Lieber Fool,
hast du schon einmal versucht, eine Münze auf ihrem Rand zu balancieren? Es ist gar nicht so einfach. Aber auf der richtigen Oberfläche, mit etwas Geduld und vor allem in einer ruhigen Umgebung ist es durchaus machbar.
Jedoch reicht eine winzige Erschütterung oder ein sanfter Windhauch, um die Münze wieder aus ihrem Gleichgewicht zu bringen, das so schwer herzustellen war.
Ganz ähnlich verhält es sich mit unserem Geldsystem. Seit der Abschaffung des Goldstandards basiert es einzig und allein auf Vertrauen. Vertrauen – das merken wir persönlich immer wieder in Beziehungen zu uns nahestehenden Menschen – ist schwer aufzubauen und extrem leicht zu zerstören.
Unser Geldsystem ist fragil und unbeständig Unser Geldsystem ist extrem leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen, obwohl es uns oft nicht so vorkommt.
In der Vergangenheit ist das schon oft passiert. Doch all die geldpolitischen Krisen, Hyperinflationen und Währungsreformen der Vergangenheit wirken unfassbar weit entfernt, weil wir heute in der Lage sind, die jahrtausendelange Geschichte des Handels mit Waren und mit Geld in zehn Minuten zu überfliegen. Zeiträume von 200 Jahren lassen sich in zwei Minuten zusammenfassen.
So entsteht die Illusion, die Vergangenheit sei grundsätzlich wilder und ungeordneter gewesen als die Gegenwart. Aber auch unser heutiges Geldsystem ist nichts weiter als eine sorgfältig balancierte Münze.
Die Hyperinflation von 1923 als Lehrstück Diese Münze kann genau so aus dem Gleichgewicht geraten wie die von 1871 bis 1923 gültige Mark.
Zu Beginn des ersten Weltkriegs wurde die Golddeckung aufgehoben und immer mehr Geld in Umlauf gebracht, um die Kriegsausgaben zu finanzieren. Das Ergebnis waren steigende Preise und ein drastischer Wertverlust der Mark. Das Tempo der Geldentwertung zog ab 1919 nochmals an, da die Geldmenge extrem ausgeweitet wurde, um die immensen Staatsschulden und den „Ruhrkampf” (eine groß angelegte Arbeitsniederlegung) bezahlen zu können. Das Ergebnis – die Hyperinflation von 1923 – ist hinlänglich bekannt.
Kein Goldstandard, exzessives Gelddrucken, hohe Staatsschulden, Finanzierung von Arbeitsstopps durch den Staat – kommt dir das bekannt vor?
Geschichte muss sich nicht wiederholen, aber sie sollte uns lehren Sicherlich haben wir in den vergangenen Jahrzehnten viel über Geldsysteme dazugelernt, was uns hilft, die Münze auszubalancieren.
Gleichzeitig gibt es keinen Grund zur Annahme, dass wir jetzt am Ende der Evolution der Geldsysteme angelangt sind und dass wir auch in 10, 20, 50 oder 100 Jahren noch mit Euro, US-Dollar und Co. zahlen werden.
Wir sollten nicht der Illusion der Beständigkeit zum Opfer fallen und glauben, unsere Münze sei vor dem Umfallen sicher. Denn das ist sie nicht. Daher halte ich ungern große Teile meines Vermögens auf Bankkonten, sondern investiere in Sachwerte wie Aktien.
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Der Artikel Aktien, Inflation und die gefährliche Illusion der Beständigkeit ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
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