(neu: Kurse, Informationen zum Squeeze-Out, neue Analystenstimmen)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine Meldung über eine Barabfindung für die Minderheitsaktionäre des Industriegasekonzerns Linde nach der Fusion mit Praxair (112:PX) hat die Papiere der alten Linde AG (4:LING) am frühen Mittwochnachmittag kräftig angetrieben. Sie schnellten zuletzt um 6,24 Prozent auf 175,45 Euro hoch.
Linde und Praxair wollen nach dem Fusionsvollzug zur neuen Linde plc einen Squeeze-Out bei der Linde AG durchführen, wie Linde am Mittwoch mitteilte. Dies bedeutet den Zwangsausschluss der Minderheitsaktionäre. Dem Unternehmen zufolge soll die Barabfindung angemessen sein. Ziel sei eine Vereinfachung der künftigen Konzernstruktur. Etwa 92 Prozent der Linde-Aktionäre haben ihre Anteile an der AG bereits zum Umtausch in Anteile der neuen Linde plc angedient.
Auch die zum Umtausch eingereichten Linde-Aktien (4:LIN1) schlugen sich am Mittwoch sehr gut mit einem Plus von zuletzt 3,47 Prozent auf 178,75 Euro. Linde hatte mit dem Gewinn im ersten Quartal überzeugt. Auch das Festhalten der Münchener am Fahrplan für die Fusion mit Praxair erfreute die Anleger.
Das operative Ergebnis von gut einer Milliarde Euro zum Jahresauftakt übertraf laut Peter Spengler von der DZ Bank seine Schätzung um 7 Prozent und die Konsensprognose gar um 9 Prozent. Der Analyst bestätigte in einer ersten Einschätzung des Zahlenwerks die Kaufempfehlung für die Papiere. "Der Fokus der Aktien-Story liegt auf der Fusion mit Praxair", merkte Spengler an.
Laut Linde wird der Abschluss der Fusion weiter in der zweiten Jahreshälfte angestrebt. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte zuletzt berichtet, dass die beiden Unternehmen zu größeren Zugeständnissen bereit sind, um das Vorhaben in trockene Tücher zu bringen.
Analyst Chetan Udeshi von JPMorgan (NYSE:JPM) lobte im Zahlenwerk vor allem die überraschend hohe operative Marge. Der Grund seien Einsparungen aus dem Umbauprogramm sowie höhere Preise im Geschäft mit Gasflaschen und Tanklastzügen. Dieses habe von der weltweit robusten Konjunktur profitiert.
Linde habe die Erwartungen im ersten Quartal übertroffen, kommentierte Analyst Martin Rödiger von Kepler Cheuvreux in einer Studie. Die Hälfte der positiven Gewinnüberraschung sei auf einen Sondereffekt zurückzuführen, der Rest resultiere aber aus dem operativen Geschäft. Von Warburg Research hieß es, Effizienzmaßnahmen hätten sich ausgezahlt. Und laut der Commerzbank (DE:CBKG) könnte der starke Start des Gaseherstellers ins Jahr 2018 nun zu leicht steigenden Konsensschätzungen führen.
Seit Jahresbeginn haben allerdings die zum Umtausch eingereichten Linde-Papiere bislang gut 8 Prozent eingebüßt und damit etwa doppelt so viel wie der europäische Chemiesektor (Stoxx 600 Chemicals PR). Bei den Anteilen der Linde AG beläuft sich das Minus im Jahr 2018 derzeit auf etwas mehr als 3 Prozent. Hierin dürfte sich auch die bisherige Zurückhaltung der Anleger mit Blick auf die Fusion mit Praxair widerspiegeln. "Wir erwarten, dass die Zustimmung (der Regulierungsbehörden) nur unter harten Auflagen erteilt wird", schrieb DZ-Bank-Experte Peter Spengler vor kurzem in einer Studie.