FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien von Uniper (DE:UN01) haben am Donnerstag die Verluste ausgeweitet. Sie fielen um 6,5 Prozent auf rund 23,28 Euro, womit sich der Kursrutsch seit Anfang vergangener Woche auf rund 40 Prozent summiert. Die Papiere rutschten vorübergehend erstmals seit fast zwei Jahren unter die Marke von 23 Euro. Am Dax -Ende fielen RWE (DE:RWEG) um 4,5 Prozent, womit der Abschlag seit Dienstag fast 14 Prozent beträgt. Allerdings hatten RWE am Montag noch den höchsten Stand seit fast elf Jahren erreicht.
Börsianer führen die hohen Verluste zuvorderst auf den Krieg in der Ukraine zurück. Vor allem Uniper sei ein bedeutender Importeur von Erdgas aus Russland, heißt es im Handel. Mit der fortgesetzten kriegerischen Auseinandersetzung und den einschneidenden Sanktionen gegen Russland seien folglich unmittelbar operative Risiken für den Stromerzeuger verbunden.
Laut der Investmentbank JPMorgan (NYSE:JPM) hält Uniper an seinem Engagement in Russland fest. Das sei auch keine Überraschung angesichts der großen Abhängigkeit von russischem Gas. Von der gesamten Gaskapazität von 370 Terawattstunden stammten 200 Terawattstunden aus Russland. Die russische Unipro, an der Uniper mit 83,7 Prozent beteiligt sei, werde wohl weiter liefern können, prognostizierte Analyst Javier Garrido. Die Beteiligung mache 20 Prozent des operativen Gewinns (Ebitda) von Uniper aus. Wegen einer geringen Verschuldung werde Unipro wohl auch die Refinanzierung stemmen können.
In den vergangenen eineinhalb Wochen war die Uniper-Aktie zunächst vor allem wegen der von der Politik zunächst auf Eis gelegten und nun wohl vor dem Ende stehenden Gaspipeline Nord Stream 2 unter Druck geraten. Ein Scheitern des Projekts bedeutet hohe Abschreibungen für den MDax -Konzern, der sich an dessen Finanzierung mit knapp einer Milliarde Euro beteiligt hatte.
Europaweit standen Versorger (NYSE:XLU) am Donnerstag unter Druck. Der Stoxx Europe 600 Utilities büßte 1,8 Prozent ein. Die Aktien der finnischen Fortum (DE:FUM1V) , die Großaktionärin von Uniper und ebenfalls stark auf dem russischen Energiemarkt aktiv ist, verloren an der Börse in Helsinki 2,8 Prozent.