Investing.com - Die Wall Street hat ihre Rekordjagd am Freitag abgeblasen, nachdem die USA überraschend mehr Stellen schufen als erwartet. Das hat den Zinsfantasien der Anleger einen Dämpfer versetzt.
Der Dow Jones Industrial Average fiel 165 Punkte, während der S&P 500 0,68 Prozent verlor. Der technologielastige Nasdaq-Composite gab um 0,6 Prozent nach. Aus den Depots flogen vor allem Halbleiterwerte.
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Die US-Wirtschaft schuf 224.000 Jobs im Juni. Von Investing.com befragte Volkswirte hatten mit einem Stellenplus von 165.000 gerechnet, nach 75.000 im Mai.
"Der Markt dürfte nun seine überzogenen Zinssenkungserwartungen für Juli etwas korrigieren", schreibt Nordea Markets. Schließlich betonte Powell letzte Woche, dass die Geldpolitik auf einzelne Datenpunkte oder kurzfristige Stimmungsschwankungen nicht überreagieren sollte. "Wir erwarten jedoch nach wie vor eine Zinssenkung um 25 Basispunkte im Juli."
Die US-Renditen starteten nach den US-Arbeitsmarktdaten durch. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen kletterte zurück über die Marke von 2 Prozent auf 2,04 Prozent. Das zweijährige Zinspapier stieg auf 1,88 Prozent. Der Goldpreis rutschte deutlich unter die Marke von 1.400 Dollar je Feinunze, während der US-Dollar-Index um mehr als 0,5 Prozent aufwertete.
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Anleger setzen seit geraumer Zeit verstärkt auf eine Zinssenkung der Fed Ende Juli und das, obwohl die US-Wirtschaft nach wir vor recht ordentlich läuft und Vollbeschäftigung am Arbeitsmarkt herrscht. Während die Wahrscheinlichkeit für einen solchen Schritt nach wie vor hoch ist, ist sie für eine große Zinssenkung um 50 Basispunkte von 29 auf 9 Prozent gesunken.
"Es ist immer noch wahrscheinlicher als nicht, dass die Fed die Zinsen senken wird, aber die Chancen haben sich etwas verringert", sagte Scott Brown, Chefökonom bei Raymond James in St. Petersburg, Florida. "Eine große Zinssenkung um 50 Basispunkte sollte an dieser Stelle aber vollständig vom Tisch sein."
Werte von Banken legten dank der Aussicht auf höhere Zinsen wieder zu. Die Papiere von Bank of America (NYSE:BAC) stiegen um 1,2 Prozent, JPMorgan Chase & Co (NYSE:JPM) um 0,6 Prozent und Goldman Sachs (NYSE:GS) um 1 Prozent.
Stark unter Druck standen Unternehmen aus dem Halbleiterbereich, nachdem der koreanische Elektronikgigant Samsung (KS:005930) eine Gewinnwarnung herausgab und sagte, die Gewinne seien im zweiten Quartal vermutlich um 56 Prozent zurückgegangen. Die Aktien von Intel (NASDAQ:INTC) gaben um 2 Prozent nach, während Qualcomm (NASDAQ:QCOM) um 1,4 Prozent sank und Nvidia (NASDAQ:NVDA) um 1,9 Prozent.
Die Amazon-Aktie (NASDAQ:AMZN) fiel um 0,6 Prozent, nachdem die britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde eine Verfügung erließ, die Änderungen im Unternehmen Deliveroo einschränken soll. Der Online-Gigant ist nach der jüngsten Finanzierungsrunde größter Investor des britischen Online-Lieferdienstes.
An den Rohstoffmärkten legte der Ölpreis WTI um 0,5 Prozent auf 57,62 Dollar je Barrel zu.
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