentwicklung spürbar abgenommen habe. Zudem dürften weitere Wachstumsinitiativen anstehen, was aber zunächst Geld kosten werde.
Auch Analyst Uwe Schupp von der Deutschen Bank (DE:DBKGn) äußerte sich in einem Ausblick auf die erwarteten Quartalszahlen vorsichtiger zu dem Darmstädter Unternehmen und verwies auf Risiken, etwa mit Blick auf die Beteiligung des Private-Equity-Investors Silver Lake oder wegen des Hackerangriffs im Jahr 2020. Zudem befürchtet er, dass die Unternehmensziele für 2022 enttäuschen könnten und senkte daher das Kursziel von 36 auf 33 Euro./ck/bek/mis