FRANKFURT (dpa-AFX) - Überraschend starke Quartalsumsätze in allen Sparten von SAP (DE:SAPG) und die Aussicht auf eine weitere Beschleunigung der Geschäftsdynamik 2022 haben am Freitag den Aktien des Softwareunternehmens Auftrieb gegeben. Trotz der aufgrund von Zinssorgen gedrückten Stimmung für Technologiewerte im Allgemeinen legten die Papiere des größten europäischen Softwareherstellers im frühen Handel um 1,3 Prozent auf 122,08 Euro zu. Der Dax gab indes um 0,7 Prozent nach. Die Anteile des kleineren Wettbewerbers Software AG (DE:SOWGn) verloren 3,8 Prozent auf 31,82 Euro und wurden an diesem Morgen im Besonderen von negativen Analystenkommentaren belastet.
Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Technolgy sank im Nachgang der tags zuvor sehr schwachen technologielastigen US-Börse Nasdaq als Schlusslicht unter den 19 Branchen Europas um 1,4 Prozent.
Die Aktienexperten der Investmentbank Stifel Europe lobten die "durch die Bank besser als erwartet ausgefallenen Umsatzzahlen" von SAP und auch das Betriebsergebnis. Zudem sei im vierten Quartal 2021 der Auftragsbestand im Cloud-Geschäft, eine ganz wesentliche Kennzahl für SAP, im Jahresvergleich um mehr als ein Viertel gestiegen. Das deute auf eine "starke Dynamik des Strategieprogramms "Rise with SAP" hin und lasse eine weitere Beschleunigung im laufenden Jahr erwarten. Den Ausblick auf den Betriebsgewinn 2022 nannten die Aktienexperten konservativ und verwiesen auf Vorabinvestitionen.
Ein Händler sprach indes von "durchwachsenen Geschäftsjahreszahlen". Die Walldorfer hätten zwar die Unternehmensziele für die Cloud- und Software-Erlöse im vierten Quartal übertroffen, doch die operative Gewinnmarge (Ebit-Marge) habe mit dem Umsatzwachstum nicht mithalten können. Zudem sei der erste Ausblick auf das neu angelaufene Jahr eher zurückhaltend. Die Markterwartungen seien bereits am oberen Ende der von SAP angegebenen Zielspannen für die Cloud- und Softwareerlöse sowie das Betriebsergebnis, erklärte er und schließt daher ein Abbröckeln der Kursgewinne im Handelsverlauf nicht aus.
Im MDax litten die Anteile der Software AG als Schlusslicht vor allem unter einer gestrichenen Kaufempfehlung der US-Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS). Ihr Anlageurteil lautet nun "Neutral". Das Kursziel senkte Analyst Gautam Pillai von 50 auf 39 Euro und verwies darauf, dass die Berechenbarkeit der kurz- bis mittelfristigen Geschäftsentwicklung spürbar abgenommen habe. Zudem dürften weitere Wachstumsinitiativen anstehen, was aber zunächst Geld kosten werde.
Auch Analyst Uwe Schupp von der Deutschen Bank (DE:DBKGn) äußert sich in einem Ausblick auf die erwarteten Quartalszahlen vorsichtiger zu dem Darmstädter Unternehmen und verwies auf Risiken, etwa mit Blick auf die Beteiligung des Private-Equity-Investors Silver Lake oder wegen des Hackerangriffs im Jahr 2020. Zudem befürchtet er, dass die Unternehmensziele für 2022 enttäuschen könnten und senkte daher das Kursziel von 36 auf 33 Euro./ck/men/stk